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Fähigkeiten unbekannt

Fähigkeiten unbekannt

Titel: Fähigkeiten unbekannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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sei­nen nie­der­schmet­tern­den Ruß­land­feld­zug un­ter­nom­men hat. Al­so sieht es so aus, als wä­re je­mand da­ge­we­sen, der die­sen Ver­bre­chern das Hand­werk leg­te, ehe sie die Macht er­rin­gen konn­ten. Das kön­nen nur wir sein.«
    Er starr­te mich fas­sungs­los an. Sei­ne Hän­de zit­ter­ten.
    Zehn Mi­nu­ten spä­ter hat­te ich ihm ei­ne In­jek­ti­on ge­ge­ben. Das Ner­ven­mit­tel wirk­te auch bei mir. Wir wur­den ent­schie­den ru­hi­ger.
    Es war al­les so fürch­ter­lich. So­bald man sei­nen lo­gi­schen Ver­stand ein­schal­te­te, stieß man lau­fend auf Wenn und Aber. Ich fand ein­fach kei­nen ver­nünf­tig er­schei­nen­den Aus­weg, nicht ein­mal in mei­nem tiefs­ten In­nern.
    All­mäh­lich be­gann ich zu be­grei­fen, daß die Be­we­gun­gen drei­di­men­sio­nal ein­ge­stell­ter Le­be­we­sen in der über­ge­ord­ne­ten Ebe­ne der vier­ten Di­men­si­on mehr als schwie­rig wa­ren. Ich wuß­te nun, was man un­ter dem ver­all­ge­mei­ner­ten Be­griff der Re­la­ti­vi­tät wirk­lich zu ver­ste­hen hat. Fol­ge: Ich kam nicht mehr mit! Han­ni­bal schal­te­te kurz, und die bei­den Ser­gean­ten flo­hen in den Schutz der ab­so­lu­ten Ge­dan­ken­lo­sig­keit. Das moch­te noch das bes­te Mit­tel sein.
    Ich konn­te mei­ner­seits nicht so ein­fach das Den­ken ein­stel­len. Die Über­le­gun­gen ka­men in zwangs­läu­fi­ger Fol­ge. Sie wur­den quä­lend, da ich kei­ne lo­gi­sche Be­grün­dung fand. Ei­ne ein­wand­freie Be­weis­füh­rung war über­haupt nicht mög­lich.
    Was muß­te ge­sche­hen, wenn wir das Ge­fecht nun wirk­lich zu­guns­ten der Kü­ras­sie­re ver­hin­der­ten? Dann konn­te es ein­fach nicht sein, daß wir vor kur­z­er Zeit die sterb­li­chen Über­res­te ei­nes die­ser Sol­da­ten be­gut­ach­tet hat­ten! Ein ver­rück­ter Ge­dan­ke; ein fürch­ter­li­cher Ge­dan­ke!
    Nein und drei­mal nein, wir durf­ten es nicht tun. Pro­fes­sor Gold­stein hat­te zu ein­dring­lich vor un­be­dach­ten Ver­än­de­run­gen ge­warnt.
    Mei­ne Un­ru­he hat­te sich nicht ver­ber­gen las­sen. Han­ni­bal frag­te lei­se:
    »Al­so nicht?«
    Ich schüt­tel­te stumm den Kopf. Wort­los leg­te sich der Klei­ne auf sein Bett.
    Mein Ge­wis­sen ließ sich nicht so ein­fach be­schwich­ti­gen. Warum hat­te man aus­ge­rech­net uns mit die­sem Ein­satz be­auf­tragt! Ob das ein nor­ma­ler Mensch über­haupt er­tra­gen konn­te? Die see­li­schen Be­las­tun­gen wur­den all­mäh­lich un­er­träg­lich.
     
    *
     
    . Ju­ni 1811, fünf Uhr zwei­und­drei­ßig.
    Die Pfer­de stan­den im dich­ten Schilf­gür­tel des na­hen Ufers. Wir hat­ten sie sorg­fäl­tig an­ge­bun­den. Ich hoff­te, daß nie­mand in die Nä­he der un­be­wach­ten Tie­re käme.
    Ser­geant Polks lag oben auf der An­hö­he. Er konn­te bis zum Strom hin­über­bli­cken. Au­ßer­dem ver­moch­te er die ge­sam­te Stra­ße zu über­se­hen.
    Han­ni­bal und ich wa­ren hin­ter ei­ni­gen Bü­schen na­he dem Stra­ßen­rand in De­ckung ge­gan­gen. Tun­dry hielt sich auf der an­de­ren Sei­te auf. Er hock­te in ei­ner Ast­ga­bel der Bäu­me. Das war ei­ne ge­fähr­li­che Po­si­ti­on, aber er hat­te auch ein her­vor­ra­gen­des Schuß­feld.
    Die Ma­ga­zi­ne der ge­tarn­ten M-Ka­ra­bi­ner hat­ten wir aus­ge­wech­selt. Na­tür­lich konn­ten wir hier nicht mit den Ther­mo-Rak-Ge­schos­sen schie­ßen und hat­ten des­halb nor­ma­le Ex­plo­siv­pro­jek­ti­le aus den mi­li­tä­ri­schen Be­stän­den der Ar­mee ge­la­den. Ih­re Wir­kung war nicht zu un­ter­schät­zen. Ich hoff­te je­doch zu­ver­sicht­lich, nicht zur Er­öff­nung des Feu­ers ge­zwun­gen zu wer­den.
    Un­ter­ein­an­der stan­den wir über Sup-Ul­tra-Sprech­funk in Ver­bin­dung. Aus­ge­schlos­sen, daß die streng ge­hei­me Wel­le der GWA ab­ge­hört wer­den konn­te.
    Wir war­te­ten. Hier und da wa­ren schon Bau­ern zu se­hen. Ein Tröd­ler zog mit ei­nem schä­bi­gen Och­sen­kar­ren vor­bei. Hin­ter ihm kam ein wan­dern­der Mu­si­kant. Sol­da­ten wa­ren weit und breit nicht zu be­mer­ken. Die frü­he Mor­gen­stun­de hat­te sie noch nicht aus dem La­ger ge­lockt.
    Han­ni­bal lag et­wa zwan­zig Me­ter ent­fernt.

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