Fähigkeiten unbekannt
Kunststoffstreifen in der Hand. Als er mich sah, blieb er betroffen stehen. Er spielte seine Rolle gut.
Der Arzt unterrichtete ihn über meinen Gesundheitszustand. Es klappte alles wunschgemäß.
»Sir, fühlen Sie sich in der Lage, eine gute Nachricht aufnehmen zu können?« fragte TS-19 zögernd.
Ich lächelte etwas verkrampft und nickte.
»Funkspruch vom HQ, Sir. Ihr Gesuch um Ablösung ist genehmigt worden. Das Kurierschiff mit Ihrem Ersatzmann ist schon unterwegs. Fein, was?«
Ich wandte den Kopf und sah Kenonewe an. Er schien etwas bedrückt zu sein, deshalb entschuldigte ich mich wegen meines Verhaltens. Er lächelte mich an.
»Okay, reden wir nicht darüber. Sie haben es wohl schon lange gefühlt, wie? Ich glaube, daß wir uns bald auf der Erde sehen. Für uns wird es auch langsam Zeit. Tronsskij klagt neuerdings über erhebliche Schluckbeschwerden beim Essen. Er fürchtet an Rachenkrebs zu leiden. Dabei ist er völlig gesund. Eine Neurose, natürlich! Ich dachte gestern, ich würde direkt neben einem Abgrund stehen! Na ja, wir sehen uns noch, nicht wahr?«
Er winkte zum Abschied und verließ das Zimmer. Auch der Arzt ging, jedoch mit der Anweisung, mich nicht lange mit Fragen zu belästigen. Dann waren wir allein.
Ich blies die Pneumomatratze des Bettes mit Preßluft durch und gab aus dem Zerstäuber erfrischende Duftstoffe hinzu.
»Noch knapp elf Stunden, Sir, dann ist der Ersatzmann hier«, sagte TS-19. »Natürlich gehört er zu uns. Wir können beruhigt gehen. Draußen ist es schon bekannt, daß Sie im Vortrieb abgebaut haben. Alles in Ordnung.«
Ich sah ihn so seltsam an, daß er sich um eine Nuance verfärbte. Bedächtig flüsterte ich:
»Miller, nennen Sie mir einen bedeutenden Mann, der in den Jahren von 1800 bis 1815 besonders von sich reden machte. Nun?«
Er kniff die Augen zusammen und überlegte.
»Der Korse! Meinen Sie den?«
»Kluges Kind. Napoleon nannte er sich. Wenn Sie daran interessiert sind, den Kaiser aus eigenen Gnaden näher kennenzulernen, wenden Sie sich nur vertrauensvoll an mich. Oder an Professor Goldstein. Das bleibt sich gleich. Haben Sie Leibschmerzen?«
Ich empfand leichte Schadenfreude bei seinem Anblick. Er betrachtete mich, als hätte ich mich urplötzlich in ein anderes Wesen verwandelt.
»Wie bitte?« fragte er. »Sir, sind Sie vielleicht wirklich krank?«
»Lassen Sie den Finger vom Klingelknopf«, warnte ich ärgerlich und doch etwas erheitert. »Nehmen Sie lieber an, ich hätte soeben ein wenig aus der Schule geplaudert, um Ihre brennende Neugierde zu stillen. Fragen Sie aber nicht, wie es weitergeht. Es kann sein, daß Professor Goldstein auch eine andere Person aus dieser Epoche meint. Er erwähnte etwas vom beginnenden 19. Jahrhundert.«
TS-19 stellte zahlreiche Fragen, die ich jedoch nur noch wie aus weiter Ferne vernahm. Da das Beruhigungsmittel zu wirken begann, wurde ich aller Antworten enthoben. Der Arzt hatte mir in der Tat einen großen Gefallen erwiesen.
3.
Schon der Abflug vom Mond war eine Zerreißprobe gewesen. Trotz der geringen Gravitation des Himmelskörpers und der damit verbundenen niedrigen Fluchtgeschwindigkeit, hatten die Männer in der Kanzel des kleinen Raumbootes mit acht, zwölf und schließlich mit sechzehn Gravos beschleunigt.
Wir waren infolgedessen sehr schnell auf Fahrt gekommen. Da wir uns mit dem neuen Plasma-Triebwerk eine erhebliche Energieverschwendung leisten konnten, hatten wir auf den Flug im Freien Fall verzichtet und fortwährend mit einem Gravo beschleunigt.
Nach der Drehung begann das Bremsmanöver, das wir zwei Stunden lang mit ebenfalls einem Gravo durchführten. Mit einer Restfahrt von 13,5 Kilometer pro Sekunde erreichten wir
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