Faeden des Schicksals
war ausgeblichen, das Orange vollkommen verschmutzt.
Wie hatte es hier früher ausgesehen? Sie versuchte etwas zu finden, einen Hauch von Leben, doch selbst die Erinnerung an etwas Schönes, an etwas, das einst Freude beschert hatte, schien hier nicht möglich zu sein.
Warum war sie hier?
Ihr Blick ging weiter über die zerstörten Wagen, während sie den engen Wegen folgte, die von Unrat und Trümmern übersät waren. Jeder Schritt hallte wie ein Echo über den Platz. Es klang seltsam, verzerrt. Sie sollte hier nicht sein!
Caitlyn passierte die letzten Überreste des Spiegelkabinetts. Überall lagen Spiegelscherben. Ein glitzerndes Meer aus Splittern, die versuchten , das letzte Licht, das hier herrschte, einzufangen. Vergeblich.
Was war das? Sie trat näher, sah noch einmal genauer in die Scherben. Hatte sie eben einen fremden Mund gesehen? Ein unbekanntes Auge? Einen anderen Ausschnitt eines Körpers, der nicht der ihre war?
Etwas in ihr rumorte. Etwas schien sich an die Oberfläche kämpfen zu wollen. Sie drehte sich weg. Dann sah sie den engen Weg. Ein kleiner Durchgang zwischen einigen Buden, fast nicht zu erkennen. Sie hätte ihn übersehen, hätte der sanfte Widerschein auf einer Spinnwebe nicht ihre Aufmerksamkeit erhascht. Vorsichtig folgte sie ihm zu einem kleinen Zelt, gerade groß genug, um einen kleinen runden Tisch aufzunehmen und zwei, vielleicht drei Menschen Platz zu bieten.
Ein letzter Hauch lag in der Luft, der Duft von Räucherwerk. Caitlyn schlug die Vorhänge im Inneren zur Seite. Nein, keine Vorhänge, es waren Spinnweben und jede Berührung ließ ein schauerliches Reißen ertönen.
Ihr Blick fiel auf den Boden. Eine Gestalt! Caitlyn wich zurück, starrte auf den dunklen Schemen vor sich. Wer war das? Wie kam er hierher? Wie konnte er überhaupt an einem Ort wie diesem existieren?
Der Duft wurde stärker , als hätte jemand das Räucherwerk neu angezündet. Eine Hand hob sich, zerteilte die letzten Spinnweben und vor ihr wurde der Schemen deutlicher; eine verhüllte Gestalt. Es war eine Frau. Ein Seufzen entrang sich der Kehle der Fremden. Sie sah aus wie der Zirkus; gebrochen, verlassen, ein letztes Stück des Elends, das sich am Leben festkrallte.
„Du solltest nicht hier sein .“ Ein Säuseln des Windes schien die Worte an Caitlyns Ohr zu tragen. Es war wie eine Stimme von … jenseits der Zeit? Es war seltsam, aber sie konnte es nicht anders in Worte fassen.
„Wo bin ich hier ?“, meinte sie nur und ließ sich nieder.
Anstelle einer Antwort deutete die Gestalt hinter Caitlyn. Sie folgte der Geste mit dem Blick, wandte sich um …
Blut!
Mit einem Schrei stürzte Caitlyn zur Seite, versuchte der sich ausbreitenden Pfütze zu entkommen. Es kam näher. Ein kleiner Fluss, der nicht versiegen wollte und sich ihr unaufhaltsam entgegenschob. Sie krabbelte weg, bis sie gegen die fremde Gestalt stieß.
Einen Moment schien die Zeit stehen zu bleiben. Caitlyn starrte die Fremde an, bis diese mit einem Ruck das Gesicht hob. Ein Schal verhüllte die untere Partie, zu sehen waren nur die Augen, blaue, strahlende Augen, die plötzlich zu weinen begannen und die Farbe einfach … herauswuschen?
Ein seltsamer Laut erklang. Einem Reißen ähnlich und plötzlich verschwand die Gestalt vor ihr, wurde nach hinten gezogen und verging in der Dunkelheit. Das Letzte, was Caitlyn hörte, war eine emotionslose Stimme, die kalt und nüchtern sagte: „Deine Geschichte ist noch nicht geschrieben!“
***
Die Sonne kitzelte Caitlyn an der Nase und weckte sie sanft. Langsam öffnete sie die Augen. Das Licht ließ sie blinzeln. Es dauerte einen Moment, bis sie alles klar sehen konnte. Mit einem Stöhnen richtete sie sich auf.
Sie war zu Hause? Verwirrung machte sich in ihr breit. Wie war sie hierhergekommen? Ihr Kopf dröhnte. Sie hatte den Eindruck , die ganze Nacht gerannt zu sein. Doch sie erinnerte sich nicht mehr genau. Sie hatte das Gefühl, einen Albtraum gehabt zu haben, die Erinnerungen konnte sie jedoch nicht fassen.
Caitlyn schwang die Beine aus dem Bett und setzte sich auf. Ein leichter Luftzug war zu spüren.
Himmel, was trug sie denn für Klamotten? Sie stöhnte auf, versuchte sich in Bewegung zu setzen. Mit schwankenden Schritten ging sie durch ihre Wohnung.
Sie war zu Hause. Und die Tür zum Balkon war offen. Das war nicht ihre Art. Caitlyn ging weiter, sah sich um. Außer der Balkontür hatte sich nichts verändert. Sie schlenderte weiter zu einem der Fenster und sah hinaus. Die
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