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Fächertraum

Fächertraum

Titel: Fächertraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Leix
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Frauenstimme aus der Sprechanlage.
    Der Kommissar hielt seinen grünen Dienstausweis vor die Linse. »Kriminalpolizei Karlsruhe, wir hätten gerne Herrn Jordan gesprochen.«
    »Haben Sie einen Termin?«
    »Wir kommen immer unangemeldet.«
    »Tut mir leid, Herr Jordan ist unterwegs.« ›Klick‹.
    Lindt drückte nochmals den goldenen Knopf. Die Sprechanlage rauschte wieder.
    »Was gibts denn noch? Er ist nicht da.«
    »Könnten wir denn mit Ihnen sprechen?«
    Die Stimme zögerte. »Ich bin die Haushälterin. Herr Jordan hat mich angewiesen, niemanden einzulassen.«
    Lindt bemühte sich um maximale Freundlichkeit in seiner Stimme: »Nur eine kurze Auskunft, bitte. Vielleicht könnten Sie zur Haustür kommen?«
    Nach drei Sekunden summte der Öffner und gab das schmale Seitentor frei. Die beiden Beamten gingen auf dem Granitpflaster der Auffahrt bis zum Haus, wo sie von einer dunkel gekleideten Frau mit weißer Schürze erwartet wurden.
    »Die ist gar nicht so alt, wie sie aussieht«, raunte Paul Wellmann seinem Kollegen zu, als sie näher kamen.
    »Ende 30 vielleicht, das kommt von der strengen Frisur und dem schwarzen Kleid«, gab Oskar leise zurück.
     
    »Seit Ihre Kollegen vor einiger Zeit hier so eingedrungen sind, darf ich niemanden mehr …«
»Keine Sorge«, beruhigte Lindt. »Wir möchten nichts durchsuchen, nur etwas fragen.«
    »Bitte?« Die Gesichtszüge der Frau wirkten angespannt. »Herr Jordan ist auf Geschäftsreise.«
»Schade, wir müssten ihn dringend sprechen. Wie ist er denn zu erreichen?«
    »Das kann ich Ihnen leider nicht sagen.«
    »Würden Sie ihn vielleicht für uns anrufen?«
    Ein Flackern erschien kurz in ihren Augen: »Herr Jordan möchte nicht gestört werden.«
    »Haben Sie denn keine Handynummer von ihm?«, fragte Lindt erstaunt. »So für den Notfall vielleicht, wenn mal was mit dem Haus …?
    Die Frau verschränkte ihre Arme vor der Brust: »Geht leider nicht.«
    »Sie wissen also, wo er ist? Es wäre nur eine kurze Frage.«
    Ihre Augen begannen feucht zu glänzen: »Normalerweise informiert er mich, aber …« Sie stockte.
    »Dieses Mal nicht?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Handy ausgeschaltet?«
    Schulterzucken.
    »Schon lange weg?«
    »Ein paar Tage …« Die Stimme zitterte leicht.
    »Er hat sich doch bestimmt von Ihnen verabschiedet.«
    Erneutes stummes Kopfschütteln.
    Der Kommissar räusperte sich. »Die Insolvenz der Firma ist ja allgemein bekannt. Darf ich fragen, ob auch Sie noch Gehalt zu erwarten haben?«
    Die Haushälterin zuckte unmerklich zusammen und griff nach der Türklinke, um sich festzuhalten. »Das … das … darüber möchte ich nicht sprechen«, brachte sie mühsam hervor.
Lindt entschloss sich, aufs Ganze zu gehen: »Er hat sich abgesetzt, stimmts?«
    »Wieso fragen Sie das?« Sie kniff die Augen kurz zusammen und schob ihre Hand in die Schürzentasche.
    »Schweiz?«, fragte Paul Wellmann. »Oder noch weiter weg?«
    »Bitte, gehen Sie jetzt.«
    Die Kommissare wechselten einen Blick, dann schüttelte Lindt den Kopf. »Wollen Sie uns nicht sagen, was Sie wissen?«
    Ruckartig machte die Angestellte kehrt und versuchte, die Haustür hinter sich zu schließen. Paul Wellmann war schneller und schob seinen Fuß in den Spalt.
»Es ist wirklich wichtig.«
    Mit einem weißen Taschentuch betupfte sich die Haushälterin die Augen, dann gab sie den Widerstand auf. »Kommen Sie.«
    Die beiden Kriminalisten folgten ihr und gelangten durch eine zweite Tür in eine hohe ausladende Halle, zweifellos der Empfangsraum des herrschaftlichen Anwesens. Weit oben drang durch eine kunstvolle Dachverglasung das Tageslicht herein. Eine breite Eichenholztreppe führte in die oberen Stockwerke. An den Wänden zeugten aufwendig gerahmte Ölporträts von früheren Generationen der Fabrikantenfamilie.
    Die Frau blieb vor einer mit dickem dunkelbraunem Leder bezogenen Sitzgruppe stehen. »Bitte.« Nochmals tupfte sie ihre Augen trocken, schnäuzte sich leise und setzte sich vorsichtig auf die Armlehne eines Sessels.
    »Erzählen Sie«, sagte Lindt, ebenfalls sehr leise, und musterte die Haushälterin aufmerksam. Echt unpassend, die strenge Kleidung, fand er. Eher die Generation für Jeans und T-Shirt.
»Ich weiß es wirklich nicht«, begann sie. »Sonst …«
    »… sagt Herr Jordan Ihnen immer, wohin er reist?«, vollendete der Kommissar ihren Satz.
    »Ja, und …«
    »… manchmal haben Sie ihn begleitet?«
    Die Frau krümmte sich, rutschte in den Sessel und hielt sich ihr Tuch vors

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