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Fänger, gefangen: Roman

Fänger, gefangen: Roman

Titel: Fänger, gefangen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Collins Honenberger
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grad einen Schluck getrunken hätte, würd ich jetzt bestimmt alles durchs Zimmer prusten. Ich kenne dieses Mädchen kaum. Das Ganze ist zu abgedreht: diese Art von Todesnähe zu teilen, in einem fremden Land, wo niemand außerhalb der Klinik deinen vollen Namen weiß, und dass du dich vor den Behörden versteckst. Ich ringe noch nach Worten, als sie weiterspricht, ohne meine Antwort abzuwarten.
    »Ich schon«, sagt sie wütend. »Und es ist zum Kotzen. Jetzt, wo ich krank bin, will keiner mehr mit mir ins Bett, und wenn ich sterbe, werd ich niemals wissen, wie es ist.«
    Das Echo in meinem Kopf hallt durch meine Schädeldecke. Dieses Mädchen, das mich gerade erst kennengelernt hat, kennt meine innersten Gedanken. Und wenn
sie
die kennt, dann kennt Meredith sie vielleicht auch und wollte nur nett zu mir sein.
    »Du bist schockiert«, sagt sie in derselben Singsangstimme, wie eine Schauspielerin im Fernsehen, mit der Betonung auf den falschen Silben. »Meinst du denn, Mädchen denken nie an Sex?«
    »Doch, ja, aber nicht wie Jungs. Wir sind besessen.«
    »Jeder unter einundzwanzig ist von Sex besessen«, kläre ich sie auf. »Das ist die eine Sache, die du nicht tun sollst, bevor du erwachsen oder verheiratet bist. Prohibido.«
    »Prohibido?«
    »Spanisch für verboten.«
    »Wo ich herkomme, spricht keiner Spanisch.« Hier im Dunkeln sehe ich Bethany allmählich mit ganz anderen Augen.
    »Wie auch immer. Ich will Sex haben, bevor ich sterbe.«
    »Schlägt die Behandlung bei dir nicht an?«
    »Was denkst du denn?«
    »Dir scheint es heute Abend besser zu gehen.«
    »Es ist die vierte Heilmethode, die Dad ausprobiert«, sagt Bethany. »Wenn Geld kein Thema ist, kann die Wahrheit eine lange Zeit hinausgezögert werden.«
    »Warum sagst du ihm nicht, dass du keine Behandlungen mehr willst?«
    »Warum soll es ihm noch schlechter gehen?«, meint sie. »Es wird schon schlimm genug, wenn ich nicht mehr da bin.« Sie schlenkert ihre nackten Beine hin und her, und ich muss wegsehen.
    »Hör auf, mit den Beinen zu schwingen. Davon wird dir nur schlecht. Wir sollen uns nachts ausruhen.«
    »Was ist los, Danny? Fängst du an zu schwitzen? Macht es dich an?«
    Ich wünschte, ich hätte sie nicht reingelassen. Ich drehe mich auf den Bauch, um das Offensichtliche zu verbergen. »Sie sagen«, lenke ichvon mir ab, »die Einstellung macht den Unterschied. Wenn du leben willst, kannst du es bekämpfen.«
    »Glaubst du das wirklich? Im Ernst? Im tiefsten Grunde deines Herzens? Dann zeig mir mal den Berg, den dein Glaube versetzt hat!«
    Das erinnert mich an die Berge von Virginia, an zu Hause und das Hausboot und Meredith. Ich muss einen Weg finden, dieses Mädchen aus dem Zimmer zu kriegen, bevor noch was Schlimmes passiert.
    »Ich bin wirklich müde, Bethany. Du nicht?«
    »Nein. Ich will dich um etwas bitten. Einen Gefallen.«
    Ich stöhne. Das hier kann ganz schnell außer Kontrolle geraten. Ich höre Mack applaudieren und mein Herz laut pochen. Das ist lächerlich. Ich liebe Meredith. Mit einer anderen zu schlafen, würde das kaputtmachen.
    Sie kommt zu mir rüber, kniet sich über meinen Rücken und fängt an, meine Schultern zu massieren. Ihre Fingerspitzen sind scharf wie Rasierklingen. »Schläfst du mit mir, Danny? Damit ich nicht sterbe, ohne zu wissen, wie es sich anfühlt?«
    Yowell und Mack würden es tun. Yowell – zur Hölle mit ihm! – hätte sie in der ersten Nacht schon zu sich eingeladen und es selbst vorgeschlagen. Holden, was würde Holden tun? Er würde sie freundlich abservieren. Etwas über sich erfinden, damit sie sich nicht abgelehnt fühlt.
    »Hör zu«, sage ich. »Ich bin es nicht wert. Ich bin zu jung für dich, zu dürr, zu unerfahren. Du hast was Besseres verdient, jemanden, der dich wirklich liebt.«
    »Ich weiß, dass du’s schon gemacht hast«, begehrt sie auf. »Du hörst dich an, als wüsstest du, wovon du sprichst.« Ihre Finger bohren sich in meinen Rücken. »Wer ist sie? Liebst du sie noch?«
    »Meredith Rilke, ein Mädchen bei mir zu Hause.«
    »Weiß sie, dass du ein Todgeweihter bist?«
    Das ist nicht leicht zu beantworten. So laut ausgesprochen, ist es selbst für mich ein bisschen zu viel der Wahrheit.
    »Du hast doch Krebs, oder?«
    »Leukämie, das ist dasselbe.«
    »Diese Meredith, sie weiß es, und sie liebt dich trotzdem?«
    »Sie sagt, dass sie’s tut. Ja, das tut sie.«
    »Dann wird sie es verstehen.« Sie gibt einfach nicht auf. »Meredith würde wollen, dass du mir hilfst. Bevor

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