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Fahr zur Hölle

Fahr zur Hölle

Titel: Fahr zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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Gamble. Aber ich werde mich ein bisschen umhören.« Ich griff nach Stift und Papier. »Wer leitete die Ermittlungen zum Verschwinden Ihrer Schwester?«
    Der Name schockierte mich.

6
    Cotton Galimore. Der Mann, der Larabee besucht hatte. Der Sicherheitschef des Charlotte Motor Speedway.
    »Sonst noch jemand?«
    »Ein Detective namens Rinaldo oder so ähnlich.«
    »Rinaldi?«
    »Genau. Kennen Sie den?«
    »Ja.« Nach so langer Zeit krallten sich noch immer kalte Finger in meine Eingeweide.
    Eddie Rinaldi hatte den Großteil seiner Karriere beim Morddezernat des Charlotte-Mecklenburg Police Department zugebracht. Wir hatten an vielen Fällen gemeinsam gearbeitet. Vor zwei Jahren hatte ich zusehen müssen, wie Rinaldi von einem Manisch-Depressiven, der seine Tabletten nicht genommen hatte, erschossen wurde.
    Gambles Worte brachten mich in die Gegenwart zurück.
    »Rinaldi schien mir ein ziemlich anständiger Kerl zu sein. Reden Sie mit ihm?«
    »Mal sehen, was ich rausfinden kann.«
    Gamble dankte mir und legte auf.
    Ich starrte das Blatt an, auf das ich nichts geschrieben hatte.
    Jahrzehntelang hatte Rinaldi einen Detective namens Erskine Slidell als Partner gehabt. Skinny. Ich fragte mich, warum er im Herbst ’98 mit Galimore zusammengearbeitet hatte.
    Slidell anrufen? Galimore?
    Skinny Slidell ist zwar ein guter Polizist, kann mir aber ziemlich auf die Nerven gehen.
    Aber etwas in meinem Hirn warnte mich vor Galimore.
    Ich schaute in meinem Adressbuch nach und wählte.
    »Slidell.«
    »Hier Temperance Brennan.«
    »Alles frisch, Doc?« Slidell betrachtet sich selbst als Charlottes Antwort auf Dirty Harry. Und der Hollywood-Bullenslang gehört zur Masche. »Hamse ’nen Stinker auf der Platte?«
    »Diesmal nicht. Ich habe mich gefragt, ob Sie eine Minute für mich nachdenken könnten.« Großzügig. Eine Sekunde reichte völlig, um Skinnys gesamten Neokortex zu durchforsten.
    »Ihre Kohle, Ihre Zeit.« Speichelfeucht. Slidell kaute auf etwas herum.
    »Ich interessiere mich für ein verschwundenes Pärchen aus dem Jahr achtundneunzig. Eddie hat den Fall bearbeitet.«
    Eine längere Pause ohne Antwort oder Kaugeräusche entstand. Ich wusste, dass Slidells Eingeweide sich ebenso verkrampften, wie meine es getan hatten.
    »Sind Sie noch da?«, fragte ich.
    »Im Herbst achtundneunzig war ich auf einem Trainingskurs in Quantico.«
    »Hatte Eddie einen anderen Partner, während Sie weg waren?«
    »Einen Pferdearsch namens Cotton Galimore. Was ist denn Cotton für ein beschissener Name?«
    Typisch Skinny. Er denkt es und schon sagt er es.
    »Galimore ist jetzt Sicherheitschef des Charlotte Motor Speedway«, sagte ich.
    Slidell machte ein Geräusch, das ich nicht interpretieren konnte.
    »Warum hat er die Truppe verlassen?«
    »Freundete sich zu sehr mit einem Kerl namens Jimmy Beam an.«
    »Galimore trinkt?«
    »Der Schnaps hat ihn seinen Job gekostet.«
    »Ich nehme an, Sie mögen ihn nicht?«
    »Von mir aus können Sie ihm den Kopf abschneiden und ihm in die Kehle schei – «
    »Hat Eddie je Cindi Gamble oder Cale Lovette erwähnt?«
    »Helfen Sie mir auf die Sprünge, Doc.«
    »Gamble war ein Highschool-Mädchen, Lovette war ihr Freund. Beide verschwanden im Oktober achtundneunzig. Eddie bearbeitete den Fall. Das FBI war auch mit dabei.«
    »Warum diese Jungs?«
    »Lovette hatte Verbindungen zu Rechtsradikalen. Da ging’s um mögliche Beziehungen zu Terroristen.«
    Ich wartete noch eine Pause ab. Diese mit viel Schmatzen und Ploppen.
    »Da klingelt was bei mir. Wenn Sie wollen, kann ich mir die Akte holen. Oder in Eddies Notizen nachsehen.«
    Polizisten geben einander Spitznamen, die meistens auf körperliche Merkmale oder Wesenszüge anspielen. Skinny zum Beispiel hat in den letzten zwanzig Jahren wohl selten seine Füße sehen können. Rinaldi dagegen hatte, trotz seiner beeindruckenden Größe, seiner Liebe zu klassischer Musik und einer Neigung zu teurer Kleidung, keine Marotten, über die man sich hätte lustig machen können. Eddie war während seiner ganzen Karriere immer Eddie geblieben.
    Rinaldis einzige Besonderheit war seine Gewohnheit, jedes Detail jeder Ermittlung aufzuschreiben, an der er beteiligt war. Seine Notizbücher waren legendär.
    »Das wäre klasse«, sagte ich.
    Ohne ein Wort des Abschieds und ohne sich erkundigt zu haben, warum ich mich für einen über zwölf Jahre alten Fall interessierte, legte Slidell auf. Letzteres war mir sogar sehr recht.
    Ich spielte mit Birdie. Machte das Bett.

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