Fähigkeiten unbekannt
zu. Meine Arbeitsräume lagen im zweiten Stockwerk.
Wie immer, hatte ich mit einem aufkeimenden Gefühl des Unbehagens und der Ehrfurcht zu kämpfen. Ich schritt über einen Mosaikboden, über den vor mir schon viele andere gegangen waren. Man mußte sich zum Vergessen und zur Sachlichkeit zwingen. Die Marsstadt Zonta barg unzählige Geheimnisse und konfrontierte uns ständig mit neuen Erkenntnissen.
Die Türmechanismen funktionierten noch. Sie reagierten auf die Wärmestrahlung eines organischen Körpers und schlossen grundsätzlich hermetisch. Die damaligen Baumeister schienen jederzeit mit einem explosiven Druckverlust gerechnet zu haben.
Mein Arbeitszimmer war ebenfalls von der Außenwelt abgeriegelt. Zwischen dem Vorzimmer und dem vom Sicherheitsdienst eingenommenen Raum existierte sogar eine kleine Luftschleuse. Die technischen Konzeptionen waren absolut klar. Auf dem Mars schien man ebenso gedacht zu haben wie auf der Erde. Nur wirkte alles so erschreckend fremd, weil es so vollendet war.
Der halbrunde Saal war mit unseren Möbeln ausgestattet worden. Es waren moderne, etwas abstrakt geformte Leichtmetallgebilde, die sich in dieser Umgebung seltsam ausnahmen. Die Wände wurden wieder von dem sanften Glühen überflutet. Es war eine Symphonie aus fließenden, sorgfältig aufeinander abgestimmten Farbtönen.
Beim Eintritt erblickte ich sofort die hochgewachsene Gestalt eines dunkelhaarigen Mannes mit nichtssagenden, alltäglichen Gesichtszügen. Er trug die Uniform des Raumsicherheitsdienstes, doch gehörte er nicht dazu.
Leutnant TS-19, aktiver Einsatzagent der Geheimen-Wissenschaftlichen Abwehr, war ohne Bio-Maske erschienen. Ich kannte sein natürliches Gesicht, was innerhalb der GWA wohl einmalig war. Wir hielten immer noch streng an dem Grundsatz fest, daß wir uns gegenseitig nicht kennen durften. Es kam praktisch niemals vor, daß sich zwei aktive GWA-Angehörige ohne Dienstmaske gegenüberstanden.
In unserem Fall war das nicht mehr erforderlich. Frühere Einsätze hatten uns keine andere Wahl gelassen.
Er drehte rasch den Kopf. Prüfend ruhte sein Blick auf mir. Ich trug die »zweite Haut«, eine biochemische Folienmaske aus lebendem Gewebe. Es war völlig unmöglich, daß er darunter mein Gesicht sehen konnte.
TS-19 war äußerst vorsichtig. Etwas anderes hatte ich auch nicht erwartet. Auf dem Mond gab es keinen Menschen, der über meine wahre Identität informiert gewesen wäre. Hier galt ich als Oberst Gunson vom militärischen Sicherheitsdienst.
Ich ging auf die Sesselecke zu und gab ihm einen Wink.
»Machen Sie keine Umstände, TS-19. Ich bin es wirklich, kann aber Ihretwegen die Maske nicht abnehmen. Das dürfte auch etwas schwierig sein.«
Er lächelte mich verständnisvoll an. Sein Händedruck war fest und wirkte beruhigend. Das war ein Mann, auf den man sich in allen Fällen unbedingt verlassen konnte.
»Okay, Sir, ich habe Sie schon an Ihrem Gang erkannt. Wir dürften auch keine Zeit haben, um umständliche Identifizierungsmaßnahmen zu treffen. Deshalb bin ich vom Chef ohne Gesichtstarnung auf die Reise geschickt worden. Es brennt wieder einmal, Sir.«
Meine Hand mit dem brennenden Feuerzeug verhielt in der Luft. Das war der Satz, den ich instinktiv und voller Unruhe erwartet hatte.
Endlich glühte die Zigarette. Es war sehr still in dem vom Licht durchfluteten Raum. Die Farbtönung wechselte ununterbrochen. Im allgemeinen wirkte das beruhigend auf mich, augenblicklich jedoch zerrte es an meinen Nerven.
»Sind wir hier absolut ungestört, Sir?« erkundigte sich unser Verbindungsmann. Wie sein
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