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Fähigkeiten unbekannt

Fähigkeiten unbekannt

Titel: Fähigkeiten unbekannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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wur­de über­prüft. Leu­te­ning konn­te über­führt wer­den. Er ver­wei­ger­te die Aus­sa­ge und un­ter­nahm einen Flucht­ver­such, bei dem er schwer ver­wun­det wur­de. Es grenzt fast an ein Wun­der, daß er noch lebt, aber er ist trotz­dem höchst­wahr­schein­lich nicht mehr zu ret­ten. Ei­ne Herz-Trans­plan­ta­ti­on kann nicht mehr ris­kiert wer­den.«
    Ich dreh­te mich lang­sam um. Ich wuß­te, daß ich mich un­ter der Mas­ke ver­färbt hat­te. Leu­te­ning war al­so ei­ner je­ner Men­schen, die der Ver­su­chung nicht wi­der­ste­hen konn­ten, ob­wohl er in ei­ner durch­aus acht­ba­ren und ho­hen Po­si­ti­on stand. Wie konn­te das nur im­mer wie­der ge­sche­hen!
    »Er muß noch spre­chen«, sag­te der Chef in sich ge­kehrt. »Er muß! Die Er­mitt­lun­gen des Bun­des­kri­mi­nal­am­tes er­ge­ben schwe­re fa­mi­li­äre Zer­würf­nis­se. Von der drit­ten Frau ge­schie­den. Durch sei­ne zahl­rei­chen Af­fä­ren in schlech­te Ge­sell­schaft ge­ra­ten. Die Kol­le­gen vom FBI er­fuh­ren das zu spät. Ich wet­te mei­nen Kopf, daß un­se­re Freun­de ih­re Hän­de im Spiel ha­ben. Wo­her stam­men sonst die Gold­stücke?«
    »Ei­ne di­cke Sa­che«, mur­mel­te Han­ni­bal. »Es wird im­mer schö­ner. Jetzt kommt schon Gold aus der Ver­gan­gen­heit ins Jahr 2005.«
    »Das ist noch nicht be­wie­sen«, knirsch­te ich. Den­noch wuß­te ich längst, daß der Chef auf der rich­ti­gen Spur war. Es wur­de lang­sam ge­fähr­lich!
    Re­ling er­hielt einen An­ruf über das Arm­band-Sprech­ge­rät. Er mel­de­te sich lei­se. Ich konn­te die Nach­richt mit­hö­ren.
    »La­bor, Sir. Die 20-Franc-Mün­zen sind zwi­schen zwei und acht Jah­re alt. Irr­tum aus­ge­schlos­sen. Die eng­li­schen Mün­zen wa­ren schon im Um­lauf. Kei­nes­falls ist ein Gold­stück äl­ter als hun­dert Jah­re. Die neu­en Franc-Mün­zen zei­gen kaum Ab­nut­zungs­er­schei­nun­gen.«
    »Dan­ke«, mur­mel­te der Al­te. »Mehr woll­te ich nicht wis­sen. En­de.«
    Er schal­te­te ab. Ich such­te sei­nen Blick, doch er sah durch mich hin­durch.
    »Al­so doch, Kon­nat! Ich ha­be es ge­ahnt. Leu­te­ning hat die mo­d­erns­ten Waf­fen der Ge­gen­wart in die Ver­gan­gen­heit ge­lie­fert. Er hat­te da­zu al­le Mög­lich­kei­ten. Es han­delt sich durch­aus nicht um rie­si­ge Ra­ke­ten und Ka­no­nen, son­dern nur um leich­te, trans­por­ta­ble Ver­nich­tungs­ge­rä­te. Mi­kro-Kern­waf­fen, Ma­schi­nen­ka­ra­bi­ner, weit­rei­chen­de Pan­zer­ab­wehr-Ge­schos­se mit che­mi­schen und ato­ma­ren Spreng­köp­fen. Da­mit kön­nen ei­ni­ge ge­schul­te Leu­te gan­ze Hee­re ver­nich­ten und je­des, aber auch je­des Staats­ober­haupt un­ter Druck set­zen. Je­mand ist da­bei, die Ge­schich­te um­zu­for­men. Mensch, ha­ben Sie ei­ne Ah­nung, wie lä­cher­lich ein­fach das ist! Es brau­chen nur ei­ni­ge ge­schicht­lich über­lie­fer­te Feh­ler kor­ri­giert zu wer­den, und Na­po­le­on Bo­na­par­te stirbt nicht auf der In­sel St. He­le­na!«
    Mit schwer­fäl­li­gen Schrit­ten ging er zum OP hin­über. Wir folg­ten be­drückt. Ein Kol­le­ge flüs­ter­te mir zu, daß un­ser ak­ti­ver Ein­satz di­rekt nach dem Vor­trag des His­to­ri­kers be­gän­ne.
    Der Chef­arzt schüt­tel­te den Kopf. Wir ver­such­ten al­les, um den Ge­ne­ral noch­mals ei­ni­ge Wor­te zu ent­lo­cken. Das Er­geb­nis war dürf­tig. Wir be­frag­ten ihn in der N-Hyp­no­se.
    »Ich muß­te es tun«, sag­te er mo­no­ton. »Ich muß­te es tun. Sei­ne Au­gen brann­ten in mein Ge­hirn. Ich muß­te im­mer dar­an den­ken. Sie hol­ten die Waf­fen mit Flug­zeu­gen ab.«
    Das war prak­tisch al­les, was wir nach lan­gen Be­mü­hun­gen er­fuh­ren. Bri­ga­de­ge­ne­ral Leu­te­ning starb Mi­nu­ten spä­ter auf dem Ope­ra­ti­ons­tisch, nach­dem auch die ro­bot­ge­steu­er­te Herz-Lun­gen-Ma­schi­ne nicht mehr hel­fen konn­te.
    Nie­der­ge­schla­gen ver­lie­ßen wir den Saal. Nie­mals zu­vor hat­ten sich die füh­ren­den Leu­te der GWA so hilf­los ge­fühlt. Han­ni­bal und ich, wir wa­ren nur Räd­chen in dem mäch­ti­gen Ge­trie­be. Als wir jetzt un­se­re bes­ten Män­ner so de­pri­miert fort­ge­hen sa­hen, konn­ten wir uns nur noch

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