Fahr zur Hölle Mister B.
aber ich weigerte mich immer noch, auch nur einen Laut von mir zu geben oder gar um Gnade zu flehen.
Abermals stieß der Soldat zu und drehte; abermals floss Blut; abermals blieb ich stumm. Inzwischen schlotterte ich am ganzen Körper, so sehr musste ich den Wunsch unterdrücken, meinen Qualen durch einen Aufschrei Luft zu machen. Diese Zuckungen werteten offenbar einige Leute aus dem Publikum, überwiegend Frauen, Vetteln, die noch keine 20 waren, als Zeichen dafür, dass es rapide bergab mit mir ging und ich keine Bedrohung mehr darstellte, sodass sie es riskieren konnten, sich mir zu nähern, um mir die Kleider vom Leib zu reißen.
»Zeig dich uns, Dämon!«, kreischte eine, packte meinen Hemdkragen im Nacken und zerrte daran.
Die Brandnarben der Vorderseite meines Körpers waren so gut wie nicht von denen am Körper eines Menschen zu unterscheiden; doch mein unversehrter Rücken mit seinen gelben und roten Schuppen und den winzigen schwarzen Stacheln, die in der Mitte bis hinauf zur Schädelbasis führten, erzählte die wahre Geschichte.
Der Anblick meiner Schuppen und Stacheln peitschte die Menge zu Ausrufen des Ekels an. Der Soldat hielt mir die Spitze der Hellebarde an die Kehle und pikste mich stark genug, dass auch dort Blut floss.
»Tötet ihn!«, schrie jemand in der Meute. »Schneidet ihm den Kopf ab!«
Andere griffen die Forderung nach meiner Hinrichtung blitzschnell auf. Ich bin sicher, der Soldat hätte mir an Ort und Stelle die Kehle durchgeschnitten, wäre sein Kamerad, der kleinere der beiden, nicht an seine Seite geeilt und hätte ihm etwas ins Ohr geflüstert. Der andere erwiderte etwas und setzte sich wohl durch, denn mein Peiniger hob die gepanzerte Hand und herrschte die Menge an:
»Ruhe! Alle miteinander! Ich sagte, RUHE, ODER WIR NEHMEN JEDEN EINZELNEN VON EUCH FEST!«
Diese Drohung wirkte Wunder. Jeder Mann, jede Frau in dem Kreis der Aufgebrachten um mich herum schloss den Mund.
»Schon besser«, sagte der Soldat. »Und jetzt müsst ihr alle zurück und uns etwas Platz schaffen, denn wir bringen diesen Dämon zu Seiner Exzellenz, dem Erzbischof, der ein Urteil darüber fällen wird, wie die Kreatur hinzurichten ist.«
Der andere Soldat, dessen Gesicht ich nicht sah, stieß meinen Peiniger an, der einen Moment zuhörte und seinem Kameraden dann laut genug antwortete, dass ich es auch hörte. »Darauf komme ich gleich. Ich weiß, was ich tue!«
Dann wandte er sich wieder an die Menge: »Ich verhafte diesen Dämon offiziell im Namen Seiner Exzellenz, des Erzbischofs. Sollte sich uns einer von euch in den Weg stellen, so wäre das ein direkter Verstoß gegen den Willen Seiner Exzellenz und damit gegen den Willen Gottes selbst. Habt ihr das verstanden? Ihr werdet auf ewig in den Feuern der Hölle schmoren, wenn ihr uns daran hindert, diese Kreatur zum Erzbischof zu bringen.«
Die Meute, die meinen Leichnam in Stücke gerissen und Fetzen davon als Andenken mit nach Hause genommen hätte, sofern man ihr ihren Willen gelassen hätte, verstand die Erklärung des Soldaten offenbar ganz genau. Und so blieben alle stumm; Eltern hielten ihren Kindern die Münder zu, da sie fürchteten, die könnten einen Laut von sich geben, so unschuldig er auch sein mochte.
Der Soldat schien absurd stolz auf diese kleine Demonstration seiner Macht zu sein und schaute seinen Kameraden an. Beide Männer nickten einander zu, dann zückte der zweite Soldat das Schwert (das er ganz sicher gestohlen hatte, denn es war überaus groß und kunstfertig hergestellt), stellte sich hinter mich und pikste mich unmittelbar über dem Ansatz meiner Schwänze. Er musste mir nicht befehlen, dass ich mich in Bewegung zu setzen hatte; ich lief los und folgte dem ersten Soldaten, der ein paar Meter rückwärts ging und mir die Waffe immer noch an den Hals drückte.
Die Menge blieb totenstill, abgesehen vom Schlurfen der Füße, wenn sie zur Seite traten und mir und meinen Häschern Platz machten. Mein Peiniger war höchst zufrieden damit, dass seine Drohungen an die Meute fruchteten, und schien offenbar der Überzeugung, dass er von mir nichts zu befürchten hatte, denn er drehte sich plötzlich um und führte unsere kleine Gruppe aus der Menschenmenge hinaus.
Er stolzierte selbstbewusst dahin, als wüsste er genau, wo es langging; doch das war offenbar nicht der Fall, denn als wir die Massen hinter uns gelassen hatten, kamen wir auf der anderen Seite von Joshua’s Field heraus, wo sich ein zweiter, nicht ganz so steiler
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