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Fähigkeiten unbekannt

Fähigkeiten unbekannt

Titel: Fähigkeiten unbekannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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an­ge­kom­men, mein­te Han­ni­bal über­le­gend:
    »Un­ver­ständ­lich, daß der Kerl über­haupt auf­merk­sam wur­de! Hier, im Jah­re 1811, muß er sich doch voll­kom­men si­cher füh­len. Wie­so fand er uns ver­däch­tig?«
    Ich öff­ne­te die Ja­cke und wisch­te den Schweiß von der Stirn. Die­se Preu­ßen konn­ten al­ler­hand ver­tra­gen.
    »Ein psy­cho­lo­gisch er­klär­ba­rer Ef­fekt. Er er­schrak in­stink­tiv, als er von un­se­rer Her­kunft hör­te. Ver­giß nicht, daß er ein ganz an­de­res Wis­sen be­sitzt. Zu­letzt wur­de er ru­hi­ger.«
    »Ge­fällt mir trotz­dem nicht. Ist es mög­lich, daß er be­reits über die Ent­füh­rung des Zwei­ten Um­for­mers Be­scheid weiß?«
    »Viel­leicht! Wenn die Ker­le mit ih­rem Ge­rät ›oben‹ wa­ren, kön­nen sie die neu­en Nach­rich­ten mit­ge­bracht ha­ben. Es soll­te uns aber nicht stö­ren.«
    Tun­dry be­trat un­ser Zim­mer. Er war die Wach­sam­keit in Per­son. Lei­se sag­te er:
    »Sir, das müs­sen die Kna­ben sein. Sie be­wa­chen die Wa­gen, als wä­ren sie kost­ba­re Ge­gen­stän­de. Bei ei­nem der Män­ner ha­be ich einen Feh­ler be­merkt, der Ih­nen heu­te früh eben­falls un­ter­lau­fen ist.«
    Ich fuhr zu­sam­men. Tun­dry grins­te.
    »Sie ha­ben es gleich ab­ge­stellt, Sir, aber Sie wer­den zu­ge­ben müs­sen, daß Sie heu­te mor­gen auf die Arm­band­uhr se­hen woll­ten. Ich ha­be es be­ob­ach­tet. Das glei­che pas­sier­te ei­nem der Wäch­ter. Au­ßer­dem hat er ei­ne Ka­no­ne un­ter der Lei­nen­ja­cke. Schul­ter­half­ter, Sir!«
    »Sind Sie si­cher?«
    »Da­für bin ich Spe­zia­list. Was die Wa­gen ent­hal­ten, konn­te ich nicht er­mit­teln. Die Bur­schen sind miß­traui­scher, als es uns lieb sein kann.«
    »War­ten wir ab. Wir rei­ten kurz nach drei Uhr los. Ich will noch vor Son­nen­auf­gang an den Ei­chen sein. Be­rei­ten Sie al­les vor. Wir wa­chen ab­wech­selnd.«
    Der Ser­geant ver­schwand. An­schlie­ßend über­prüf­ten wir noch­mals die Waf­fen. Zu­sätz­lich zu den ge­tarn­ten Ma­schi­nen­waf­fen, schnall­ten wir die schwe­ren Ein­satz­pis­to­len un­ter die Ja­cken. Es wa­ren nor­ma­le Ar­mee­aus­füh­run­gen, 24-schüs­si­ge Hen­der­leys mit lan­gen Läu­fen. Sie ver­schos­sen le­dig­lich Nor­mal­pa­tro­nen. Wir hat­ten die ‚222er Ex­plo­siv­mu­ni­ti­on ge­la­den.
    »Da­mit die nicht auf den Ge­dan­ken kom­men, wir wä­ren bes­ser aus­ge­rüs­tet als sie«, mur­mel­te der Klei­ne. »Großer, ich hät­te ei­ne Fra­ge!«
    Ich sah ihn viel­sa­gend an, da ich be­reits ahn­te, was er auf dem Her­zen hat­te. Sei­ne Au­gen wirk­ten un­s­tet.
    »Ich weiß zwar, was ich un­ter ei­nem Be­fehl zu ver­ste­hen ha­be, aber mir will es trotz­dem nicht ge­fal­len, daß wir dem kom­men­den Ge­met­zel ta­ten­los zu­se­hen sol­len. Wir wis­sen, daß die Schwa­dron zu­sam­men­ge­schos­sen wird. Willst du das nicht ver­hin­dern? Ich fin­de das un­mensch­lich; den Be­fehl, mei­ne ich.«
    »Wir sind nicht be­rech­tigt, den Ab­lauf der Ge­schich­te zu ver­än­dern. Ob­gleich wir vor dem 11. Ju­ni hier sind, kön­nen wir nicht ein­fach un­ge­sche­hen ma­chen, was in ei­ni­gen Stun­den zu ge­sche­hen hat. Die­se Män­ner sind für uns längst tot. Wir ha­ben ih­re Grä­ber ge­fun­den, wir ha­ben vor dem Ske­lett ei­nes Sol­da­ten ge­stan­den, der mor­gen erst fal­len wird. Wir dür­fen nicht ein­grei­fen.«
    »Aber es ist doch noch gar nicht Ge­schich­te! Sie le­ben!«
    »Im re­la­ti­ven Zeita­blauf ist es Ge­schich­te. Klei­ner, wir ha­ben einen Son­der-Eid ge­leis­tet! Wir dür­fen erst an­grei­fen, wenn die Aus­ein­an­der­set­zung vor­über ist. Wir wer­fen sonst al­les um. Wer weiß, was dar­aus in se­kun­därer Wir­kung ent­ste­hen wür­de.«
    »Aber …!«
    »Das ist ein Be­fehl«, sag­te ich mü­de und nie­der­ge­schla­gen. »Mensch, quä­le mich doch nicht so. Ich kann ja auch nichts da­für. Ich brin­ge es auch nicht fer­tig, über Nacht das vier­di­men­sio­na­le Den­ken zu er­ler­nen. Ich darf über­haupt nicht dar­über nach­sin­nen, wenn ich mei­nen kla­ren Ver­stand be­hal­ten will. Un­se­re bis­he­ri­ge Ge­schich­te scheint doch zu be­wei­sen, daß Na­po­le­on

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