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Fänger, gefangen: Roman

Fänger, gefangen: Roman

Titel: Fänger, gefangen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Collins Honenberger
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Holden spricht mit Phoebe zwar nie über Sex – sie ist noch zu jung, um über so was Bescheid zu wissen –, aber er weiß, dassein Mädchen wie Jane eine andere Vorstellung vom ersten Mal hat als ein Mädchen wie Sunny. Du musst dir Gedanken machen, wie dieses Mädchen überhaupt ist. Ich meine, wenn du dabei fair sein willst. Um ehrlich zu sein – sorry, guter Holden –, wissen Mädchen heute jede Menge mehr. Sie haben alles schon im Fernsehen gesehen, und auch Kinofilme sind voll davon. Vielleicht machen die das nur wegen der höheren Altersbeschränkung, um dann die Einspielergebnisse zu verbessern, aber vielleicht sind Mädchen heute einfach anders, sehr viel weiter. Mit der ganzen Wäschewerbung und überhaupt viel nackter Haut in der Öffentlichkeit würde es mich nicht wundern, wenn sogar Nicks Freunde schon irgendwelche Mädchen hinter den Fußballtribünen poppen.
    Ich würde gerne jemanden fragen, Joe, denk ich, oder Dad, ob er sich noch an sein erstes Mal erinnert. Ich will keine Details hören – o Gott, nein, bloß keine Details –, sondern nur, ob du es vergisst oder ob es es wert ist, sich daran zu erinnern. Ob es schrecklich war oder schön, etwas, an das er sich gerne erinnert. Nur um zu wissen, ob ich auf der richtigen Spur bin.
    Meine Überlegung ist, wenn Dad oder Joe sagen würden, das erste Mal ist immer chaotisch, und niemand erinnert sich wirklich daran, weil du viel zu viel Angst hast und alles neu ist, dann wär ich deswegen nicht mehr so nervös. Das Problem ist nur, wenn ich Dad so eine Frage stelle, wird er wissen, was ich vorhabe, und möglicherweise draufkommen, dass ich an Meredith denke, da dieses Thema gerade jetzt akut wird, nachdem ich sie kennengelernt hab. Das wäre das Ende. Er würde es Mom erzählen. Und dann würden sie uns nie mehr zusammen allein lassen.
    Das Ruderboot gleitet jetzt gut dahin. Flussaufwärts gibt es weniger Sandbänke, und der Creek windet sich. Die Strömung ist schwächer, sodass ich weniger rudern muss und mehr treiben kann. Er ist auch schmaler hier. Und es gibt zigtausend mehr Vögel. Denen gefällt es bestimmt, weil nicht so viele Boote vorbeikommen. Die Vögel könnenim Röhricht oder Schilfrohr sitzen und rausgucken, ohne gestört zu werden. Und es ist wärmer, weil die Uferböschung den Wind bricht.
    Da hab ich plötzlich die Idee. Ich sollte Meredith vor dem Winter noch mal hierhin mitnehmen. Mit dem Fernglas könnte sie alle Vogelarten sehen, die es in diesem Teil von Virginia gibt. Das sind doch bestimmt andere als in den Bergen. Kein Platz im Boot für Juliann. Oder Mack. Je mehr ich darüber nachdenke, desto sicherer bin ich mir, dass es Meredith gefallen würde. Es gibt für alles ein erstes Mal.
    Als ich längsseits vom Hausboot anlege, ist Joes Mitfahrgelegenheit aus Warsaw schon da. Joe sitzt im Motorboot, und Nick ist kurz davor, den Choke zu ziehen und den Motor zu starten. Großes Hallo, als Joe mich sieht.
    »Hey, Dan! Wo hast du dich versteckt? Hör zu, komm doch mal für ein Wochenende nach Charlottesville und sieh dir an, wie das auf dem College so läuft.«
    »Ich werd Mom fragen.«
    »Ach, was«, sagt Joe. »Such dir einfach einen Termin aus. Rustys Freundin fährt fast jedes Wochenende von Warsaw aus hin.«
    Rusty winkt am Ufer, damit Joe sich beeilt.
    »Komm schon, Daniel, sag, dass du’s machst.«
    »Ich muss fragen.«
    »Wieso das denn?«, meint Joe. »Du bist doch kein Kind mehr. Es wär was anderes, wenn sie dich fahren müssten, aber Jessica kann dich mitnehmen. An irgendeinem Freitag. Und am Sonntag bringt sie dich zurück. Sag Ja.«
    »Okay, ja«, sage ich zu. »Ja, ich komme, aber ich kann dir das Datum erst sagen, wenn ich mit Mom gesprochen hab.«
    »Also gut, kleiner Bruder, wie du meinst«, tönt Joe. »Aber ich an deiner Stelle würd mal anfangen, das zu tun, was ich will. Ich würde ...«
    Nick mischt sich ein. »Ganz cool, Joe. Er hat Ja gesagt, also lass ihn in Ruhe.«
    »Was ist nur mit euch los?« Ich ertrage das nicht länger. »Vergessen wir’s doch einfach.«
    Aber Nick kann nicht aufhören. »Er ist nicht oft genug hier, um zu wissen, wie schnell du müde wirst.«
    »Scheiße, Nick«, fahre ich ihn an, »ich denke, das kann ich regeln, ohne dass mein kleiner Bruder für mich einspringen muss.«
    Joe will was sagen, greift dann aber nur über die Reling und drückt mich ganz fest. Vielleicht versteht er es ja. Auf halbem Weg zum aufgelösten Yachthafen ruft er zurück.
    »Danny-Boy, an einem der

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