Faeden des Schicksals
ihn beeindruckt. Er wollte nicht, dass ein Mensch stirbt, nur weil er sich diesem Wahnsinnigen entgegengestellt hatte. Alex …“ Er nahm einen Schluck. „… er gab mir eine Möglichkeit, weiterzuleben. Und ich bin ihm dankbar dafür.“
„Oh“, war alles, was Caitlyn über die Lippen kam. Sie war perplex, konnte sich nicht einmal bewegen, sondern starrte Bennett nur an.
„Hey!“ Er schubste ihren Arm an. „Ihr Essen wird kalt.“
„Äh … ja … ich …“ Sie hob die Gabel, ließ sie jedoch gleich wieder sinken. „Es tut mir so leid“, meinte sie.
„Es ist nicht Ihre Schuld, Caitlyn.“ Er legte seine Hand auf die ihre. „Alex hat mir später von diesem Mann erzählt. Ich bin froh, dass ich Sie vor ihm bewahrt habe.“
„Aber … Sie sind …“, sie brach ab. „Ist es sehr schlimm, wie Sie nun leben?“
„Nein .“ Er lehnte sich zurück. „Diese Wandlung ist langwierig. Man wacht ständig auf, weiß nicht, wo man ist oder wann. Der Körper verändert sich. Und man wird lichtempfindlicher. Aber es wird sich bessern. Und solange man Verbündete hat, wird nicht viel schiefgehen.“
Trotz Bennetts Beteuerungen verlor Caitlyn den bitteren Beigeschmack nicht.
Er war ein Vampir. Ein Wesen, das nun Blut zu sich nehmen und immer mehr die Sonne meiden musste. Was würde aus seinem Job werden? Oder aus seinem bisherigen Leben? Hatte er Familie? Freunde? Vielleicht eine Beziehung. Alles würde er aufgeben müssen. Denn man konnte nicht sein ganzes Leben in die Nacht verlegen.
Bennett gab sich lässig, machte sich scheinbar keine Sorgen. Was störte sie also daran?
Das Essen war mit diesem Hintergrund eine Qual. Ihr Magen begann sich bei jedem Bissen zu drehen und zu winden. Trotzdem versuchte sie so viel zu sich zu nehmen wie möglich war. Allmählich ging ihr das an die Nieren. Immer wenn sie essen sollte, gab es etwas, das ihren Appetit dämpfte. Sie war heilfroh, als das Essen vorbei war und er sie zu Alexanders Loft brachte.
„Du kennst dich hier ja schon ein wenig aus .“ Er öffnete ihr die Tür und führte sie in das Zimmer, in dem sie schon einmal erwacht war. Inzwischen waren die beiden bei der persönlicheren Anrede angelangt. Es hatte ihn wohl gestört, jetzt, wo sie sich ständig über den Weg liefen.
Caitlyn ging zur großen Gl asfront und sah nach draußen. Sie öffnete die Tür und trat auf die große Terrasse.
„Schon faszinierend, was sich manche leisten können, nicht wahr?“ Bennett war ihr gefolgt, stand neben ihr und sah über die Stadt. „Einen solchen Ausblick hätte ich auch gern.“
Caitlyn sagte nichts. Sie starrte hinab auf das Lichtermeer.
„Du kannst dich glücklich schätzen“, setzte er fort. Scheinbar musste er immer reden. Es lag vielleicht an seinem Beruf.
„Kann sie nicht!“, die Stimme hallte durch die Nacht wie Donner.
Caitlyn fuhr erschrocken herum und Bennett zog reflexartig seine Waffe. Sie wich zurück. Vor ihnen stand er. Dieser fremde Mann mit dem Ledermantel. Jener, der Bennett schon einmal fast getötet hatte.
„Du schon wieder“, zischte der Detective und stellte sich schützend vor sie.
„Geh mir aus dem Weg!“ Mit langsamen Schritten kam der Fremde näher. „Ich habe dich schon einmal besiegt.“
„Damals lag die Kräfteverteilung anders, mein Freund“, fauchte Bennett.
Caitlyn trat zur Seite. Sie sah, wie sich bei dem Detective die Lippen zurückzogen. Fast wie ein knurrender Hund, der die Lefzen bleckte.
„Du kannst dieses Mal unbeschadet aus der Sache rauskommen.“ Der Fremde blieb ruhig. „Ich will nur mit ihr reden.“ Sein Blick lag auf Caitlyn.
Sie erschauerte. Etwas lag in diesen Augen, etwas, von dem sie glaubte wissen zu müssen, was es war.
Sie wollte zu ihm!
Aus irgendeinem unerfindlichen Grund wollte sie näher an ihn heran, wollte wissen, was in diesen Augen vergraben lag und was nach ihr rief. Wenn sie nur …
Bennett trat ihr in den Weg.
„Vergiss es, Kumpel“, grummelte er vor sich hin. „Caity, geh rein!“
Sie rührte sich nicht. Wie sollte sie auch? Sie stand mit Bennett am Geländer. Der Fremde versperrte den direkten Weg, der zurück in die Wohnung führte. Sie wich zur Seite. Sein Blick blieb an ihr haften. Um Bennett hingegen kümmerte er sich nicht. Das war sein Fehler!
Ein Schuss! Bennett zielte weiter mit der Waffe auf ihn. Ein nasser Fleck breitete sich auf der Brust des Fremden aus. Doch er schien nicht einmal zu schwanken.
Himmel, die Kugel musste , wenn nicht sein Herz,
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