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Fahr zur Hölle

Fahr zur Hölle

Titel: Fahr zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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wieder. Für mich klingt das wie ein Geständnis.«
    »Warum?«
    »Ich habe nie begriffen, wie diese Mutanten denken. Aber vertrauen Sie mir. Wir kriegen alles aus ihm raus, was er weiß.«
    Die Hitze im Auto war wie heißer Sirup auf meiner Haut. Ich stieg aus und hob meine Haare an, um die Brise im Nacken zu spüren. Aber es gab keine.
    Ich sah zu, wie die Leichenhallenassistenten die Heckklappe des Transporters zuknallten und verriegelten.
    Und spürte, wie sich in meiner Brust ein Schluchzen aufbaute. Kämpfte dagegen an.
    Ich sah Williams, der auf uns zukam. Der sagt nur ein Wort zu mir, und ich reiße ihm die verdammten Lippen ab, versprach ich mir. Und meinte es ernst.
    Williams wandte sich an Slidell. »Sind wir hier fertig?«
    »Ja.«
    »Wo ist Winge?«
    »Dem werden gerade seine Rechte vorgelesen.«
    Einige Augenblicke standen wir drei in befangenem Schweigen da. Die Männer spürten bei mir starke Gefühle und wussten nicht, wie sie reagieren, was sie sagen sollten. Ich hatte keine Lust, ihnen zu helfen.
    Slidell mied meinen Blick, als er sich an Williams wandte. »Treffen wir uns später in der Zentrale. Wir grillen diesen Schwanzlutscher.«
    Auf der Fahrt nach Hause brannten meine Augen, und immer wieder spürte ich ein Seufzen in meiner Brust.
    Nicht weinen. Wage es nicht zu weinen.
    Irgendwie schaffte ich es.
    Ein Schaumbad und ein Kleiderwechsel wirkten Wunder auf meinen Körper. Meine Stimmung blieb im Keller.
    Auch Slidells Besuch schaffte es nicht, sie zu heben. Vielleicht war es sein Körpergeruch. Eher sein Bericht über Grady Winge.
    »Der Wichser mauert.«
    »Was soll das heißen?«
    »Er redet nicht. Hält die Augen geschlossen und bewegt die Lippen, als würde er beten.«
    »Was hat er zu den Gräbern gesagt?«
    »Hören Sie mir nicht zu?«
    »Sie müssen doch noch andere Verhörmethoden haben.«
    »Ach ja. Das mit den Gummischläuchen ist mir doch glatt entfallen.«
    »Wie wär’s mit einem Psychologen?«
    »Wir haben Mr Winge daran erinnert, wie populär die Todesstrafe in diesem Staat ist. Jetzt lassen wir ihn darüber nachgrübeln.«
    Das Bild der beiden Skelette blitzte plötzlich in meinem Kopf auf. Ich spürte Wut und Traurigkeit. Schob beides weg.
    »Und jetzt?«, fragte ich.
    »Ich werde mir Lynn Nolan noch mal vornehmen. Diesmal werde ich sie zu Hause überraschen.«
    »Warum?«
    »Ich möchte mehr über den Kerl wissen, mit dem Lovette im Double Shot redete.«
    »Glauben Sie, dass Nolan uns etwas verschwiegen hat?«
    »Sagen wir einfach, ich will sie mir noch mal vornehmen.«
    »Hat Williams Ihnen gesagt, dass das FBI die Gamble-Lovette-Akte konfiszierte?«
    »Nein.«
    »Er hat es quasi zugegeben.«
    »Ach wirklich?«
    Ich erzählte ihm von meinem Aha-Moment zu den Aussagen, die Winge ’98 und am vergangenen Montag gemacht hatte.
    »Nach einem kurzen Anruf bestätigte Randall, dass Winges Formulierungen identisch waren. Offensichtlich hat er jemanden in der Originalakte nachsehen lassen.«
    »Diese arroganten Wichser.« Slidell spannte die Kiefermuskeln an, entspannte sie wieder. »Ist auch egal. Dieser Mistkerl ist schuldig und kriegt seine gerechte Strafe. Die Frage ist nur, wer sonst noch.«
    »Wo wohnt Nolan?«, fragte ich.
    »In der alten Heimatstadt. Kannapolis.«
    Es war offensichtlich, dass Slidell noch nicht zu Hause gewesen war. Sein Körpergeruch hätte ein Pferd umhauen können. Die Aussicht auf eine Autofahrt mit ihm war nicht gerade verlockend.
    »Sie fahren jetzt gleich?«
    »Ich dachte, ich ziehe mir zuerst ein paar Biere und vielleicht einen Film rein.«
    Die Uhr zeigte 21:20.
    Ich brauchte unbedingt Schlaf.
    »Einen Augenblick.« Ich rannte ins Arbeitszimmer und holte meine Handtasche.
    Ich hatte die Fahrzeit überschätzt. Die Aromastärke allerdings unterschätzt. Als wir endlich in Kannapolis waren, sehnte ich mich nach noch einem heißen Bad.
    Nolan lebte in einem Gebäudekomplex im pseudokolonialen Stil, der aussah, als hätte der Bau nur fünf Minuten gedauert. Ihre Wohnung befand sich im mittleren Gebäude, im oberen Stockwerk. Ihre Wohnung und noch drei andere erreichte man über dieselbe Stahl- und Betontreppe.
    Slidell und ich stiegen hoch zu ihrer Etage und drückten auf die Klingel.
    Nolan kam sofort zur Tür. Sie trug sehr wenig, das meiste davon schwarz und transparent.
    »Hast du deinen Schlüssel vergessen, Dummerchen?«
    Als sie uns sah, verriet ihr Gesicht in schneller Folge eine ganze Reihe von Reaktionen. In einem Herzschlag wurde aus

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