Faeden des Schicksals
kommen.
„Du fällst jedes Mal auf diese Inkubi rein.“ Er drehte sich um. Sein langer Mantel flatterte bei der Bewegung. Seine langen dunklen Haare wogten leicht im Wind. Ein Blick aus grünen Augen richtete sich auf sie.
„Wer …?“ Sie brach ab. Etwas an ihm flößte ihr unglaubliche Angst ein. Als wäre seine Aura ein gewaltiger Schatten, der alles verschlang, was in seine Nähe kam. Und jetzt näherte er sich ihr!
Sie fuhr herum, wollte weglaufen, zurück ins Lager, zurück in die Sicherheit des Lichts, das vom Lagerfeuer kam.
Eine Hand fuhr neben ihr gegen die Wand des Wohnwagens und hielt sie auf.
Verdammt, wie war er so schnell an sie herangekommen?
Die andere Hand platzierte sich auf der anderen Seite, schloss sie vollkommen ein.
„Du erkennst mich nicht .“ Seine Stimme schien zu schwanken. Sein Blick war nur auf sie gerichtet. Als wollte er ihr in die Seele starren.
Caitlyn presste weiter den Rücken gegen den Wohnwagen. Sie wollte weg, weit weg. Ihre Erinnerungen begannen zu rasen. Grüne Augen, langes schwarzes Haar, ein Bart, ein durchdringender Blick, dunkle Klamotten. Er wäre ihr aufgefallen. Er –
„Doch“, meinte sie leise. Leuchteten seine Augen auf? Seine Ellbogen knickten ein und sein Gesicht näherte sich dem ihren. „Du warst in der U-Bahn“, begann sie langsam und vor ihrem geistigen Auge erschien das Bild, als er dem Mörder den Weg abschnitt. „Bei der Schule und in der Bar.“
Seine Lippen zuckten. Er ließ ein wenig von ihr ab.
„Erstaunlich, dich gerade hier wiederzusehen.“ Sein Ton veränderte sich. Sie konnte nicht einmal sagen, in welcher Art.
„Ich … bin mit Freunden hier“, brachte sie langsam heraus.
Etwas in seinem Blick schien sich zu verändern, ohne dass sie es genau benennen konnte.
„Diese Werwölfe nennst du deine Freunde ?“ Seine Stimme schien vor Hohn zu triefen.
„Sie haben mich immer beschützt“, begehrte Caitlyn auf, auch wenn es nicht ganz der Wahrheit entsprach. Eigentlich war immer nur Laarni bei ihr gewesen.
Sein Blick fixierte sie erneut. Was lag nur darin? Es war wie ein Schatten, der sich ständig zu wandeln schien.
„Nur nicht in der Bar“, meinte er. „Dort hätten sie dich fast in Stücke gerissen.“
„Ein … Versehen“, erwiderte sie automatisch und wollte sich fast augenblicklich auf die Zunge beißen. „Außerdem kam ich durch sie hierher und hier kann man mir helfen.“
„Wirklich?“ Er rückte näher, lehnte sich neben sie an die Wand und verschränkte die Arme vor der Brust. „Hilft dir eine Seherin, indem sie dich unter Drogen setzt, ein Inkubus, indem er dich verführt und dir die Seele raubt oder ein Werwolf, der mit seinem Wesen nicht klarkommt?“
Caitlyn stieß sich aufgebracht ab und starrte ihn an. „Was erlaubst du dir?“, fuhr sie auf.
„Du kennst nicht einmal dein eigenes Wesen.“ Bedauern schien in seiner Stimmte mitzuklingen. Er ging nicht weiter auf sie ein.
„Ich werde schon erfahren, was ich bin“, fauchte sie und stemmte die Hände in die Hüften. Was ging hier vor? Vor wenigen Stunden hätte sie jeden zum Teufel geschickt, der ihr hätte einreden wolle, dass sie kein Mensch war und nun trat sie hier vollkommen überzeugt auf. „Und sie werden mir helfen.“
Du bist irre, beschimpfte sich Caitlyn in Gedanken. Wirklich irre. Vielleicht wirkten die Drogen nach und sie konnte deshalb so reagieren. Himmel, sie diskutierte mit irgendeinem Fremden darüber, welche Art von Wesen sie war. Das konnte nicht –
„Vielleicht kann ich dir schneller helfen“, unterbrach er ihre Gedanken.
„Du?“ Sie sah ihn verwirrt an. „Wer bist du überhaupt?“
Zweifel kamen in ihr auf. Kannte sie ihn wirklich nicht? Etwas in ihr schien sich zu regen. Er hatte eine Aura an sich, bei der sie sich wünschte , ihn zu kennen. Sie zog sie geradezu an.
„Ein Freund“, antwortete er nur und lächelte.
„Und was bist du?“ Die Frage klang seltsam.
„Begleite mich und du wirst es erfahren“, sagte er nur und hielt ihr die Hand hin.
„Was?“ Caitlyns Augen starrte ihn verblüfft an. Er erwartete doch nicht, dass sie mit ihm, einem Fremden, einfach so mitging?
„Warum sollte ich …?“
„Weil du fühlst, dass ich dir weiterhelfen kann“, unterbrach er sie. Langsam senkte sich seine Hand. „Wenn du natürlich nicht willst …“
„Doch.“ Plötzlich hatte sie Angst, dass er sich umdrehen und in der Nacht verschwinden würde. Was um alles in der Welt war er nur? Und warum wollte
Weitere Kostenlose Bücher