Faeden des Schicksals
verzogen.
„Du bist ein Nichts gegen meine Art“, hörte Elions Stimme. Kurz darauf schien ein Lichtstrahl durch die Schulter ihres Retters zu fahren. Sie sah leichten Qualm.
„Oh mein Gott“, war alles, was sie hauchen konnte.
„Caitlyn, lauf!“ Die Stimme schien in ihrem Kopf zu explodieren. Einen kurzen Moment stritten Angst und Sorge in ihr. Doch dann schien sich ein fremder Wille in ihr zu manifestieren. „Lauf!“, wiederholte sich das Wort.
Ihr Körper reagierte. Sie sprang auf die Beine, fuhr herum und rannte. Der Durchgang tauchte auf und sie steckte den alten Schlüssel hinein. Hinter ihr fiel die Tür mit einem dumpfen Laut ins Schloss.
„Alex?“ Sie blieb einen Moment stehen und flüsterte vor sich hin. Konnte sie fliehen? Ihn einfach hier zurücklassen?
Ein Brüllen ertönte. Caitlyn prallte zurück. War er das gewesen? Oder der Mörder?
„Ich finde dich! Nun lauf!“ Wieder war es Alex‘ Stimme. Und dieses Mal reichte es aus. Sie wirbelte herum und lief davon. Ihre Schritte hallten in dem Gang, der zu einem Gewölbe wurde. Er schien nach unten zu führen und verlor sich in der Dunkelheit. Nur das Licht ihres Handys erhellte die Finsternis ein klein wenig.
17.
Wie lange war sie gelaufen? Wo war sie?
Caitlyns Kopf dröhnte. Sie hatte dem Mörder Auge in Auge gegenübergestanden. Drei Männer hatten versucht, sie zu retten. Drei Männer, von denen sie nicht wusste, wie ihr Schicksal verlaufen war, nachdem sie selbst geflohen war.
Die Zeit schien hier unten stillzustehen. Es war ihr wie eine Ewigkeit vorgekommen, in der sie durch die Dunkelheit lief. Ihre Gedanken gehorchten ihr nicht mehr, ihr Körper reagierte nur noch. Dann hatte ihr Handy aufgegeben. Der Akku verabschiedete sich mit einem leisen Piepen und sie musste sich blind durch die letzten Meter des Gangs tasten.
Waren Schritte hinter ihr? Irgendwelche Geräusche? Es war doch eindeutig ein Laut gewesen, der hinter ihr aus der Dunkelheit kam! Sie wurde wahnsinnig. Alles, was sie wollte, war wieder ans Tageslicht, zurück in ein normales Leben.
Dann der Ausgang; sie prallte in einer Sackgasse gegen eine Wand. Nach einigem Suchen entdeckte sie den Weg. Eine Leiter führte nach oben und sie schob mit einer letzten Kraftanstrengung einen Deckel zur Seite.
Sie fand sich außerhalb der Stadt wieder. Einige Bäume befanden sich um sie herum und dämpften das Licht.
Wie weit war sie nur gelaufen? Im ersten Moment konnte sie die Stelle nicht einordnen. Die Angst steckte ihr immer noch in den Knochen. Sie raffte sich auf. Was , wenn er ihr hinterherkam? Was, wenn er an Alex vorbeigekommen war und den Weg gefunden hatte? Was, wenn Alex …
Sie brach den Gedanken ab. Er war ein Vampir. Vampire waren stark, man konnte sie nicht so einfach auslöschen. Er würde das ganze sicher überleben. Oder wie auch immer man das bei einem Vampir nennen konnte.
Energisch schüttelte sie den Kopf. Im Moment war wichtig, dass sie von hier wegkam. Irgendwohin, wo sie unter Menschen war. Gerade ging sie los, hielt auf einen kleinen Trampelpfad zu, der zwischen den Bäumen zu sehen war, als ein Gespräch sie stoppen ließ.
„Du hast mir versprochen, dass sie glücklich wird“, erklang eine bekannte, männliche Stimme.
Caitlyn schob sich vorsichtig hinter einem der Bäume hervor. Da war dieser Fremde, der ihr zuletzt in der Disco begegnet war und der sie in das Separee geführt hatte. Was tat er hier? Und vor allem, wie kam er so schnell hierher?
Angst durchfuhr sie. Bedeutete das, dass der Mörder auch hier war? Sie sah sich um. Ihr Blick irrte in der Dunkelheit ziellos umher. Nichts. Alles war ruhig. Trotzdem klopfte ihr Herz so sehr, dass sie glaubte, es müsse ihr bald aus der Brust springen. Sie versuchte sich zu beruhigen und wandte den Blick nach vorne.
Vor dem Mann stand ein weiterer, eine Zigarette im Mund, das Gesicht lag durch den Hut halb im Schatten. Trotzdem erkannte sie ihn. Es war eindeutig der Zirkusdirektor. Was hatten die beiden miteinander zu tun?
„Im Moment scheint sie mir nicht unbedingt unglücklich zu sein.“ Der Direktor nahm einen tiefen Zug und stieß den Qualm langsam wieder aus. „Verwirrt. Verängstigt vielleicht auch. Aber bisher scheint sie recht gut mit allem klarzukommen, wenn man bedenkt, dass ihr ganzes Leben auf den Kopf gestellt wurde.“
„Sie ist aber bei de m Falschen.“ Der Fremde schien zu verzweifeln. Immer wieder fuhr er sich durch die Haare. „Sie ist nicht bei …“ Seine Stimme war nur
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