Faeden des Schicksals
Doch etwas glomm in den Augen der Werwölfin. Ein Feuer, ein Gefühl, das alles andere zu verzehren schien.
„Du machst mir mehr Sorgen, wenn du bei ihm bist“, fuhr ihre Freundin sie an.
„Er wird mir nichts tun, verdammt noch mal“ Caitlyn verlor die Kraft, gegen sie anzureden. Laarni war von ihrer Sicht der Dinge überzeugt.
„Du bleibst hier! Ich beschütze dich. Alles andere hat keinen Sinn“, zischte die Werwölfin.
„Nein.“ Allmählich bekam Caitlyn Angst. „Du kannst mich nicht einsperren.“ Sie wich langsam zurück. „Bitte versteh mich.“
„Nein, Caitlyn !“ Die Wölfin packte sie, hielt sie fest. Ihr Griff war einem Schraubstock gleich und ließ sie aufstöhnen. Mit einem erschrockenen Gesicht zog Laarni die Hand zurück. „Es tut mir leid“, sagte sie verwirrt.
„Laarni .“ Caitlyn seufzte traurig. „Komm mit dir selbst klar. Du musst das verarbeiten.“ Sie ging einige Schritte weiter in Richtung des Aufgangs. „Wenn das alles vorbei ist, fangen wir noch einmal von vorne an, okay?“
Sie sah , wie Laarni schwankte und gegen einen Schrank sank. Ihr Blick war wie versteinert, sie schien das alles nicht zu begreifen. Caitlyn seufzte, doch sie wandte ihr den Rücken zu und ging nach oben. Gerade hatte sie das Schiff verlassen, da sprang neben ihr eine Gestalt herab. Verwirrt drehte sie den Kopf und erkannte Owen.
„Du bist noch hier?“, fragte sie erstaunt.
„Ich habe euch zugehört“, gab er ohne Umschweife zu.
„Ist das auch eine eurer Traditionen?“ Caitlyn hob die Augenbrauen.
„Unsere Traditionen“, seine Stimme wurde traurig, „sind leider nicht mehr so viel Wert wie früher.“
„Was meinst du damit?“ Sie wurde skeptisch.
„Wir Werwölfe verlieren immer mehr unsere Skrupel .“ Er seufzte und ließ sich auf einem Pfosten nieder. „Ich will dich um etwas bitten, Caitlyn.“
Sie legte den Kopf schräg. Es passte irgendwie nicht zu seinem Erscheinungsbild, dass er um Hilfe bat und dass er vor ihr saß wie ein geschlagener Hund.
„Laarni braucht dich“, meinte er. „Ich bitte dich, dass du ihr hilfst, ihr beistehst. Sie wird …“ Er brach ab.
Caitlyns Augen wurden schmal. Er hatte etwas sagen wollen, etwas Wichtiges. „Gibt es etwas, dass ich wissen sollte?“ Sie verschränkte die Arme vor der Brust.
„Sie irrt sich“, sagte er leise. „Wir wussten alle, dass sie mit einem Vampir zusammen war.“
Caitlyn verstand nicht, was er von ihr wollte und sah ihn weiter fragend an.
„Es tut mir leid, dass wir ihr das angetan haben .“ Seine Stimme schien immer leiser zu werden. Sprach er überhaupt mit ihr oder mit sich selbst? „Dieser Kayne hat weder ihren Vater noch ihre Mutter getötet.“
„Was?“ Sie erschrak. „Wer war es dann?“
„Ein Unfall bei ihrem Vater, irgendwelche Vampire bei ihrer Mutter“, er schüttelte den Kopf. „Wir Werwölfe haben derzeit ein Problem. Früher hatten wir unglaubliche Heilfähigkeiten. Man konnte beobachten , wie sich eine Wunde schloss. Doch heute“, er seufzte tief und sah auf, „verlieren viele von uns diese Fähigkeit. Laarnis Mutter war eine der ersten, die davon betroffen waren. Daher konnte sie die Wunden, die sie in einem Kampf mit den Vampiren davontrug, nicht heilen.“
„Und was ist mit den Wunden, die Kayne hatte?“, fragte sie.
„Wir haben ihn angegriffen“, antwortete Owen. „Wir nutzten die Geschehnisse aus und gaben ihm die Schuld.“
„Wir?“
„Einige von uns. Die besten Krieger, eben jene, die im Rudel gehört werden.“ Sein Blick ging in den Himmel.
„Das ist krank!“, fauchte Caitlyn ihn an. „Und ihr erzählt Laarni diese Lügen? Warum? Was sollte das?“
„Es gab Zeiten, da dachten wir, wir könnten sie so an uns binden.“ Er schüttelte erneut den Kopf. „Als wir ihr von ihrer Mutter erzählten, wollten wir, dass sie zu uns zurückkehrte.“
„Und dabei genauso verbohrt wird wie der Rest von euch?“ Caitlyn wurde übel, wenn sie nur daran dachte.
„Ich bin traurig darüber, was aus ihr wurde, glaub mir.“ Er stand schwerfällig auf und ging auf sie zu. „Darum bitte ich dich … hilf ihr, wieder so zu werden wie früher.“
„Und wie soll ich das tun?“ Caitlyn kreischte fast. Sie zerstörten Laarni, hintergingen sie und beeinflussten sie und nun sollte Caitlyn alles wieder hinbiegen. „Sie hört im Moment nicht auf mich. Und ich werde jetzt den Teufel tun und ihr davon erzählen. Das würde sie komplett zerstören.“
„Es ist meine Schuld“,
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