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Fächertraum

Fächertraum

Titel: Fächertraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Leix
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deutlicher erkennen können. »Sie ist …«
»Teil Ihrer kreativen Ermittlungsstrategie?«
    Der Kommissar gestand: »Dafür gibt es ab und zu eine kleine Exklusivreportage.«
»Solange das unserem Vorwärtskommen nicht entgegensteht, sehe ich keine Probleme.«
    »Inka, wir müssen«, brach Lindt die Unterhaltung ab. »Halte dich an Jan, er kann dir ein paar interessante Dinge zeigen. Aber bitte noch nichts veröffentlichen. Ich denke, wir stehen kurz vor der Aufklärung.«
     
    Damit sollte sich der Kommissar allerdings gründlich täuschen, denn die Vernehmung von Volker Gabriel und Thomas Heid gestaltete sich schwieriger als gedacht. Beide bestanden darauf, nur in Gegenwart eines Anwaltes vernommen zu werden, und gaben sich dann äußerst wortkarg.
    Selbst, als die KTU meldete, dass auch in Gabriels Montagegrube DNA -Spuren von Klaus-Dieter Jordan gefunden worden waren, gab es keine Geständnisse. Im Laderaum des Transporters konnte dagegen trotz intensivster Suche nichts Belastendes gesichert werden.
    Beide Verdächtigen wurden mit Mütze, Brille und Bart verkleidet, um einen Vergleich zum Aufzeichnungsband der Tankstelle anzufertigen. Übereinstimmung 70 % bei Gabriel, 30 % bei Heid, war das Ergebnis der Spezialisten des Landeskriminalamts.
    Eine kleine Beule in der Heckstoßstange des Transporters sah zwar so ähnlich aus wie eine Schattierung auf dem Zapfsäulen-Video, aber dessen Qualität erlaubte keine eindeutige Beweisführung.
    Waffen wurden nirgendwo gefunden, Schmauchspuren ebenso wenig wie gestohlene Kfz-Kennzeichen, und auch nach größeren Bargeldbeträgen oder anderen belastenden Unterlagen suchten die Ermittler vergeblich.
    Den VW -Bus, tatsächlich ein früheres Stadtwerke-Fahrzeug, hatte Gabriel schon vor Jahren ganz regulär erworben und immer mal wieder zugelassen, wenn er größere Baumaßnahmen an seinem Anwesen durchführte.
    Die Ehefrauen von Heid und Gabriel gaben ihren Männern für die Zeiten des Brandanschlags und des Bettfedern-Mordes nicht zu widerlegende Alibis. Auch längere Abwesenheitszeiten, wie sie für eine Vogesenfahrt nötig gewesen wären, wurden heftigst bestritten.
    Einzig die gemeinsame DDR -Vergangenheit in einer Sonderkampfeinheit der NVA Ende der 80er-Jahre verband die beiden unwiderlegbar.
    »Das ist ja wohl kein Haftgrund«, gifteten die Anwälte und forderten eine umgehende Freilassung. »Wie viele Zigtausend andere DDR -Bürger auch haben sie sich nach der Wende hier im Westen eine neue Existenz aufgebaut. Der Zusammenbruch ihrer Firma hat sie natürlich sehr hart getroffen, vor allem finanziell, aber wir verwahren uns entschieden gegen eine Kriminalisierung unserer Mandanten.«
     
    »Was haben Sie mit Klaus-Dieter Jordan gemacht?«
    »Wo ist er jetzt?«
    »Wie lange hatten Sie ihn in Ihrem Schuppen eingesperrt?«
    »Er war im Hardtwald an einen Baum gefesselt. Dort wurde ihm ein Zahn ausgeschlagen. Was haben Sie dabei erreicht?«
»Welche Sonderzahlungen haben Sie vom Insolvenzverwalter der KARMAG erhalten?«
    »Weshalb haben Sie das Haus von Johann Guth in Brand gesteckt?«
    Auf diese und noch etliche Fragen mehr bekam Lindts Team keinerlei Antworten. Gabriel und Heid wurden grundsätzlich getrennt verhört, doch weil sie beharrlich schwiegen, konnten sie sich auch nicht in Widersprüche verwickeln.
     
    »Die gestehen nur, was wir ihnen wirklich hieb- und stichfest beweisen können«, war Lindts ernüchterndes Fazit nach vielen mühevollen Stunden.
    Auch Paul Wellmann wusste nicht weiter. »Weichkochen funktioniert hier nicht, Oskar. Diese beiden sind bereits hartgekocht.«
    Dann bekam selbst Staatsanwalt Tilmann Conradi kalte Füße. »Wenn wir keine Zeugen auftreiben oder ganz klare Beweise, dann müssen wir sie freilassen. Jordan ist verschwunden, tot oder lebendig, wir wissen es nicht, und die Indizien für die Morde an den Zigarettenschmugglern sind ohnehin viel zu dürftig. Darauf kann ich keine vernünftige Anklage aufbauen. Sie kennen ja den Gerichtsgrundsatz ›Im Zweifel für den Angeklagten‹.«
     
    Pleite auf der ganzen Linie. Kein Wunder, dass sich die Stimmung von Oskar Lindt zusehends verdüsterte. Besonders schlimm wurde es, als Gabriel und Heid auf freien Fuß gesetzt werden mussten. Stundenlang verzog der Kommissar sich in sein Büro und verbrauchte Unmengen von Pfeifentabak – ohne Erfolg.
    Nachts kehrten die Albträume zurück. So schlimm, dass er schon freiwillig auf der Wohnzimmercouch schlief, um Carla nicht noch mehr zu stören.

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