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Fahr zur Hölle

Fahr zur Hölle

Titel: Fahr zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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ging nach unten. Birdie trottete hinter mir her.
    Während der Kaffee durch die Maschine lief und Birdie kleine, braune Ringe mampfte, holte ich die Zeitung von der Türschwelle. Sogar der Observer hatte sich vom Rennwochen-Wahnsinn anstecken lassen. Die Titelseite zeigte Fotos von Richard Petty, Junior Johnson und Dale Earnhardt. Kandidaten für die Hall of Fame oder so ähnlich. In Farbe. Und über der Faltung.
    Zur Information. Meine Heimatstadt ist das Mekka der NASCAR-Fans.
    Warum Charlotte, fragen Sie?
    Während der Prohibition benutzten illegale Schnapsbrenner in den Appalachen-Schluchten North Carolinas harmlos aussehende Limousinen, um den illegal in ihren Destillerien gebrannten Alkohol zu verteilen. Um der Polizei zu entwischen, bauten sie ihre Fahrzeuge für höhere Geschwindigkeit und bessere Fahreigenschaften um. Viele genossen es, in halsbrecherischer Fahrt über kurvenreiche Bergstraßen zu rasen.
    Und so fingen sie an, nur zum Spaß Rennen gegeneinander zu fahren.
    Auch wenn die Aufhebung der Prohibition die Nachfrage nach illegalem Schnaps deutlich reduzierte, schien es, als hätten die Südstaatler Geschmack gefunden an nicht ganz gesetzestreuer Ware. Fahrer, die das Zeug immer noch verteilten, waren jetzt auf der Flucht vor den Steuerbehörden, die versuchten, auch diese Produktion zu erfassen.
    Noch mehr Herumbasteln.
    Noch mehr Tempo.
    Noch mehr Wettbewerb.
    Bis zu den Vierzigern waren überall in Dixie Rennstrecken aus dem Boden gewachsen. In Gegenden wie dem Wilkes County in North Carolina waren Stockcar-Rennen zum beliebtesten Freizeitvergnügen avanciert.
    Doch damals war das alles noch ziemlich unorganisiert. Es gab keine festen Veranstaltungspläne, die Fans wussten also nie, wo ihre Lieblingsfahrer starten würden. Weder die Fahrzeuge noch die Rennstrecken mussten sich Sicherheitsprüfungen unterziehen. Und einige Veranstalter waren alles andere als ehrlich.
    Bill France Senior, Fahrer und selbst Rennveranstalter, hielt das für eine ziemlich lausige Art, einen Sport zu organisieren. 1948 gründete er die NASCAR, die National Association for Stock Car Auto Racing.
    Frances Idee war ganz einfach. NASCAR sollte Rennserien organisieren, ähnlich den Baseball- oder Footballligen. In jeder Serie würde eine Reihe von Fahrern bei einer Reihe von Veranstaltungen gemäß einem allgemein anerkannten Regelwerk miteinander konkurrieren. Am Ende jeder Saison würde man mithilfe eines einheitlichen Bewertungssystems einen Champion krönen.
    Aus dem Chaos entstand Ordnung.
    Heute veranstaltet die NASCAR den Sprint Cup, die Nationwide Series und die Camping World Truck Series. Es gibt auch einige Touring-Veranstaltungen, aber ich habe keine Ahnung, wie die alle heißen.
    1948 fand das erste NASCAR-Rennen in Daytona Beach, Florida, statt, wobei der Strand als die eine Gerade und eine schmale Teerstraße als Gegengerade benutzt wurde. Vierzehntausend Fans tauchten auf.
    Die NASCAR-Spitzenrennen waren ursprünglich als die Strictly Stock Car Series bekannt, dann hießen sie zwanzig Jahre lang Grand National Series und dann für über dreißig Jahre Winston Cup Series. Von 2004 bis 2007 hießen sie NEXTEL Cup Series, und seitdem Sprint Cup Series. 2007 schalteten über 250 Millionen Zuschauer ihre Fernseher ein, um die Sprint-Cup-Ereignisse zu verfolgen. Mit diesen Zahlen ist die NASCAR hinter der National Football League die zweitpopulärste Sportveranstaltung.
    Und viele der Mitspieler haben sich in Charlotte niedergelassen.
    Im Mai 2010 öffnete die NASCAR Hall of Fame nur wenige Meilen von meinem Haus entfernt ihre Tore. Das Projekt kostete die Queen City zweihundert Millionen Dollar und hatte bereits in der ersten Woche 10 000 Besucher.
    Das alles nur, weil die Amerikaner ihre Autos und ihren Schnaps lieben.
    Ich kenne die Namen von einigen Fahrern. Jimmie Johnson, Jeff Gordon. Und von einigen ehemaligen Fahrern. Richard Petty, Junior Johnson. Na ja, immerhin leben viele davon im gleichen Postleitzahlenbezirk wie ich. Und weiter reicht mein Wissen über die NASCAR nicht.
    Normalerweise hätte ich die Rennwochen-Hysterie überblättert und mich in den Berichten über die NBA-Playoffs festgelesen. Aber wegen des Unbekannten aus der Deponie nahm ich mir jetzt den Rennteil vor.
    An diesem Tag veranstaltete der Charlotte Motor Speedway eine Grillparty. Am Abend würden zusätzlich zum All Star Race noch Veranstaltungen stattfinden, deren Wesen mir ein Rätsel war.
    Ich überflog die Titelseite und den

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