Faenger des Gluecks
kann und die ebenso schnell vergibt, wie sie sich ärgert.« Er sah, wie sich ihre Brauen zusammenzogen. Sie war nicht mehr wütend, sondern nachdenklich und wachsam. Er fühlte sich ein wenig wie jemand, der versuchte, das Vertrauen einer Taube zu gewinnen, die jede Sekunde wegfliegen konnte oder aber sich dafür entschied, sich in seine Handkuhle zu kuscheln. »Sie interessiert mich.«
Nach einer Weile stieß Brooke einen lang gezogenen Seufzer aus. Vielleicht, dachte sie, wenn ich ihm ein wenig erzähle, belässt er es dabei. »Meine Mutter war nicht verheiratet«, begann sie forsch. »Mir wurde gesagt, nach sechs Monaten hatte sie es satt, ein Baby herumzuschleppen, und sie hat mich bei ihrer Schwester abgeladen. Ich erinnere mich kaum noch an meine Tante. Ich war sechs, als sie mich den Sozialbehörden übergab. Gut kann ich mich allerdings daran erinnern, dass ich hungrig gewesen bin und es nicht sehr warm gehabt habe. Ich kam zu meiner ersten Pflegefamilie.« Brooke zuckte mit den Schultern, schob dann den Abfall auf eine Seite. »Es war nicht zu schlimm. Ich war dort etwas über ein Jahr, bevor ich zur nächsten abgeschoben wurde. Insgesamt, von sechs bis siebzehn, war ich in fünf. Einige waren besser als andere, aber ich gehörte nie dazu. Das war zum Teil auch mein Fehler.«
Brooke seufzte wieder, nicht froh, sich zu erinnern. »Die letzten zwei Jahre war ich auf einer Farm in Ohio bei einem netten Ehepaar mit einem ganz entzückenden Sohn, der mich immer an den Haaren zog, sobald seine Mutter ihm den Rücken kehrte.« Sie verzog das Gesicht. »Ich ging, sobald ich die High School abgeschlossen hatte, habe mich dann mit Servieren quer durchs Land gearbeitet. Bitte bloß kein Mitleid.«
Die äußerste Beleidigung für sie, dachte er und nahm ihre kalte Hand. »Tue ich nicht. Ich habe mich gefragt, wie viele Menschen den Schneid haben, mit siebzehn ihr eigenes Leben in die Hand zu nehmen, und wie viele wirklich die Kraft haben, es zu tun. In dem Alter wollte ich nach Florida ins Trainingslager. Stattdessen saß ich in einem Flugzeug auf dem Weg ins College.«
»Weil du eine Verpflichtung hattest«, warf Brooke ein. »Die hatte ich nicht. Wenn ich die Chance gehabt hätte, aufs College zu gehen …« Sie brach ab. »Wie auch immer, wir haben beide ein Jahrzehnt an unseren Karrieren gearbeitet.«
»Und wenn du willst, gibt es noch weitere«, bemerkte Parks. »Bei mir nicht. Nur noch eine Saison.«
»Warum? Du bist dann erst …«
»Fünfunddreißig«, ergänzte er mit einem trockenen Lächeln. »Ich habe mir selbst vor zehn Jahren versprochen, dass ich dann aufhöre. Es gibt bei uns nicht viele, die auf die Vierzig zugehen und noch wie ein junger Gott spielen.«
»Sicher, und du spielst schon wie ein alter Mann«, neckte sie ihn.
»Ich beabsichtige aufzuhören, bevor ich das tue.«
Brooke knickte einen Strohhalm um, während sie Parks musterte. »Genau dann, wenn du oben stehst?«
»Das habe ich mir vorgenommen.«
Das konnte sie verstehen.
»Magst du den Strand?«, fragte er.
»Ich komme nicht oft dorthin, aber ja.« Sie dachte an den Werbefilm, den sie gerade drehte. »Mit gelegentlichen Einschränkungen«, fügte sie hinzu.
»Ich habe ein Haus in Maui.« Unerwartet beugte Parks sich vor und strich ihr ganz zart über die Wange. Der Hauch einer Intimität. »Ich werde dich einmal mitnehmen.« Er schüttelte den Kopf, ehe Brooke Einwände erheben konnte. »Fahren wir.«
»Parks«, sagte Brooke, als sie sich erhoben, »ich habe es ernst gemeint, als ich sagte, ich will in nichts verwickelt werden.«
»Ja, ich weiß.« Dann küsste er sie lange und voller Sehnsucht, während sie mit den Händen voller Pappteller und Becher dastand.
5. K APITEL
Es vergingen drei Tage, bevor Brooke wieder von Parks hörte. Sie wusste, er spielte auswärts. Sie wusste auch, nach einem, wie sie sich einredete, nur flüchtigen Blick in den Sportteil der Zeitung, dass Parks großartig gespielt hatte. Sie beschäftigte sich gerade mit den Drehbüchern seiner ersten Werbespots.
Der erste Dreißig-Sekunden-Spot sollte noch vor den Meisterschaftsspielen gesendet werden, um Parks erhoffte Leistung in den entscheidenden Kämpfen auszunutzen. Das ließ Brooke wenig Vorbereitungszeit. Aber Herausforderungen waren für sie ebenso wichtig wie Essen.
Allein in ihrem Büro, mit einer halben Stunde Spielraum, ehe sie fällig war fürs Studio, ging Brooke noch einmal das Drehbuch für den ersten de Marco-Spot durch. Flott,
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