Faeden des Schicksals
sich zur Seite, versuchte die Erinnerungen zurückzu drängen. Schlimm genug, dass sie es geschafft hatte, dass er etwas für sie empfand. Aber dass sie nun sein ganzes Denken bestimmte, ging zu weit.
„Ich bringe sie nach Hause .“ Er sah über die Schulter zurück.
„Pass auf meinen Engel auf“, war alles, was er von Nathaniel hörte.
Er ging los, versuchte die Worte zu ignorieren. Reiß dich zusammen, war alles, was er dachte, während er sie in die Nacht trug. Mit jedem Schritt wurde er schneller, flog durch die Dunkelheit, ungesehen von den Menschen, die auf der Straße unterwegs waren.
Er erreichte ihren Stadtteil, ihre Straße, stand vor dem Gebäude, in dem sie wohnte … und erstarrte. Etwas war hier! Jemand, der ihn beobachtete.
Vielleicht nicht ihn, sondern sie. Sein Blick ging zu ihrem Gesicht. Sie schlief, zumindest sah es so aus. Das Gesicht war entspannt, der Mund stand ein klein wenig offen.
Nicht jetzt! Er riss sich von ihrem Anblick los. Immer ließ sie ihn unaufmerksam werden. Es war jemand hier, er sollte sich darauf konzentrieren und nicht auf ihre Lippen.
Ein Knurren rang sich aus seiner Kehle. Er kniff die Augen zusammen. Wo war dieser Spitzel?
Kurz ließ er seinen Blick unauffällig schweifen. Nichts, es blieb ruhig. Er musste es anders angehen. Schnell betrat er das Haus und brachte Caitlyn nach oben. Die Tür stellte kein Hindernis dar. Einen Mechanismus geistig zu beeinflussen gehörte zu den einfachsten Tricks.
Innen angekommen, legte er Caitlyn auf ihr Bett. Ein leichtes Stöhnen entrang sich ihr und sie kauerte sich auf der Seite zusammen. Seine Finger fischten eine Haarsträhne aus ihrem Gesicht und strichen sie hinter ihr Ohr.
Er versank in ihrem Anblick. Er wollte nichts mehr als sie immer bei sich zu haben. Sie nicht mehr gehen zu lassen. Dieses unglaubliche Gefühl aus Besitzergreifung und Hingabe schien alles in ihm in Flammen zu setzen.
Hatte er dafür seine Heimat verlassen? War es das gewesen, was er so lange gesucht hatte?
Ein Kopfschmerz ließ ihn zusammenzucken. Jemand war immer noch da draußen!
Er ließ von Caitlyn ab, verließ die Wohnung nicht durch die Tür, sondern suchte das Wohnzimmer auf. Eine kurze Bewegung öffnete die Balkontüre.
Ein Schatten! Etwas hatte sich draußen bewegt. Auf dem gegenüberliegenden Haus. Sofort sprang er los. Er landete sicher, bewegte sich lautlos und schnell. Kein menschliches Auge hätte ihm folgen können. Doch der Spion war nicht menschlich. Trotzdem würde er nicht entkommen. Er sah immer wieder, wie er versuchte, zu verschwinden. Er hatte gemerkt, dass er entdeckt worden war. Dann ein Fehler; der Verfolgte sprang über die Feuerleiter nach unten und rannte in eine Seitenstraße.
Zu dumm, Sackgasse! , dachte sich Cael schadenfroh. Mit einem Aufstampfen kam er auf dem Boden auf und versperrte ihm den Weg. Er konnte nicht mehr reagieren. Cael griff an und drängte ihn in die Ecke.
„Wer bist du?“, zischte er dem Fremden ins Ohr. Ihm? Die Kapuze rutschte nach hinten und gab den Blick auf wallendes, dunkles Haar frei. Eine Frau.
„Was suchst du hier?“ Er spürte, wie seine Stimme sie zum Zittern brachte. Trotzdem versuchte sie den Blick nicht abzuwenden und ihre Angst zu verbergen.
Dummes Wesen , hallte es ihm durch den Kopf. Als ob irgendjemand in der Lage wäre, seine Gefühle vor ihm zu verstecken.
„Ich sollte hier nach dem Rechten sehen“, meinte sie.
Sie log. Eindeutig. Der Geruch stieg ihm in die Nase wie verpestete Luft. Er beugte sich zu ihr herab, bleckte die Zähne und ritzte ihre Haut am Hals ein wenig an.
„Lüg mich nicht an.“ Seine Finger gruben sich in ihr Gesicht. Er spürte , wie die Furcht durch ihren Körper kroch. „Ich frage dich noch einmal: Was suchst du hier?“
Er sah ihr an, dass sie innerlich mit sich rang. Die Gefühle stritten in ihr, zerrissen sie fast.
„Dich.“ Ihre Stimme bebte.
„Warum?“, sein Griff wurde fester. Die Nägel hinterließen Spuren.
„Du bist … eine Legende“, hauchte sie und ihr Blick schien sich ein wenig zu verschleiern.
„Du kennst mich?“
„Jeder kennt den grausamsten unserer Rasse.“ Ihre Augen leuchteten auf. „Den Meister der Schmerzen. Niemand hat jemals so viel in seinem unsterblichen Leben erreicht.“
Dieses Kind! Er trat zurück und stieß sie weg. „Du weißt nicht, wovon du sprichst.“
Sie war Zeitverschwendung. Wie sehr hasste er diese unfähigen Speichellecker, die immer wieder versucht hatten , ihn zu finden. Es
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