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Fächertraum

Fächertraum

Titel: Fächertraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Leix
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Bier trinkt, dreht sich doch keiner um. Außerdem war ich ja nicht zum ersten Mal im ›Grünen Eck‹.«
    »Hast du Namen?«
    Alwin griff nach Lindts Notizblock.
    Das Telefon schrillte. »Soll hochkommen«, gab der Kommissar eine knappe Anweisung in den Hörer.
    Zwei Minuten später kam Inka Valentin, ließ ihren Rucksack fallen, schälte sich aus der schweren abgewetzten Lederjacke und setzte sich rittlings auf den zweiten Besucherstuhl.
    »Alwin Stadler, seit Kurzem eine meiner Geheimwaffen«, stellte Lindt seinen Ruhestandskollegen vor.
Die Journalistin musterte ihn. »Im selben Fall? Du gehst mal wieder auf Nummer sicher.«
    »Verschiedene Zielgruppen, Inka. Hattest du Erfolg?«
    Ihre Augen leuchteten: »Oskar, die Idee war ein Treffer. Schade, dass sie nicht von mir stammt. Die Frauen fanden es echt gut, dass sich jemand endlich auch mal für sie interessiert. Radio, Fernsehen, Zeitung, alle hatten immer nur über die Männer berichtet, und wenn Frauen zu Wort kamen, dann nur solche, die auch bei der KARMAG angestellt waren. Aber die Familien, die Ehefrauen, die Kinder, nach denen hat noch niemand gefragt.«
»Ein echtes Defizit. Hatte ich mir so vorgestellt.«
    »In fünf Wochen ist Weihnachten. Das gibt eine Story, die echt auf die Tränendrüse drückt. Die Redaktion hat mir gleich grünes Licht gegeben. Stille Nacht ohne Geschenke. Traurige Kinderaugen, Leere unterm Tannenbaum. Ich hab den Bericht schon fast fertig.«
    Lindt brummte zustimmend. »Die Familien, deren Namen ich dir aufgeschrieben habe, kenne ich persönlich.«
    »Hast du eine Ahnung, wie die um ihre Häuser bangen? Bisher lief die Metallindustrie glänzend. Jedes Jahr mehr Gewinne, Erfolgsprämien für die Belegschaft. Alles einkalkuliert, Hausfinanzierung ausgereizt bis auf den letzten Cent. Und jetzt: Wie lange darf Laura noch in ihrem großen hellen Kinderzimmer spielen? Droht der Abstieg in eine düstere feuchte Sozialwohnung?«
»Na, nun übertreib mal nicht gar zu arg.«
    Inkas Augen funkelten: »Was glaubst du, welch eine Wut die Frauen auf diesen Jordan haben. Die sind alle felsenfest davon überzeugt, dass er die Millionen abgezweigt und sich jetzt aus dem Staub gemacht hat. Ich sag dir, Oskar, wenn die den zu fassen bekämen …«
    »Da werden Weiber zu Hyänen«, kommentierte Alwin. »War zu meiner Zeit schon so. Bei besonders grausamen Verbrechen hatten wir öfter mal rachsüchtige Furien als Täter.«
    Lindt schaute wieder zu Inka: »Gibt es denn Familien, bei denen sich die Lage plötzlich geändert hat?«
    »Nicht direkt. Wer gibt schon gerne zu, dass die von nebenan ihre Situation besser meistern können. Aber ich hab ein paar versteckte Andeutungen eingefangen, und wenn die eine durch die Küchengardine sieht, wie ihre Nachbarin drei pralle Kaufhaustüten aus dem Auto trägt, dann genügt das schon.«
    »Klar«, sagte der Kommissar. »Das spricht sich rum unter denen, die ihre Kleider jetzt beim Textildiscount holen müssen. »Aber hast du noch was Konkretes gehört?«
    »Einen Satz, einen einzigen. Ein Zwölfjähriger hat genau zugehört, worüber ich mit seiner Mutter gesprochen habe. Da stand er plötzlich neben ihr und sagte: ›Julian kriegt die Playstation zu Weihnachten. Sein Vater, der macht was.‹«
»Den Nachnamen von diesem Julian, konntest du den auch rausfinden?«
    Inka kramte im Rucksack nach ihrem Stenoblock. »Ich hab ihn gefragt, wo sein Freund denn wohne. Das da stand am Gartentor.« Sie schob Lindt den Block hin.
    Der Kommissar warf einen kurzen zufriedenen Blick darauf, dann verriet er Inka, was sein pensionierter Kollege aufgeschrieben hatte.
»Ich denke, Alwin, bald gibt es was zu kochen.«

17
    Für den Abstecher nach Durlach-Aue ließ er sich Zeit. Obwohl es schon auf Mitternacht zuging, fühlte er sich noch kein bisschen müde. Die Ruhe der Nacht offenbarte viele Geheimnisse, die der geschäftige Tag sonst überdeckte.
    Zwischen anderen geparkten Autos fand er einen geeigneten Platz, von dem aus er das Grundstück der Familie Gabriel gut einsehen konnte. Das Haus stammte sicherlich aus den 50er-Jahren, machte aber, soweit Lindt das in der Dunkelheit einschätzen konnte, einen frisch renovierten Eindruck. Aufwendige Außenanlagen rundeten das gepflegte Bild ab, und als eine streunende Katze den Bewegungsmelder der Außenbeleuchtung aktivierte, wurde hinter dem Haus ein weitläufiger Hofraum mit mehreren Garagen, Schuppen und einer großzügigen Gartenfläche sichtbar.
    Auch zwei Straßen weiter fand

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