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Fähigkeiten unbekannt

Fähigkeiten unbekannt

Titel: Fähigkeiten unbekannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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2005 ein preu­ßi­sches Heer ver­nich­tend schla­gen. Ein Jagd­bom­ber könn­te mit ei­ner klei­nen A-Bom­be ei­ne mäch­ti­ge Fes­tung zer­stö­ren. Der Ab­lauf der Ge­schich­te lie­ße sich mit den Mit­teln des Jah­res 2005 leicht ver­än­dern. Den­ken Sie ein­mal dar­an, ja? Darf ich mich jetzt ent­schul­di­gen! Es gibt noch viel zu tun.«
    Wie be­nom­men ver­ließ ich den Raum. Mein kla­rer Ver­stand schi­en nicht mehr zu exis­tie­ren. Noch im­mer glaub­te ich die sach­li­che Stim­me des Wis­sen­schaft­lers zu hö­ren.
    Ich er­in­ner­te mich an ein präch­ti­ges Ge­mäl­de, das mein Va­ter im Wohn­zim­mer hän­gen hat­te. Es zeig­te ei­ne Sze­ne aus der Schlacht bei Aus­ter­litz. Na­po­leo­ni­sche Kü­ras­sie­re jag­ten mit ge­schwun­ge­nen Sä­beln ei­ner flie­hen­den Ab­tei­lung rus­si­scher Sol­da­ten nach.
    Das Bild ver­folg­te mich noch, als ich be­reits drau­ßen auf dem Gang stand. Je­mand tipp­te mir freund­schaft­lich auf die Schul­ter. Die bun­ten Uni­for­men der längst ver­gan­ge­nen Epo­che ver­schwan­den vor mei­nem in­ne­ren Au­ge.
    Jetzt be­merk­te ich die farb­lo­se Raum­kom­bi­na­ti­on ei­nes gro ßen, wuch­tig ge­bau­ten Man­nes. Es war Ma­jor Ke­no­ne­we. Als er mir zu­lä­chel­te, zeig­te er sei­ne strah­lend­wei­ßen Zäh­ne. Sie bil­de­ten einen reiz­vol­len Kon­trast zu sei­ner tief dunklen Ge­sichts­far­be.
    »Was ist los, Bru­der­herz?« ver­nahm ich sei­ne tie­fe Stim­me. »Sie se­hen aus wie der Me­di­zin­mann nach dem miß­glück­ten Re­gen­zau­ber. Är­ger ge­habt?«
    Ich ließ mich durch sein Lä­cheln nicht ir­ri­tie­ren. Mir fie­len so­fort sei­ne for­schen­den Au­gen auf. Er griff hart zu. Es war bei­na­he schmerz­haft. Erst spä­ter er­fuhr ich, daß ich am gan­zen Kör­per ge­zit­tert hat­te. Die um­ste­hen­den Män­ner hat­ten ge­ahnt, daß mei­ne Ner­ven nicht mehr in Ord­nung wa­ren.
    Ich er­faß­te das im Au­gen­blick nur sche­men­haft. Im­mer­hin er­in­ner­te ich mich noch gut an die Be­feh­le des Al­ten, ich soll­te den Kran­ken schau­spie­lern. Mei­ne Ab­lö­sung muß­te glaub­wür­dig be­grün­det wer­den.
    Des­halb be­gann ich zu to­ben. Ich ver­bat mir die re­spekt­lo­sen Re­dens­ar­ten, for­der­te mi­li­tä­ri­sche Dis­zi­plin und ver­lang­te nach fri­scher Luft.
    Ich griff auf­fäl­lig ans Herz und un­ter­nahm al­les, um einen mög­lichst ro­ten Kopf zu be­kom­men. Keu­chend schrie ich den Afri­ka­ner an, er soll­te ge­fäl­ligst sei­nen Druck­helm schlie­ßen, da es hier viel zu ge­fähr­lich wä­re. Dann zeig­te ich zit­tern­de Knie.
    Das ge­nüg­te den Män­nern. Vor mir hielt ein klei­ner Wa­gen. Ke­no­ne­we und Tronss­kij ho­ben mich an und setz­ten mich in das Fahr­zeug.
    »So­fort in die Kli­nik brin­gen«, ver­nahm ich die Stim­me des Rus­sen. »Aber Tem­po. Pas­sen Sie sorg­fäl­tig auf. Ich ru­fe die me­di­zi­ni­sche Sta­ti­on an.«
    Ich ver­barg ein be­lus­tig­tes Grin­sen. Die Män­ner wa­ren wirk­lich um mein kör­per­li­ches Wohl be­sorgt. In die­sem Au­gen­blick tat es mir fast leid, nun end­gül­tig aus ih­rer Mit­te schei­den zu müs­sen. Wir hat­ten uns glän­zend ver­stan­den.
    Ke­no­ne­we hat­te mich be­glei­tet und brach­te mich nach oben. Mi­nu­ten spä­ter sträub­te ich mich er­neut ge­gen sei­ne har­ten Ar­me.
    »Ru­he, im­mer schön ru­hig«, sag­te er be­sänf­ti­gend. »Jetzt schla­fen Sie erst ein­mal ei­ni­ge Stun­den. Dann re­den wir über die Sa­che, okay?«
    Ein Arzt gab mir ei­ne In­jek­ti­on. Sa­ni­tä­ter tru­gen mich ins nächs­te Bett.
    »Er ist reif für einen Erd­ur­laub«, sag­te der Me­di­zi­ner in ge­dämpf­ten Ton­fall. »Wenn er län­ger hier oben bleibt, be­kommt er ga­ran­tiert die be­rüch­tig­te Zon­ta-Neu­ro­se. Sie soll­ten sich ein­mal mit dem Space-De­part­ment in Ver­bin­dung set­zen.«
    Ich lag ent­spannt in mei­nem Bett und dach­te be­sorgt über die fühl­ba­re Wir­kung der In­jek­ti­on nach. Hof­fent­lich war das Me­di­ka­ment nicht so stark, daß ich für vier­und­zwan­zig Stun­den aus­ge­schal­tet wur­de.
    Als der Afri­ka­ner ge­hen woll­te, be­trat TS-19 den Raum. Er schwenk­te einen

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