Fähigkeiten unbekannt
alias Dr. Fehrmann. Neben ihm ritt der dunkelhaarige Bursche, den ich schon im Gasthaus bemerkt hatte.
Dicht hinter ihnen folgte der erste Wagen. Als alle drei Fahrzeuge sichtbar waren, erkannte ich auch den dritten Reiter. Er bildete den Schlußmann.
Durch die stark vergrößernde Optik meines Maschinenkarabiners konnte ich deutlich sehen, daß auf den Kutschersitzen Waffen lagen. Sie waren nur von einigen Tuchstücken verhüllt, demnach jederzeit greifbar.
Sie kamen immer näher. Jede Einzelheit war bereits mit bloßem Auge zu erkennen.
Meine Nervosität wuchs. Hannibal warf mir fragende Blicke zu.
Wo blieben die Kürassiere? Eigentlich hätten sie längst auftauchen müssen.
Im gleichen Augenblick meldete Polks die preußischen Reiter. Ich vernahm das dumpfe Poltern der Hufe. Gleich darauf bemerkte ich die aufwehende Staubwolke.
In die drei Reiter kam plötzlich Bewegung. Fehrmann schrie etwas, riß das Pferd herum und trabte zum ersten Wagen. Der Fahrer warf ihm einen Maschinenkarabiner zu.
Sie fuhren die Fahrzeuge dicht an den Straßenrand. Die Kutscher verschwanden mit schußbereiten Maschinenwaffen unter den Planen. Nur die drei Berittenen waren noch zu sehen.
Naturgemäß war Fehrmann unruhig. Weshalb Rittmeister von Züllwitz auf den Gedanken gekommen war, den Wagenzug doch noch eingehend zu untersuchen, hatten wir auch nicht ermitteln können. Vielleicht war ihm irgend etwas aufgefallen, was er am vergangenen Tag durch unsere Einladung nicht beachtet hatte.
Jedenfalls sah ich die Reiter plötzlich auftauchen. In breiter Linie, dicht an dicht, erschienen sie jenseits der drei Eichen auf dem offenen Feld. Sie hatten die Straßenbiegung einfach abgeschnitten.
Vornweg ritt von Züllwitz. Ich sah ihn winken und verstand auch die gebrüllten Worte.
»Anhalten, im Namen des Königs«, schrie er dem Händler zu.
Dann folgten Befehle an seine Leute. Ein Hornsignal ertönte. Diese schrillen Töne mochten Dr. Fehrmann auf die Nerven gegangen sein. Natürlich befand er sich in einer mehr als unangenehmen Situation.
Eine genaue Untersuchung seiner Ladung konnte er keinesfalls riskieren. Darüber war ich mir auch klar. Das Vorgehen des Rittmeisters sah aber ganz danach aus, als wäre er speziell mit dieser Absicht gekommen.
Fehrmann zögerte keine Sekunde mehr.
Ich beobachtete, wie die drei Männer eilig von den Pferden abstiegen und hinter den Wagen in Deckung gingen. Dann brach die Hölle los.
Aufstöhnend schloß ich die Augen und versuchte vergeblich, meine Ohren gegen das wahnsinnige Hämmern zu verschließen.
Die Männer feuerten mit sechs hochwertigen Maschinenwaffen auf den dichten Haufen der anstürmenden Reiter. Pferde brachen zusammen. Ich hörte die Todesschreie der Männer und vernahm das dumpfe Knallen der explodierenden Geschosse.
Es waren Projektile aus einem Waffendepot der US-Armee!
In wenigen Augenblicken war alles vorbei. Irgendwo vor mir, war soeben jener Mann gestorben, den ich vor einigen Wochen auf dem OP-Tisch als Skelett gesehen hatte.
Es wurde still. Nur weit hinten sah ich einen Mann davontaumeln. Es mußte wohl der Rittmeister sein, auf dessen Bericht unser Archäologe gestoßen war.
Auf dem weiten Feld lagen die Toten und verendeten Pferde. Und wir – wir hatten tatenlos zuschauen müssen!
Ich verfluchte den Befehl; die strengen Anweisungen unserer Wissenschaftler, die Ereignisse als geschichtliche Tatsachen anzusehen. Jetzt war es geschehen.
Die sechs Burschen tauchten wieder auf. Die Kutscher kletterten von den Wagen und liefen zu Fehrmann hinüber. Alle hielten noch die Waffen in den
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