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Fahr zur Hölle

Fahr zur Hölle

Titel: Fahr zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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ausgerissen.
    Nachdem ich mich mit einem vierfachen Espresso, getoasteter Waffel und einem Stück Melone gestärkt hatte, rief ich Pete an.
    »Summer war gestern Abend bei mir.«
    »Aha.«
    »Sie war völlig aufgelöst.«
    »Davon gehe ich aus.«
    »Hör zu, Pete. Ich habe getan, worum du mich gebeten hast. Sie hat geredet, ich habe zugehört.«
    »Wie’s aussieht, hast du mehr getan als nur zuzuhören.«
    »Ich habe ihr keinen Rat gegeben, keine Meinung geäußert.«
    »Das hat sie aber anders verstanden.«
    Ich bemühte mich, taktvoll zu bleiben. »Summer hat ihre eigene Art, die Welt zu betrachten.«
    »Du hast sie zu einer Spinnerin gemacht.«
    Da gab es allerdings einige Vorleistungen ihrerseits. Das sagte ich nicht.
    »Was hast du nur getan, um sie so überempfindlich zu machen?«, fragte Pete.
    »Sie macht sich Sorgen wegen deines Desinteresses an der bevorstehenden Zeremonie.«
    »Wen interessiert denn schon die Serviettenfarbe? Die Geschmacksrichtung des Tortengusses? Oder die Form der Torte?«
    »Deine Verlobte.«
    »Es ist, als hätte irgendein Monster von ihrem Hirn Besitz ergriffen.«
    Da gab’s nicht viel zu ergreifen. Auch das behielt ich wieder für mich.
    »Du hättest ihr nicht sagen dürfen, dass ich Hochzeiten hasse«, sagte Pete.
    »Das habe ich auch nicht getan. Ich habe nur gesagt, dass du es noch nie mit Förmlichkeiten hattest.«
    Pete hatte sämtliche Abschlussfeiern in der Highschool, im College und zu seinem Juradiplom ausgelassen. Unser eigenes Hochzeitsfest wurde von meiner Mutter Daisy Lee organisiert. Bis hinunter zu den Perlen auf den Serviettenringen, die auf dem Geschirr lagen, das farblich zu den mit Alabasterspitze verzierten Leinentischtüchern passte. Pete war einfach nur in die Kirche gelatscht.
    »Was empfiehlst du?«, fragte Pete matt.
    Betäubungspistole?
    »Tu so, als ob«, sagte ich. »Entscheide dich für elfenbein oder weiß. Himbeere oder Kirsch.«
    »Sie ist mit meiner Wahl nie einverstanden.«
    »Aber dann hast du dich zumindest bemüht.«
    »Im meinem Alter brauche ich diesen Blödsinn nicht mehr.«
    Hallo-o!
    »Pete?«
    »Ja.«
    »Hat sie wirklich gesagt, dass dir alles pupsegal …?«
    Tote Leitung.
    Nach dem Streit mit meinem Ex brauchte ich jetzt körperliche Betätigung.
    Birdie sah zu, wie ich meine Nikes zuband.
    »Was findest du nur an dieser Tussi?«, fragte ich.
    Keine Antwort.
    »Sie hat die Tiefe eines Schminkzimmerwaschbeckens.«
    Der Kater brachte nichts zu seiner Verteidigung vor.
    Draußen war es immer noch heiß wie im August. Viertel nach acht und bereits achtundzwanzig Grad.
    Ich entschied mich für die kurze Strecke die Queens hoch und durch den Park. Um halb zehn war ich wieder zu Hause, duschte und zog mich an.
    Da ich vermutete, Slidell könnte mit Informationen über Lynn Hobbs anrufen, ging ich meine E-Mails durch und bezahlte ein paar Rechnungen. Dann las ich im Journal of Forensic Sciences einen Artikel über die Verwendung der Aminosäurenracemisierung in Zähnen zur Altersbestimmung. Leichte Kost.
    Um elf hatte das Telefon immer noch nicht geläutet.
    Da ich einen Tapetenwechsel brauchte, entschied ich mich für das MCME. Ich würde meinen Bericht über meinen Unbekannten von der Deponie abschließen und die Knochenproben versandfertig machen. Falls noch eine DNS-Untersuchung nötig werden sollte, konnte man die Umschläge gleich abschicken.
    Ich war noch kaum in meinem Büro, als Tim Larabee durch die Tür platzte.
    Der Ausdruck auf seinem Gesicht sagte mir, dass etwas nicht stimmte.

10
    »Wo ist der Unbekannte?« Larabees blutbefleckte Pathologenkluft sagte mir, dass er bereits seziert hatte.
    Nicht überraschend. Für Coroner und Medical Examiner können Montage ziemlich hektisch sein. Vor allem Montage nach heißen Sommerwochenenden.
    »Wie bitte?«
    »MCME 227-11. Der Junge aus dem Fass. Als Sie am Samstag mit ihm fertig waren, was haben Sie da mit ihm gemacht?«
    »Ich sagte Joe, er soll die Leiche in den Kühlraum zurückbringen.«
    »Dort ist der Junge nicht.«
    »Muss er aber.«
    »Ist er nicht.«
    »Haben Sie Joe gefragt?«
    »Der hat heute frei.«
    »Rufen Sie ihn an.«
    »Er geht nicht ans Telefon.«
    Leicht verärgert ging ich zum Kühlraum und riss am Griff. Die Tür schwang zischend auf, der Geruch gekühlten Fleisches drang heraus.
    Fünf Edelstahl-Rollbahren standen nebeneinander an der hinteren Wand. Vier andere an den Seiten. Auf sechs lagen Leichensäcke.
    Während ich hineinging, blieb Larabee, die sehnigen Arme

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