Faeden des Schicksals
Freundin genau zu beobachten. Immer wieder zuckte Laarni zurück. Ihr Kopf wurde länger und schmaler, die Ohren wuchsen, eine Schnauze entstand.
„Oh mein Gott.“
Ihr Körper wurde größer. Sie stieß fast an die Decke des Wohnwagens. Nur die Tatsache, dass sie gebeugt war, bewahrte sie davor, irgendwo anzuecken. Ihre Arme waren länger, anstelle der Hände hatten sich Pranken mit langen Krallen gebildet.
Ein Schnauben erklang und sie schüttelte sich. Caitlyn blickte in die glühenden Augen eines Werwolfs. Ihr Mund stand offen und sie vergaß für einen Moment zu atmen. Der Blick aus diesen unmenschlichen Augen jagte ihr einen Schauer über den Rücken. Trotzdem kam sie einen Schritt näher.
„Laarni?“ Sie war fassungslos. Jegliche Ähnlichkeit mit ihrer Freundin war verschwunden. Das Wesen vor ihr gab ein leises Knurren von sich. Etwas lag in ihren Augen, etwas, das noch an Laarni erinnerte.
„Unglaublich“, flüsterte Caitlyn und hob vorsichtig die Hand zu dem Wolfsgesicht empor. „Das … ist wirklich … echt.“ Sie berührte das Antlitz, strich sanft über die Wangen und berührte die Ohren. Dieses Fell, das überall wuchs, ihre Finger konnten nicht mehr davon ablassen. Ihr Blick erfasste jedes Detail, die Augen, die Schnauze, einfach alles.
Einen Moment starrten sich beide nur an. Caitlyns Augen mussten vor Faszination regelrecht brennen, bis –
Die Tür ging auf. Laarnis Kopf fuhr herum und mit einem leisen Heulen begann die Rückverwandlung. Sie ruckte hin und her, während sich ihr gesamter Körper wieder in seinen menschlichen Ursprung formte. In Sekundenschnelle stand Laarni vor ihr, als wäre nichts gewesen.
„Entschuldigt. Ich wollte nicht stören.“ Kassandra sah zu den beiden auf.
„Tust du nicht.“ Laarni verzog die Lippen zu etwas, das man mit gutem Willen ein Lächeln nennen konnte.
„Deine Leute warten auf euch. Ich glaube , sie wollen heute noch einmal mit euch reden.“ Eine kleine Pause folgte, dann sah sie Laarni an. „Zumindest will Matho mit dir sprechen.“
„Nicht auch das noch.“ Laarni drehte sich um und fuhr sich mit der Hand über die Stirn. „Wir kommen gleich.“
Die Seherin verschwand mit einem Nicken.
„Was ist mit diesem Matho?“, fragte Caitlyn.
„Sagen wir, er ist ein gewichtiger Grund, warum ich den Kontakt zu meinem Onkel abgebrochen hab.“ Laarnis Lippen wurden schmal.
„Wieso das?“ Nun wurde sie neugieriger.
Ein Seufzen. Die Werwölfin verdrehte die Augen. „Er ist … so was wie ein Verlobter von mir.“
„So was wie?“ Caitlyn verschlug es fast die Sprache. „Du bist verlobt?“
„Nicht freiwillig.“ Laarni sah zu ihr. „Wie gesagt, das war mit ein Grund, warum ich meine Familie nicht mehr sehen wollte.“
Caitlyn starrte sie an, ungläubig, war nicht in der Lage, etwas zu erwidern. Der Mund stand offen, sie konnte nicht einmal blinzeln.
„Sie haben diese Verlobung arrangiert“, erklärte ihre Freundin.
„Das … sind ja Zustände wie im Mittelalter“, warf Caitlyn ein.
„Richtig. Das Ganze hängt mit dieser Tradition zusammen und diesem irrsinnigen Glauben mancher alten Werwölfe.“ Laarni wedelte genervt mit der Hand.
„Was für ein Glaube?“ Caitlyn war immer verwirrter.
„Auch so ein Unsinn aus den mittelalterlichen Vorstellungen. Die Reinheit des Blutes und so ein Quatsch. Manche sind dafür, dass Werwölfe sich nur untereinander fortpflanzen.“ Laarni ließ sich gegen einen der Schränke sinken. „Dieser ganze Kult hat mich letztlich dazu gebracht, zu gehen.“
„Verständlich .“ Caitlyn nickte und kam zu ihr.
„Das war es für meine Familie nicht, vor allem nicht für Owen.“ Laarnis Blick wurde traurig.
„Laarni.“ Caitlyn überwand die letzte Distanz zu ihr und umarmte sie. Im ersten Moment schien Laarni überrascht, doch sie erwiderte die Umarmung.
„Du … hast immer noch keine Angst vor mir“, meinte sie leise.
„Warum sollte ich?“ Caitlyn schob sie ein wenig zurück und sah sie an. „Hallo, langjährige Freundin, die immer alles für mich getan hat.“
Ein Lächeln verzerrte Laarnis Lippen. Endlich schien es wieder echt zu sein. „Dich schreckt nichts ab, oder?“
„Nach den langen Jahren mit dir zusammen? Nein, ich bin abgehärtet. Und deine Fähigkeit, Diskussionen zu führen und zu gewinnen, macht mir immer noch mehr Angst.“ Caitlyn strahlte ihre Freundin an. Gerade wollte sie sich abwenden und zur Türe gehen, als sie festgehalten wurde. Ehe sie sich versah, wurde
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