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Fänger, gefangen: Roman

Fänger, gefangen: Roman

Titel: Fänger, gefangen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Collins Honenberger
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Beispiel, oder Brot backen. Sie will einen Wäschetrockner, den man miteinerHausbootbatterie oder einem Kerosinmotor aber nicht betreiben kann.
    Dad ist irritiert, weil Mom solche Geräte früher nie gewollt hat. Wenn sie davon anfängt, nennt er sie eine Verräterin. Sie schimpft dann zurück, das sei nicht fair, bei all den Jahren, die sie die Wäsche draußen im Korb per Hand ausgeschleudert und bei jedem Wetter aufgehängt hat. Ich weiß, sie will eigentlich sagen, dass es die Keime und die KRANKHEIT sind, die sie so paranoid machen, aber das kann sie nicht, weil es so klingen würde, als hätte ich dran Schuld, und diese blöde Leukämie wollte ich ganz bestimmt nicht.
    All das macht es ihnen unmöglich, über das nachzudenken, was ich will: ein eigenes Auto, auch wenn ich erst im April alt genug sein werde, es zu fahren. Und im Juni tot. Selbst ich sehe ein, dass es keine tolle Investition wäre.
    Irgendwann Anfang des Sommers hab ich mal einen Streit zwischen ihnen unterbrochen. Das war, bevor sie mir erzählten, was die Ärzte ihnen schon gesagt hatten. Dass ich diese beschissene KRANKHEIT habe.
    »Vergesst das Auto«, habe ich gesagt. »Wir können in die Stadt ziehen, und ich nehme mir ein Taxi, wie Holden.«
    »Ich wusste gar nicht, dass du einen Freund hast, der Holden heißt.« Mom vergaß den Streit sofort. Sie hatte selbst gemachte Spaghettisoße gekocht. So was macht sie, um Pestizide und all das Zeug zu vermeiden, das ins Essen gekippt wird, damit es perfekt aussieht. Aber jeder muss einsehen, dass
perfekt
dumm ist. In der wirklichen Welt sind die Dinge nun mal nicht
perfekt
. Seht euch die Leute an. Denkt an Adam und Eva. Die Realität ist der Apfel. Wenn es um Menschen geht, funktioniert
perfekt
nicht. Wie sonst soll man Sachen wie schwangere Teenager und Kindesmissbrauch erklären oder Krankheiten wie AIDS? Oder Leukämie?
    Zurück zum Tag des Autostreits. Mom hatte sogar selbst Tomaten gehäutet, weil sie auf dem Salzlos-Trip war. (Essen ohne Salz ist widerlich,aber das dürft ihr meiner Mutter nicht verraten.) Sie hatte gelesen, dass das Salz in Dosengemüse die Arterien eines Zwanzigjährigen in die eines Sechzigjährigen verwandeln kann.
    »Über Nacht?«, witzelte Dad, aber da hatte sie unsere Dosentomaten schon dem Obdachlosenheim gegeben.
    Nick versuchte, wie ein echter Italiener zu essen, und sog die Nudeln einzeln in den Mund. Überall gab es kleine rote Spritzer. Das lenkte Mom vollkommen ab, und sie vergaß, dass sie mir eine Frage gestellt hatte, weil sie damit beschäftigt war, die Soßenspritzer mit einem Geschirrhandtuch aufzuwischen.
    »Ich hab keinen Hunger.« Ich musste das Thema wechseln. Ihnen das mit Holden zu erklären, wäre kompliziert geworden. Joe ist der Einzige, der weiß, dass ich dieses Buch schon vor der Zehnten gelesen hab.
    Mom sah aus, als wollte sie losschreien. »Du musst essen.« Obwohl sie nicht wirklich schrie, sprach sie so laut, dass sogar Nick mit dem Rumkaspern aufhörte.
    Als hätten wir nicht schon jahrelang Erdnussbutter-Gelee-Brote zum Frühstück und zum Mittag gegessen! Erdnussbutter ist laut Mom das weltbeste Nahrungsmittel, und darin sind wir uns sogar einig. Oder waren es. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich allerdings in drei Wochen zehn Pfund abgenommen, sodass selbst ich anfing zu ahnen, dass da was nicht stimmte.
    »Was – Holden?«, meinte Dad. »Das kann auch nur jemandem in Essex County einfallen, sein Kind nach der Figur in einer Geschichte zu benennen.« Er legte Mom den Arm um die Schultern – auf einmal kuschelig, der Streit vergessen – und drückte sie, so wie Erwachsene es tun, wenn sie sich gegenseitig aufmuntern wollen.
    Es ärgerte mich, dass er das mit Holden als Story abtat. Holden hat all diese schmerzhaften Dinge wirklich durchgemacht. Und damit ist er nicht der einzige Jugendliche. Warum denken Erwachsene immer, was Kinder oder Jugendliche fühlen, wäre nebensächlich und unbedeutend?
    Letztes Jahr hat sich ein Junge in der Mittelschule erhängt. Im Halbjahr davor hatte er die Unterschrift seines Vaters auf dem Zeugnis gefälscht, nachdem sein Vater Druck gemacht hatte, er solle bessere Noten schreiben. Dann ist er in einem Fach durchgefallen. Als die Schule ein Eltern-Lehrer-Gespräch ansetzte, musste er sich gedacht haben, dass dann alles auffliegen würde. Alle Eltern und Lehrer liefen rum wie im Nebel, als hätten sie keinen Schimmer, was da passiert war. Aber wir Jugendliche kapierten, wie es dem Jungen gegangen sein

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