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Fahr zur Hölle Mister B.

Fahr zur Hölle Mister B.

Titel: Fahr zur Hölle Mister B. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Barker
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Weg hierher sind.«
    »Wie haben die herausgefunden, wo wir sind?«
    »Einer deiner Säcke hatte ein Loch. Du hast eine Spur kreischender Bälger von der Stadt bis in den Wald hinterlassen.«
    Ich verfluchte mein Pech und stieg aus der Wanne. »Na gut, keine Ziege«, sagte ich zu Quitoon. »Vielleicht in unserem nächsten Zuhause?«
    »Wasch dir das Blut mit Wasser ab.«
    »Muss ich?«
    »Ja, Mister B.« Er lächelte nachsichtig. »Du musst. Ich will nicht, dass die uns Hunde hinterherhetzen, weil wir nach …«
    »… toten Babys riechen.«
    »Also, machen wir uns auf nach Mainz, oder nicht?«
    »Wenn es dein ausdrücklicher Wunsch ist.«
    »Ist es.«
    »Warum?«
    »Da gibt es eine Maschine, die ich sehen muss. Wenn sie kann, was ich gehört habe, dann wird sie die Welt verändern.«
    »Wirklich?«
    »Wirklich.«
    »Raus damit«, bat ich. »Was kann sie?«
    Quitoon lächelte. »Geh dich rasch waschen, Mister B. Es gibt Städte zu besuchen und Sehenswürdigkeiten zu bestaunen.«
    »Zum Beispiel das Ende der Welt?«
    Quitoon betrachtete den Haufen unschuldiger Kinder um meine Badewanne herum.
    »Ich sagte Veränderung, nicht Ende.«
    »Jede Veränderung ist ein Ende«, sagte ich.
    »Hört, hört. Der nackte Philosoph.«
    »Verspottest du mich, Mister Q.?«
    »Kümmert dich das, Mister B.?«
    »Nur, wenn du mich damit verletzen willst.«
    »Ah.«
    Er schaute von den toten Babys auf, und die goldenen Flecken in seinen Augen blitzten wie die Sonne und überstrahlten alle dunkleren Farbtöne. Alles an ihm war reines Gold, seine Augen, seine Worte.
    »Dich verletzen?«, fragte er. »Niemals. Bring mir Päpste, Heilige, einen Messias, und ich peinige sie, bis sie den Verstand verlieren. Aber dich niemals, Mister B., dich niemals.«
    - - -
    Als sich von Bergs Legion von Soldaten, Priestern und aufgebrachten Müttern dem Haus schon von der Vorderseite näherten, verließen wir es durch die Hintertür. Wäre mir der Wald nicht so vertraut gewesen, weil ich dort viele Stunden herumgewandert war und mir in meiner Naivität ein idyllisches Leben mit Quitoon und einer Ziege ausgemalt hatte, wären unsere Verfolger unser zweifellos habhaft geworden und hätten uns in Stücke gerissen. Doch aufgrund meiner Spaziergänge kannte ich das Labyrinth der Waldwege sehr gut, und so brachten wir schlussendlich eine zunehmend größere Distanz zwischen von Bergs Legion und uns. Dann liefen wir etwas langsamer, aber erst als Quitoon und ich ihre Rufe und Schreie nicht mehr hinter uns hörten, gönnten wir uns eine erste Ruhepause.
    Wir ruhten uns eine Weile schweigend aus. Ich lauschte den Vögeln, die miteinander zwitscherten, und fand, dass ihre Musik sehr viel komplexer klang als die hellen Laute der Vögel, die in den sonnigen Bäumen am Waldrand lebten. Dunkelheit verändert alles. Quitoon dachte offenbar an Mainz, denn viel später, als wir auf der gegenüberliegenden Seite des Waldes herauskamen, gut 50 Kilometer von der Stelle entfernt, wo wir ihn betreten hatten, entdeckte er drei Jäger zu Pferde und schlug sogleich vor, dass wir die Jäger jagen und ihnen neben Kleidung, Waffen, Brot und Wein auch die Pferde wegnehmen sollten.
    Als das geschehen war, saßen wir neben den nackten Toten und aßen und tranken.
    »Wir sollten sie vielleicht begraben«, sagte ich.
    Schon als ich den Vorschlag machte, war mir klar, dass Quitoon keine Zeit damit vergeuden würde, Gräber auszuheben. Aber ich hatte die Lösung, die er im Sinn hatte, nicht vorhergesehen. Sie war beeindruckend, das muss ich zugeben. Auf sein Geheiß hin zerrten wir die drei Leichen rund 50 Meter tiefer in den Wald, wo die Bäume höher wuchsen und das Laub dichter war. Dann nahm Quitoon zu meiner Verblüffung einen der Leichname auf die Arme, ging in die Hocke, sprang blitzschnell hoch und warf den Toten mit solcher Wucht in die Höhe, dass er den dichten Baldachin des Blattwerks durchbrach. Er verschwand schnell außer Sichtweite, aber ich hörte ihn noch einen Moment, bis er auf einem der ganz hohen Äste landete, wo größere, hungrigere Vögel, als sie in den unteren Zweigen sangen, ihm bald das Fleisch von den Knochen picken würden.
    Dasselbe machte er mit den beiden anderen Leichen, suchte aber für jede eine andere Stelle. Als er fertig war, wirkte er ein wenig außer Atem, aber recht zufrieden mit sich.
    »Die werden sich wundern, wenn sie die Toten finden«, sagte er. »Was hat dieser Gesichtsausdruck zu bedeuten, Mister B.?«
    »Ich bin lediglich erstaunt. 100

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