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Fächertraum

Fächertraum

Titel: Fächertraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Leix
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der Kommissar einen passenden Beobachtungsplatz. Das Anwesen von Thomas Heid stand dem vorigen in nichts nach. Im Gegensatz zu vielen anderen Häusern in diesem Stadtteil, deren Fassaden schon seit Jahrzehnten keinen frischen Anstrich mehr bekommen hatten, schien der weiße Putz sogar bei Nacht zu leuchten, und ein nagelneuer Edelstahlschornstein zierte die Außenwand. Vor der Doppelgarage parkte ein schwarzes Beetle-Cabrio, und unter einem hohen Carport warteten ein Wohnmobil neueren Baujahrs und ein schweres Geländemotorrad auf die nächste Tour.
    Wie können sich ›normale‹ Facharbeiter solche Anwesen leisten? Unter dem Eindruck von Inkas und Alwins Berichten war Lindts Analyse schnell erstellt. Wer die vielen guten Jahre der KARMAG erlebt und von Sonderzahlungen, Belegschaftsausschüttungen, Zulagen für Auslandseinsätze profitiert hat, der sieht positiv in die Zukunft, investiert in Haus und Hof und macht sich um die Rückzahlung seiner Hypotheken keine Sorgen. Warum soll es nicht so weitergehen? Auftragslage bestens, Überstunden und Sonderschichten sind an der Tagesordnung.
    Wehe dem, der vom Zusammenbruch des Traditionsunternehmens eiskalt erwischt worden war.
     
    Ab 5.30 Uhr am nächsten Morgen parkten zwei Lieferwagen mit geschlossenen Laderäumen in Durlachs Stadtteil Aue.
    Ein ziemlich angerosteter Ford Transit in verblasstem Blau mit der Aufschrift ›Jäger-Rohrleitungsbau‹ platzierte sich so in einer Seitenstraße, dass seine Hecktüren zum Grundstück der Familie Gabriel zeigten.
    20 Meter nach der Hofeinfahrt von Thomas Heid hielt ein silbergrauer Sprinter von ›Montageservice Zoll‹. Dass lange Zeit keine Handwerker zu sehen waren, konnte nur einem sehr genauen Beobachter auffallen.
    Etwas weiter entfernt verteilten sich ein weißer Golf, ein blauer Volvo 850 und ein dunkelroter Citroën- XM -Kombi unauffällig auf öffentliche Parkplätze. Weitere Zivilfahrzeuge der Karlsruher Polizei konnten bei Bedarf innerhalb weniger Minuten ebenfalls vor Ort sein.
    Lindt wählte seinen Standplatz neben einem Supermarkt.
    Er konnte die Straße bequem überblicken, ohne selbst von Passanten bemerkt zu werden, und machte es sich mit zwei Butterbrezeln und einer Thermoskanne voller Milchkaffee in seinen weichen Polstern gemütlich. Auch Wellmann und Sternberg hatten strategisch günstige Punkte ausgesucht und stellten sich Zeitung lesend auf längere Wartezeiten ein.
    Die ersten Funksprüche aus den Kastenwagen betrafen Kinder, die noch bei Dunkelheit die observierten Häuser verließen, um zur Schule zu gehen. Danach gab es bis zum späten Vormittag keine besonderen Vorkommnisse mehr. Erst gegen halb zwölf begann der Funk wieder zu rauschen: »Weibliche Person verlässt mit schwarzem Cabrio Anwesen Heid.«
    »Einkaufskorb?«
    »Positiv. In Ihre Richtung.«
    Lindt startete vorsichtshalber den Motor, konnte ihn aber nach zwei Minuten wieder ausmachen, denn der Beetle bog in ebenjenen Parkplatz ein, auf dem der Kommissar wartete.
    »Brauch etwas Bewegung«, funkte er, »ich geh ihr mal nach.« Dann schnappte er sich ebenfalls einen Einkaufswagen.
    Er vermied jeglichen Blickkontakt, blieb auf Entfernung und stellte seine Ohren auf Empfang.
    Ein Salatkopf, passierte Tomaten, Spaghetti eines italienischen Herstellers, geriebener Parmesan und ein halbes Pfund Hack wanderten in den Wagen von Corinna Heid. Sie grüßte einige andere Kunden, ohne sich aber mit jemandem längere Zeit zu unterhalten, dann steuerte sie Richtung Ausgang.
    Der Kommissar nahm schnell zwei Tafeln Nougatschokolade sowie eine Packung Doppelkekse aus dem Süßwarenregal und konnte es so einrichten, dass er direkt vor ihr durch die Kasse kam.
    Umständlich packte er seine Tüte, doch auch hier gab es nichts zu erlauschen. Lindt ließ die Frau vorgehen und schob seinen Wagen ebenfalls zum Ausgang. Dort blieb er stehen, schaute sich die Auslagen an Holzbriketts und Vogelfutter an und beobachtete dabei, wie der Korb in das Cabrio geräumt wurde.
    Plötzlich hob die Frau ihre Hand und winkte. Der Kommissar erkannte einen schneeweißen Mini, der eben auf den Platz gefahren kam und jetzt neben dem Beetle einparkte. Die Fahrerin stieg aus und umarmte Corinna Heid. Dem dunkelblauen Volvo, der direkt daneben einparkte, schenkten die beiden Frauen keine Beachtung …
    Lindt machte einen kleinen Umweg zu seinem Wagen, stieg ein und erst wieder aus, als einige Minuten später die Minifahrerin im Supermarkt verschwunden und die Cabriofahrerin vom

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