Faenger des Gluecks
frühen Nachmittag. Ihr machte es nichts aus. Sie hasste es zu frieren. Blinzelnd stellte sie sich vor, wie sie das Stadion mit der Kamera festhalten würde. Leer, dachte sie, nur mit dem Echo der Jubelschreie und des Knalls, mit dem ein Schläger einen Ball traf, links dahinter eine Fahne, die in der schwachen Brise flatterte. Und sie würde die Putzkolonne einfangen, die all das Papier und die Pappe und die Plastikbecher wegräumten. Vielleicht würde sie es »Nachspiel« nennen. Und der Film würde nicht verraten, welche Mannschaft das Feld besiegt oder als Sieger verlassen hatte. Es sollte nur das ewige Kommen und Gehen der Spieler und der Zuschauer vermittelt werden.
Brooke spürte Parks, bevor sie ihn hörte, und allein das reichte, um ihre Gedanken zu verjagen. Sie verlor jeden Sinn für die Filmszene, die sie sich gerade ausgemalt hatte. Niemand sonst hatte das je vermocht. Die Tatsache, dass Parks sie so verwirrte, machte sie wütend. Für Brooke war ihre Arbeit das einzig Stabile in ihrem Leben, nichts und niemand durfte sich dazwischen stellen. Abwehrbereit straffte sie sich, begegnete offen seinem durchdringenden Blick, während er mit seinem gelösten, geschmeidigen Gang, der ein Jahrzehnt kontrolliertesten Trainings überdeckte, zu ihr hinunterkam.
Sie erwartete zur Begrüßung irgendeine witzige Bemerkung. Darauf war Brooke vorbereitet. Irgendetwas Flapsiges, mit dem er vortäuschte, seine Lüge in der Kabine sei die absolute Wahrheit gewesen. Auch darauf war sie vorbereitet.
Sie war nicht darauf vorbereitet, dass er direkt auf sie zuging, seine Hände in ihrem Haar vergrub und sie an sich drückte für einen langen und besitzergreifenden Kuss. Heiße Wellen der Lust überschwappten ihre Überraschung, ehe sie sich dessen überhaupt bewusst wurde. Sein Mund presste sich auf ihren, fordernd, doch auch mit einer Spur von Verzweiflung. Es war diese Verzweiflung, im Gegensatz zu seiner autoritären Anmaßung, die Brooke reagieren ließ. Das Bedürfnis, gebraucht zu werden, war stark in ihr. Sie hatte es immer als ihre größte Schwäche betrachtet. Und nun war sie schwach, als sein herber Duft in ihre Sinne drang, der Geschmack seines Mundes auf ihrer Zunge lag, als sie seine vom Duschen noch feuchten Haare zwischen den Fingern fühlte.
Langsam schob Parks sie etwas zurück, wartete, bis sich ihre schweren Lider hoben. Obwohl er ihr fest in die Augen schaute, hatte Brooke das Gefühl, als ob er sie überall betrachtete, durch und durch. »Ich will dich.« Er sagte es ruhig, doch seine Begierde ließ seine Augen glänzen.
»Ich weiß.«
Parks fuhr wieder mit einer Hand durch ihr Haar, von der Wurzel bis zu den Spitzen. »Ich werde dich haben.«
Brooke fasste sich und schlüpfte aus seiner Umarmung. »Das weiß ich nicht.«
Lächelnd strich Parks weiter durch ihr Haar. »Nicht?«
»Nein«, gab Brooke so fest zurück, dass Parks eine Braue hochzog.
»Nun, ich denke, es könnte eine sehr reizvolle Erfahrung sein, dich zu überzeugen.«
Brooke warf den Kopf zurück, um ihr Haar aus seinen Fingern zu befreien. »Warum hast du Lee vorgelogen, wir hätten heute Abend Pläne?«
»Weil ich ein langes, hartes Spiel damit verbracht habe, mir vorzustellen, dich zu lieben.«
Wieder sagte er es ruhig, mit nur einer Spur von Lächeln, aber Brooke wusste, er meinte es ganz ernst. »Das ist immerhin direkt auf den Punkt gebracht.«
»Du ziehst es so vor, nicht wahr?«
»Ja.« Sie lehnte sich an die Absperrung. »Darum werde ich dir gegenüber ebenso offen sein. Wir werden einige Monate zusammen an einem großen Projekt arbeiten, in dem noch eine Menge anderer Leuten mit drinstecken. Ich bin sehr gut in meinem Job, und ich werde dafür sorgen, dass du sehr gut in deinem bist.«
»Und?«
Ihre Augen blitzten über seinen amüsierten Ton. »Und persönliche Verwicklungen erschweren das professionelle Urteil. Als deine Regisseurin habe ich nicht die Absicht, deine Geliebte zu werden, und sei es auch noch so kurz.«
»Kurz?«, wiederholte Parks und musterte sie. »Planst du immer die Länge deiner Beziehungen im Voraus? Ich meine«, fügte er nachdenklich hinzu, »du hast tatsächlich viel mehr von einer Romantikerin.«
»Es ist mir egal, wie du das siehst«, gab sie zurück, »solange du verstehst.«
»Ich verstehe. Du weichst dem Thema aus.«
»Das tue ich ganz sicher nicht.« Wut flackerte auf, zeigte sich in ihrer Haltung, in ihrem Blick und in ihrer Stimme. »Ich sage dir geradeheraus, dass ich nicht
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