Fähigkeiten unbekannt
am OP-Tisch, auf dem ein blasser Mann mit Wunden in Brust und Unterbauch lag. Ein Mediziner unterband die starken Blutungen. Assistenten reinigten den beschmutzten Körper und schnitten dem Verwundeten Stiefel und Kleidungsstücke vom Leib. Alles geschah in rasender Eile. Der Chefarzt wartete bereits.
Ober dem Kopf des Unbekannten summte unser supermodernes Narkosegerät. Ich erkannte, daß man größten Wert darauf legte, den Mann auch während der Operation bei Bewußtsein zu halten. Man verabreichte ihm keine Medikamente, arbeitete nicht mit Gas.
Der Hypnose-Projektor sandte seine unsichtbaren Impulse aus. In dem Gerät lief das Band mit der stets gleichbleibenden, stereotypen Anweisung. Sie erreichte das Wach- und Unterbewußtsein des Patienten. Ihm wurde befohlen, keine Schmerzen zu empfinden, also verspürte er auch keine.
Die Maschine war von unseren Wissenschaftlern entwickelt worden und hatte sich vorzüglich bewährt.
Der Verletzte begann ruhiger zu atmen. Die Hypno-Narkose wirkte bereits. Er lag vollkommen still, kein Nerv zuckte in unkontrollierbaren Reflexen. Die Augen waren geöffnet. Außer dem versonnen, lauschenden Ausdruck verrieten sie nichts.
Ich sah zu den zerschnittenen Kleidungsstücken hinüber. Sie gehörten zu einer recht eleganten Uniform. Hannibal ließ plötzlich ein Zischen hören. Rasch deutete er auf die Rangabzeichen.
»Ein Brigadegeneral«, flüsterte er. »Da, die gekreuzten Raketenrohre! Ein Stabsoffizier vom Armee-Waffenamt.«
Ein breitschultriger, untersetzter Mann winkte. Ich erkannte den GWA-Chef.
Wir gingen um die Narkosemaschine herum, die von einem bio-medizinischen Techniker überwacht wurde.
General Reling trug ebenfalls einen Mundschutz. Am OP-Tisch begannen die Ärzte zu arbeiten. Sie waren Kapazitäten, daran gab es keinen Zweifel. Wenn sie einen Menschen nicht mehr retten konnten, dann vermochte es niemand.
»Wo bleiben Sie eigentlich!« Obwohl er leise sprach, war der Vorwurf deutlich herauszuhören. »Für Sie muß man wohl die Sirenen heulen lassen, was? Ja, schon gut.«
Mit einer Handbewegung unterband er meine Erklärung. Hannibal grinste respektlos.
»Ein Stabsoffizier vom Armee-Waffenamt?« fragte ich und deutete zum OP-Tisch hinüber. »Was ist los, Chef? Mordanschlag? Wenn ja, warum?«
»Irrtum«, erwiderte er gereizt. Er war ausgesprochen nervös.
Weiter hinten betraten einige Spezialisten des Verhörteams den Raum. Meine Aufmerksamkeit wuchs.
»Das ist General Leutening, verantwortlicher Chef für das Südstaaten-Depot. Ihm unterstehen auch atomare Kleinkampfwaffen, darunter die neuen Kernfusions-Gewehrgranaten. Sie können vom Lauf jedes Maschinenkarabiners abgeschossen werden. Energieentwicklung beträgt fünfzig Tonnen TNT, Strahlung entsteht kaum. Dieses ›Sächelchen‹ hat unser Freund verschoben! Natürlich an Unbekannte, die dafür mit neuen Goldstücken bezahlten.«
»Goldstücken?« wiederholte ich leicht schockiert.
»Jawohl!« bestätigte er eisig. »Raten Sie mal mit welchen?«
Er schaute mich vielsagend an. Ich zuckte etwas verständnislos mit den Schultern. Was sollte das nun wieder bedeuten?
»Mit französischen Louisdor, englischen Guineen und 20-Franc-Münzen, die seit 1803 anstelle des Louisdor geprägt wurden. Die Stücke sehen aus, als wären sie gerade erst aus der Münzwerkstatt gekommen. Unsere Spezialisten sind dabei, zu bestimmen, wie lange sie im Umlauf waren. Das läßt sich leicht ermitteln. Mr. Leutening schwamm plötzlich in Gold. Das erweckte den Argwohn der Geheimen Bundeskriminalpolizei. Das Waffendepot
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