Fahr zur Hölle
Brachte den Müll nach draußen. Las die E-Mails, die ich ignoriert hatte. Überprüfte eine Sommersprosse auf meiner Schulter auf Zeichen für ein Melanom.
Und dann rief ich, mit einer Begeisterung, die ich normalerweise nur für Zahnseide und Enthaarung aufbringe, noch einmal Summer an.
Leider ging sie dran.
»Hi. Hier Tempe.« Im Hintergrund hörte ich Stimmen. Eine Talkshow? Vielleicht Regis and Kelly? »Petes Ex. Na ja, zumindest demnächst.«
»Ich weiß, wer du bist.« Summer hatte einen Südstaatenakzent, den man über Pfannkuchen hätte gießen können.
»Wie geht’s?«
»Gut.«
»Arbeitest du noch bei Happy Paws?« Auf der verzweifelten Suche nach einem Einstiegsthema.
»Warum sollte ich nicht?« Defensiv. »Ich bin voll ausgebildete tiermedizinische Assistentin.«
»Ein Vollzeitjob kann ziemlich anstrengend sein, während man versucht, eine große Hochzeit zu organisieren.«
»Nicht jeder kann Supergirl sein.«
»Wie recht du doch hast.« So fröhlich, wie’s nur ging. »Läuft’s gut?«
»Größtenteils.«
»Hast du einen professionellen Planer engagiert?« Ich hatte gehört, dass sie und Pete nur ein paar Tausend Leute einladen wollten.
Ich hörte ein tiefes Einatmen.
»Stimmt was nicht?«
»Petie spielt bei jeder Kleinigkeit sofort den Miesepeter.«
»Deswegen würde ich mir nicht den Kopf zerbrechen. Pete hatte es noch nie mit Förmlichkeiten.«
»Wenn sich das nicht ändert, bleibt bei mir auf jeden Fall die Küche kalt. Falls du weißt, was ich meine.«
Also durfte der Bräutigam in spe wohl nicht mehr auf den Spielplatz.
»Pete meinte, es wäre gut, wenn wir einander besser kennenlernen würden.«
Nichts als Regis und Kelly.
»Wenn ich dir irgendwie helfen kann …« Ich ließ das Angebot im Raum stehen, denn ich erwartete eine unterkühlte Ablehnung.
»Könntest du mit ihm reden?«
»Worüber?«
»Dass er mal angemessenes Interesse zeigt.« Bockig wie ein kleines Mädchen. »Wenn ich ihn frage, was für Blumen, sagt er, egal. Cremefarbenes oder weißes Leinen für die Tische? Egal. Gefärbtes oder klares Glas in den Windlichtern? Egal. Er benimmt sich, als würde ihn das alles nicht interessieren.«
Verständlich, dachte ich.
»Ich bin mir sicher, er vertraut einfach deinem Urteil«, sagte ich.
»Bitte bitte bitte?«
Ich stellte mir Summer mit ihren überentwickelten Brüsten und dem unterentwickelten Hirn vor. Wunderte mich wieder einmal über die Verrücktheit von Männern mittleren Alters.
»Okay«, sagte ich. »Ich rede mit ihm.«
Der Apparat piepste. Ich schaute auf das Display. Slidell.
»Tut mir leid, Summer. Da kommt gerade ein Anruf rein.«
Ich konnte nicht schnell genug umschalten.
»Ich habe mir Eddies Notizbuch vom Herbst achtundneunzig geholt. Ihre Vermissten sind drin. Cindi Gamble, siebzehn, Cale Lovette, vierundzwanzig. Auf dem Charlotte Motor Speedway am vierzehnten Oktober zum letzten Mal gesehen. Sie waren bei irgendeinem wichtigen Rennen.«
»Die Rennstrecke liegt in Cabarrus County«, sagte ich. »Warum haben Eddie und Galimore den Fall bekommen?«
»Anscheinend haben die Eltern des Mädchens ihr Verschwinden hier gemeldet. Dann hat Kannapolis das Charlotte PD gebeten, mit dranzubleiben. Wollen Sie das jetzt hören oder nicht?«
Wie so häufig, wenn ich es mit Slidell zu tun hatte, fingen meine Zähne zu knirschen an.
»Gamble und Lovette waren ein Paar. Er arbeitete an der Rennstrecke. Sie war im Abschlussjahr an der A. L. Brown Highschool in Kannapolis.«
Slidell hielt kurz inne. Ich merkte, dass er die Seiten überflog, was bedeutete, dass dies den ganzen Vormittag dauern konnte.
»Als Eltern des Mädchens sind Georgia und James Gamble angegeben. Ein Bruder Wayne. Laut der Mutter verließ Cindi ihr Zuhause gegen zehn Uhr vormittags, um zur Rennstrecke zu gehen.« Pause. »Gute Schülerin. Keine Probleme mit Drogen oder Alkohol. Wurde gegengecheckt.
Als Mutter des Jungen ist Katherine Lovette angegeben. Der Vater heißt Craig Bogan. Der Junge ging zu seiner normalen Zeit los, sieben Uhr in der Früh. Die Unterlagen zeigen, dass er an seiner Arbeitsstelle eingestempelt, aber nicht mehr ausgestempelt hat.
Ein Wartungstechniker namens Grady Winge sah die Vermissten gegen sechs an diesem Abend. Lovette sprach mit einem Mann, den Winge nicht kannte. Gamble und Lovette fuhren mit dem Betreffenden in einem fünfundsechziger Petty-blauen Mustang mit einem limonengrünen Abziehbild auf der Beifahrerseite der Windschutzscheibe weg. Was zum
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