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Fänger, gefangen: Roman

Fänger, gefangen: Roman

Titel: Fänger, gefangen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Collins Honenberger
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ich sterbe.«
    »Das meinst du doch gar nicht so«, versuche ich so überzeugend wie möglich zu klingen. »Vielleicht stirbst du ja gar nicht. Außerdem ist es nicht Meredith, die mich davon abhält. Du bist hübsch und ... ich bin auch interessiert. Aber es ist nicht wirklich Liebe machen, wenn man sich kaum kennt. Ich weiß, ich weiß, ich klinge wie eine dieser Frauen bei
Oprah
, aber es stimmt. Sex zu machen, ist einfach. Tiere tun es. Männchen und Weibchen passen zusammen. Egal, wer mit wem, aber bei Menschen soll das nicht so sein. Es ist viel mehr. Mach es dir nicht kaputt, Bethany. Finde dich nicht mit mir ab, so wie deine Mom sich mit deinem Vater zufrieden gegeben hat. Du wirst alles bekommen, was du willst, wenn es dir erst besser geht, wenn du kräftiger bist. Du wirst dich verlieben, und jemand wird deine Liebe erwidern. Daran musst du glauben.«
    Da geht sie weg, weil ich heule wie ein Klageweib in diesen alten Filmen. Wahrscheinlich denkt sie:
Was für ein Loser
.
    Am nächsten Morgen sitzen Mr McIntyre und Bethany nicht beim Frühstück. Auf meinem Weg zur Behandlung klopfe ich an die Tür des Frauentrakts. Keine Antwort. Ich frage eine Schwester, die vorbeikommt, nach den beiden, aber die meint nur: »Ich darf nicht sagen.«
    »Bitte«, hake ich nach. »Ich mache mir Sorgen. Sie strengt sich nicht an, damit es ihr besser geht.«
    »Doktor meint, sie hatte genug«, sagt die Schwester. »Ihre Eltern einverstanden.«
    Zumindest sind das gute Neuigkeiten. Ihre Eltern haben ihren Streit lang genug unterbrochen, um auf Bethany zu hören.
    Als meine Mutter sich beim Mittagessen nach den McIntyres erkundigt, schüttelt Direktor Jenkins nur den Kopf. »Darüber ich kann keineAuskunft geben. Es muss Ihnen genügen, wenn ich Ihnen sage, dass sie auf dem Weg nach Hause ist.« Als er uns anlächelt, wird mir übel, und das hat zur Abwechslung mal nichts mit der Leukämie zu tun.
    Am Mittwoch, dem letzten Tag meiner Behandlung, ist Mr Hovenfelt nicht mehr dabei.
    »Wo ist Mr Hovenfelt?«, frage ich Tomao, meinen Pfleger.
    »Er ist weg«, sagt Tomao. »Gestern sie haben weggebracht.«
    »Ist er geheilt?«
    Tomao sieht mich verwirrt an, und ich suche verzweifelt nach dem spanischen Wort.
    »Er ist tot«, sagt Tomao da. »Gestorben glücklich. In Schlaf.«
    Tja, wieder etwas, das ich meiner Mutter nicht sagen kann, die in der mexikanischen Sonne so geduldig darauf wartet, dass ich gesund werde.

18
    Den Flughafen von Washington finde ich großartig. So viele verschiedene Gesichter: weiße, schwarze, asiatische, slawische. Falls ich überlebe, werd ich nie wieder nach Mexiko gehen.
    Aus den Grüppchen von Familien, die hinter der Absperrung am Ankunftsterminal warten, läuft ein Mädchen in blauer Jacke direkt auf mich in meinem Rollstuhl zu. Die Fluggesellschaft hat auf den Rollstuhl bestanden, weil eine der Flugbegleiterinnen hörte, wie Mom von meinem Besuch bei Dr Jenkins redete. Ehe ich weiß, wie mir geschieht, hat Meredith mich schon umklammert und sitzt mir praktisch auf dem Schoß.
    Joe reckt hinter der Absperrung den Daumen hoch. Nick beobachtet uns mit großen Augen. Dad zwinkert Mom zu, die das vielleicht verpasst, weil sie auf Meredith starrt. Ich schaffe es nicht, sie nicht zu küssen. Als ich es tue, applaudiert die ganze Halle. Es ist ziemlich peinlich, aber auch irgendwie okay. Meredith flüstert mir ins Ohr: »Du wirst keinen von denen je wiedersehen. Also hör nicht auf, du Idiot.«
    Im Auto erzählt Mom alles, und Dad hört ohne Unterbrechung zu. Nick und Joe spielen Fingerhakeln, und Meredith klärt mich darüber auf, was zurzeit in der Schule so läuft.
    »Was ist mit Mack?«, frage ich, als wir durch Fredericksburg gefahren sind.
    Als niemand antwortet, spüre ich, wie sich alles in mir plötzlich anspannt. »Was ist los? Ist ihm was passiert?«
    Joe nickt Meredith zu, ein vielsagendes Zeichen, das mich beunruhigen könnte, aber Meredith ist eindeutig auf meiner Seite.
    »Mom, Dad. Nun sagt mir doch, was mit Mack passiert ist.«
    Meredith sieht mich an. »Es geht ihm gut, einigermaßen. Aber er hatte einen Unfall. Mit dem Truck seines Dads.«
    »Was ist passiert?«
    »Eine Steinmauer ist ihm reingefahren«, sagt Nick.
    »O Gott, ist er verletzt?«
    »Arm gebrochen«, antwortet er.
    »Ist das alles?«
    »Das Auto sieht nicht so gut aus«, meint Joe.
    »Was noch? Ihr tut so, als wär hier ’ne Beerdigung.«
    »Trunkenheit am Steuer«, sagt Dad mit gefährlich leiser Stimme.
    »Mack hütet sich

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