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Fahr zur Hölle

Fahr zur Hölle

Titel: Fahr zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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vor der Brust verschränkt, draußen stehen. Ich ging von Sack zu Sack und kontrollierte die Fallnummern.
    Larabee hatte recht. MCME 227-11 war nicht vorhanden.
    Zitternd und mit Gänsehaut an den Armen ging ich wieder hinaus und schloss die Tür.
    »Haben Sie im Tiefkühler nachgesehen?«
    »Natürlich habe ich im Tiefkühler nachgesehen. Da ist niemand drin außer dem tiefgefrorenen Alten, den wir seit zwei Jahren haben.«
    »Eine Leiche kann nicht einfach davonmarschieren.«
    »Allerdings nicht.«
    »Haben Sie eine Freigabe für den Transport der Leiche unterschrieben?« Blöd. Aber die Sache ergab einfach keinen Sinn.
    Larabees Miene war Antwort genug.
    »Sie haben Ihre Autopsie am Samstagvormittag gemacht. Ich war mit meiner Skelettuntersuchung gegen vier Uhr am Nachmittag fertig. Die Leiche muss danach entfernt worden sein.«
    Ein knappes Nicken.
    Im Geiste ging ich die Möglichkeiten durch.
    »Eine Verwechslung durch ein Bestattungsinstitut kann es nicht sein. Die machen am Sonntag keine Abholungen.«
    »Und jeder andere wurde überprüft.«
    »Wann haben Sie bemerkt, dass der Unbekannte fehlt?«
    »Vor ungefähr einer Stunde. Ich ging in den Kühlraum, um ein Schussopfer zu holen.«
    »War irgendwer über das Wochenende hier? Reinigungstrupp? Hausmeister? Handwerker?«
    Larabee schüttelte den Kopf.
    »Joe hatte Dienst?«
    »Ja.«
    Wenn Joe allein Nachschicht hat, schläft er auf einer Pritsche ganz hinten im Umkleideraum der Männer. Bei geschlossener Tür. Und er hört schlecht. Da könnte eine Armee durchmarschieren, ohne dass er es bemerkt.
    »Ist es möglich, dass jemand eingebrochen ist?«, fragte ich.
    »Um eine Leiche zu stehlen?« Larabee klang mehr als skeptisch.
    »Kommt vor.« Rechtfertigend.
    »Leichendiebe hätten die Überwachungsanlage ausschalten müssen.«
    »Und jede Manipulation daran sollte eigentlich einen Alarm auslösen.«
    »Sollte.« Larabee Tonfall bestätigte seinen Zynismus in Bezug auf die moderne Technik.
    »Wir sollten nach Einbruchsspuren suchen.«
    Das taten wir auch.
    Fanden keine.
    »Das ist verrückt.« Mir fiel einfach nichts mehr ein.
    »Vielleicht sollte ich Ihnen noch was sagen.« Larabee und ich standen an der befahrbaren Waage an der Anlieferungsrampe.
    Ich schaute ihn fragend an.
    »Gehen wir in mein Büro.« Jetzt klang der ME nervös.
    Wir betraten Larabees Büro, und er schloss die Tür. Er setzte sich hinter seinen Schreibtisch. Ich nahm mir einen Stuhl ihm gegenüber.
    »Als ich am Samstag gehen wollte, wurde ich vom FBI angehalten.«
    Ich riet wild ins Blaue. »Die Special Agents Williams und Randall.«
    Larabee schaute auf ein Blatt auf seiner Schreibunterlage.
    »Ja. Sie fragten nach unserem Unbekannten.«
    »Was haben Sie ihnen gesagt?«
    »Ich berichtete ihnen von meinen Autopsiebefunden und Ihrem biologischen Profil. Ich sagte, ich hätte Proben für eine toxikologische Analyse genommen und warnte sie, dass der endgültige Bericht länger dauern würde.«
    »Und?«, fragte ich.
    »Williams bot an, die Proben persönlich ins Labor zu bringen. Meinte, er werde versuchen, die Analyse zu beschleunigen. Ich rief ihr Regionalbüro in Charlotte an. Die beiden sind echt, die Sache schien mir also in Ordnung zu sein. Ich bat Joe, die Sache zu übernehmen.«
    Larabee zog die Brauen zusammen.
    »Heute Morgen wurde uns ein Bericht gefaxt.«
    »Sie machen Witze.« Normalerweise dauert es Wochen, wenn nicht Monate, bis Laborergebnisse kommen.
    »Meine Erwähnung von Lungenverletzungen und -ödemen verbunden mit Geschwüren und Einblutungen im Verdauungstrakt schien bei Williams etwas ausgelöst zu haben. Er ließ meine Proben direkt ins CDC bringen und sie dort mit höchster Priorität immunochromatografisch untersuchen.«
    Larabee meinte damit eine Form von Immunassay, ein chemischer Test, mit dem organische Substanzen entdeckt werden können. Ich war zwar kein Experte, wusste aber ein wenig über das Verfahren.
    Die Kurzversion.
    Antigene sind Moleküle, die von unserem Immunsystem als Fremdlinge erkannt werden. Das können Gifte, Enzyme, Viren oder Bakterien sein. Eine transplantierte Lunge. Antikörper sind Proteine, die diese Eindringlinge angreifen und neutralisieren.
    Antikörper sind von vornherein in unserem Körper enthalten, sie werden aber auch als Reaktion auf spezifische Antigene produziert. Das nennt man Immunreaktion.
    Immunassay-Tests fußen auf der Fähigkeit von Antikörpern, spezifische Antigene zu binden. Die Bedrohung X löst die Reaktion Y aus.

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