Fähigkeiten unbekannt
bezeichnend anschauen.
Der Kleine meinte:
»Hast du bei den Aussagen etwas gemerkt. Großer? Ist dir bei den Andeutungen über die Augen, die angeblich in sein Gehirn brannten, etwas aufgefallen, oder richtiger eingefallen?«
»Hypno-Suggestion. Eine natürliche Geistesgabe der Deneber. Das Wesen, das sich der ›Große‹ nennt, hat für gute Waffen gesorgt. Er wird auch noch andere Dinge geschafft haben.«
»Major HC-9 und Leutnant MA-23 zum Vortrag, bitte«, wurden wir von dem uns begleitenden passiven Kollegen gemahnt.
Ich nickte. Es war soweit. In einigen Stunden ging es los, aber bis dahin mußten wir noch allerhand über uns ergehen lassen.
Gründliche Vorbereitungen sind unerläßlich. Sie sind sogar eine halbe Lebensversicherung; aber wenn man das alles im Gedächtnis speichern muß, da man sich keine Notizen machen darf, dann wird die Information zur Qual.
*
»… so ergibt sich daraus die unbestreitbare Tatsache, daß Napoleon Bonaparte in letzter Konsequenz von der englischen Seemacht geschlagen wurde, keineswegs aber von den Heeren der vereinten Völker. Es wäre niemals zur Völkerschlacht von Leipzig gekommen, wenn sich Zar Alexander nachgiebiger gezeigt und Bonapartes Forderungen angenommen hätte. Der harte Kurs konnte von den Russen nur deshalb eingeschlagen werden, weil sie jenseits des Kanals ein freies, unbesetztes England mit einer gewaltigen Flotte wußten. Napoleons Untergang begann mit dem Rußlandfeldzug 1812. Von der totalen Niederlage konnte er sich nicht mehr erholen. Die Befreiungskriege des Jahres 1813 waren eine zwangsläufige Folge seiner verlorenen Schlachten in den russischen Steppen.
Vor allem sein Nimbus war gebrochen. Er galt nicht mehr als unfehlbar. Die Fürsten, Preußen voran, erhoben sich. Österreich trat dem Bund bei. Bonapartes Schicksal war trotz der Siege bei Großgörschen und Bautzen bereits besiegelt. Seine Armee wurde im gleichen Jahr bei Großbeeren und an der Katzbach durch General Bülow und Blücher geschlagen. Die Völkerschlacht brachte das Ende.«
Professor Callac schloß endlich seine detaillierten Ausführungen, die er durch farbige Bilder ergänzt hatte.
Wir hatten erfahren, warum dies und jenes falsch gewesen war. Ich fühlte mich abgespannt. Die Gedanken schweiften immer wieder ab. Ich kannte die Geschichte recht genau. Für uns war es jetzt nur noch wichtig, welche Schlüsse der große Historiker aus seinen Ausführungen zog.
General Reling lauschte unbewegt. Der Saal war vollbesetzt. Auch Russen und Asiaten hatten sich eingefunden. Es waren Männer von den verschiedenen Geheimdiensten und militärischen Abwehrorganisationen.
Callac führte abschließend an:
»Die Tatsache, daß sich die Unbekannten im Jahre 1811 aufhalten, scheint zu beweisen, wie sehr unsere Theorien zutreffen. Wenn der Rußlandfeldzug verhindert wird, bleibt Bonaparte stark. Europa erholt sich. Zur weiteren Stärkung des Korsen ist es erforderlich, die engmaschige Seeblockade der englischen Flotte aufzuheben. Die damals noch jungen Vereinigten Staaten waren durchaus bereit, den europäischen Völkern unter die Arme zu greifen. Güter aller Art könnten vordringlich nach Frankreich kommen. Rohstoffe aus Übersee gehören dazu. Napoleon wird unschlagbar sein, wenn Englands Macht zur See gebrochen ist; wenn französische Segelschiffe unbesorgt fahren können. Unter solchen Umständen wird Zar Alexander Bonapartes Forderungen annehmen. Selbst mit der englischen Flotte im Rücken, hing Alexanders Entscheidung über Krieg oder Nachgeben nur an einem Haar. Mir liegen einige
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