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Fahr zur Hölle

Fahr zur Hölle

Titel: Fahr zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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Hab ich dich. In der Forensik wird dieses Verfahren benutzt, um unbekannte organische Verbindungen in Proben zu identifizieren und zu quantifizieren. Dieser Antikörper reagiert, also muss diese Substanz vorhanden sein.
    Ich wartete.
    »Die Tests deuteten auf das Vorhandensein von Rizin in zwei meiner Proben hin.«
    »Rizin?« Ich konnte meine Überraschung nicht verbergen.
    Rizin ist ein natürlich vorkommendes Gift, das aus den Bohnen der Rizinusstaude, Ricinus communis, gewonnen wird. Es ist eines der tödlichsten bekannten Gifte und kann binnen 36 bis 72 Stunden zum Tod führen.
    Neben dem spezifischen Bindeverhalten besteht das wesentliche Merkmal des Immunassay-Verfahrens darin, dass es als Reaktion auf eine spezielle Antigen-Antikörper-Kombination ein messbares Signal produziert. Im Fall von Rizin wird ein grünes Licht abgegeben. Das ist der »chromatografische« Teil des Wortungetüms Immunchromatografie.
    Das grüne Licht wird mit einem Spektrometer oder einem ähnlichen Gerät gemessen. Und kurz gesagt, je heller der Schein, umso mehr Rizin ist in der Probe.
    Larabee nickte.
    »Das erklärt die schnelle Bearbeitungszeit.«
    In den letzten Jahren wurden Immunassay-Tests schnell und einfach. Es gibt inzwischen standardisierte Bausätze für das Aufspüren von Rizin, Anthrax, Pest- und Tularämieerregern und vielen anderen biologischen Giftstoffen.
    »Aber das erklärt nicht, wie das Rizin in unseren Unbekannten gelangte«, sagte Larabee.
    »Das ist das Zeug, das Georgi Markow umgebracht hat.« Ich meinte einen bulgarischen Journalisten, der 1978 in London ermordet wurde.
    »Ich bezweifle, dass unser Unbekannter mit einem Regenschirm in den Hintern gepiekst worden ist.«
    »Markow wurde ins Bein gestochen«, sagte ich.
    Larabee warf mir einen Blick zu.
    Ich überlegte einen Augenblick. Wenn Rizin geschluckt, eingeatmet oder injiziert wird, verursacht es Übelkeit, Muskelkrämpfe, schwerste Durchfälle, Konvulsionen, Koma und letztendlich den Tod.
    »Eine Rizinvergiftung würde zu Ihren Autopsieergebnissen passen«, sagte ich.
    »Und sie würde das Interesse des FBI erklären.« Das Telefon klingelte. Larabee ignorierte es. »Das Militär beschäftigt sich seit Jahren mit Rizin. Man hat versucht, Patronen und Artilleriemunition damit zu beschichten. Man hat es in Streubomben getestet. Nachdem das Ding da reinkam, habe ich mal kurz recherchiert.«
    Er deutete mit der Hand auf das Fax.
    »Rizin steht auf Liste eins der kontrollierten Substanzen der Konvention für biologische Waffen von 1972 und der Konvention für chemische Waffen von 1997.«
    »Aber andere Gifte sind viel effektivere Biowaffen. Anthrax zum Beispiel. Im Vergleich zu einem Kilo Anthrax braucht man Tonnen von Rizin.« Ich hatte das irgendwo gelesen. »Und Rizin zerfällt relativ schnell. Anthrax-Sporen bleiben für Jahrzehnte tödlich.«
    »Aber ein Durchschnittsbürger kommt an Anthrax nicht heran. Oder an Botulin. Oder Tetanus. Die Rizinusstaude ist eine gottverdammte Zierpflanze. Jeder Trottel kann die in seinem Garten haben.«
    Ich wollte etwas sagen. Aber Larabee war noch nicht fertig.
    »Fast eine Million Tonnen Rizinusbohnen werden jedes Jahr verarbeitet. Ungefähr fünf Prozent davon enden als Abfall mit hoher Rizinkonzentration.«
    »Aber wie konnte unser Unbekannter an einer Rizinvergiftung sterben?«
    »Und in einem Fass voller Asphalt auf einer Deponie in Concord landen?«
    »Und wo zum Teufel ist er?«
    Ohne ein Wort schaltete Larabee sein Schreibtischtelefon auf Lautsprecher und drückte ein paar Tasten. Nach dem zehnten Läuten meldete sich Hawkins.
    »Können ohne mich wohl nicht leben, was, Doc?«
    »Tut mir leid, Sie an Ihrem freien Tag zu stören.« Angespannt.
    »Macht nichts.«
    »Das klingt jetzt vielleicht komisch. Aber wir können die Leiche von der Deponie nicht finden.«
    Es kam keine Antwort. Im Hintergrund konnte ich die Geräusche einer Baseballübertragung hören.
    »Sind Sie noch dran?«
    »Ja. Versuche nur gerade zu verstehen, was Sie meinen.«
    »MCME 227-11. Der Mann im Asphalt.«
    »Ich weiß, wen Sie meinen.«
    »Dr. Brennan und ich können ihn nicht finden.«
    »Natürlich nicht. Er ist weg.«
    »Weg?« Larabee verdrehte das Hörerkabel in seiner freien Hand.
    »Ein Wagen von einem Bestattungsinstitut hat ihn abgeholt.«
    »Ich habe keine Freigabe für die Leiche abgezeichnet«, blaffte Larabee.
    Joe antwortete mit Schweigen.
    »Tut mir leid. Ich will es nur verstehen.«
    »Der FBI-Beamte. Ich habe seinen

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