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Fänger, gefangen: Roman

Fänger, gefangen: Roman

Titel: Fänger, gefangen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Collins Honenberger
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ich erst im November sechzehn werde. Und normale Sechzehnjährige haben keine Chemotherapie oder Bestrahlung oder tödliche ...«
    Als die Sprechanlage summt, antwortet er der Stimme aus dem Kasten nicht, dass er beschäftigt ist, wie es die Höflichkeit erfordert, sondern drückt einen Knopf und unterhält sich. Er flüstert nur, aber nachdem ich mich ein bisschen beruhigt habe, finde ich es ganz interessant.Die DNA irgendeines Typen muss untersucht werden, und um eine Zeugenbeeinflussung zu vermeiden, verstecken sie ein Mädchen, das vergewaltigt wurde, und zwei weitere Zeugen unter falschem Namen in einer anderen Stadt.
    Meine Fantasie geht mit mir durch. Beeinflussung von Zeugen kann mit Mordfällen zu tun haben. Ich stelle mir diesen Volltrottel von Anwalt vor, wie er sich immer ganz genau umschaut, wenn er die Straße überquert, und wie sein Auto genau in dem Moment in die Luft fliegt, als er die imposanten Marmorstufen des Gerichtsgebäudes erreicht. Also gut, das Gericht von Essex County hat nur zwei kleine, einfache Stufen aus Beton.
    Aber je länger Walker mit seinem unsichtbaren Kollegen über den gesichtslosen Verbrecher redet, umso irritierter werde ich. Er ist ja so wichtig, und das dumme Arschloch Daniel Landon kann warten? Kein Wunder, dass Mom über die ganze Gerichtssache so deprimiert ist. Walker sollte uns eigentlich helfen. Bei Holden ist das auch so – Walker ist wie die Jünger, die das eine sagen und das andere tun. Wie Petrus, der Jesus verleugnet, als die Römer ihn fragen, scheint Walker vergessen zu haben, dass er sich für uns einsetzen soll.
    Die »Interessenskollision« wird überdeutlich, aber nicht zwischen meinen Eltern und mir, so wie Walker das erklärt hat. Während er wie die PR-Abteilung des Familiengerichts von Essex County klingt, sollte er eigentlich Gegenanträge stellen und neue Argumente sammeln, um dem Gericht zu zeigen, dass meine Eltern unter den gegebenen problematischen Umständen das Beste für mich tun. Er kümmert sich kein bisschen um die Landons.
    Und wenn er gezwungen wird, sich mit uns auseinanderzusetzen, kneift er und versucht, Mom und Dad zu überzeugen, dass sie den Anweisungen des Gerichts folgen sollen. Ebenso gut könnte die Bezirksverwaltung Walkers Gebühren bezahlen.
    Ich weiß, dass meine Eltern diesen bescheuerten Typen selbst ausgesucht haben, aber wer stand in unserer lausigen kleinen Stadt schongroß zur Auswahl? Er spricht noch immer in den Hörer, eine klare Verletzung der Privatsphäre des anderen Klienten. Ich stehe auf und gehe.
    Die Empfangssekretärin sieht mich überrascht an. »Schon fertig?«
    »Die ganze Zeit, der er jetzt mit seinem anderen Klienten redet, sollte besser nicht auf unserer Rechnung stehen.«
    Die ausladenden Bäume vor der Episkopalkirche spenden dem ganzen Friedhof Schatten. Mein Lieblingsgrab ist das von Benjamin Frisbie. Ja, wirklich. Aber er ist zu alt, um tatsächlich der Erfinder der Frisbee-Scheibe zu sein. Das Grab des guten Benjamin liegt in der hintersten Ecke. Es steht ein Racheengel drauf, und die eingemeißelte Inschrift auf dem Grabstein ist so verwittert, dass man sie im Regen kaum erkennen kann: EIN GUTER FREUND UND PATRIOT.
    Ich hab schon immer gerne auf dem Grab vom guten Ben gesessen und einfach losgeredet. Weder widerspricht er noch sagt er mir, ich wüsste nicht, wovon ich rede. Es geht kaum mal jemand auf den Friedhof, zumindest nicht an den Nachmittagen, wenn ich da bin. Meistens unter der Woche. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich hier das letzte Mal jemanden gesehen hätte. Die Episkopalen mögen ihre Toten wohl nicht besonders.
    Ich denk mir ein Gedicht über Walker aus und brauche eine Weile, bis mir der Reim
Trickser
auf
Wichser
einfällt. Allerdings ist es ziemlich anstrengend, so wütend zu sein. Die Grabsteinplatte ist kühl, und sobald ich liege, ist es einfacher, die Augen zuzumachen, als auf das flirrende Dach aus Blättern zu starren, vor allem, weil ich immer stärker das Gefühl habe, dass mir mein Mittagessen wieder hochkommt.
    Der Klang der Stimmen schwebt fast wie im Traum zu mir rüber. Ich schlafe sowieso schon halb.
    »Also, was denkst du?« Die Stimme – männlich, vage vertraut – ist ein Stück entfernt. Es ist die Frage eines Tricksers und so schleimig freundlich gestellt, dass ich, egal von wem sie kommt, weiß, der Typversucht jemanden einzuwickeln. »Komm schon. Du kannst es mir sagen.« Und er macht ein bisschen zu sehr Druck.
    »Der Unterricht ist ... okay. Die

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