Fahrstunde in den Tod (Emsland-Krimi) (German Edition)
oder zwei Stunden wieder
abziehen. Wir können uns im Büro treffen. Merger ist ja noch im Urlaub und ich
denke, der frühe Vogel fängt den Wurm.« Sie machte eine kurze Pause und ihre
Worte hallten nach.
Winkler
verdrängte seine Gedanken an seine Töchter und dachte nun an Marianne. Auch
sein Bein wurde plötzlich wieder wach und kribbelte angenehm. »Gut«, antwortete
er, »mach dort weiter, ich bin in circa einer Stunde in Meppen.«
Seine
Exfrau war mittlerweile wach geworden und zu ihm unter die Bettdecke gekrochen.
Er spürte suchende Hände in der Mitte zwischen seinem erwachten und dem anderen
Bein.
»Ich
muss hier nur ein oder zwei Dinge regeln. Besorge was für´s Frühstück, bis
gleich.« Er legte auf.
»Schön,
dass Svenja wieder zu Hause ist. Ich rufe heute noch bei Tanja Grote an,
vielleicht kann die uns mit der Wohnung in Osnabrück weiterhelfen«, flüsterte
sie lüstern, schmiegte sich an ihn und einige Minuten später hatte er das erste
Ding des Tages erfolgreich geregelt.
Kapitel 5
In der Fahrzeughalle am Dienstgebäude in Meppen wurden
eigentlich Polizeifahrzeuge abgestellt oder dringende Wartungsarbeiten
durchgeführt. Jetzt war die Halle bis auf den Fahrschulwagen mit der Leiche von
Gerd Schuster leergeräumt und die am frühen Morgen angereisten Spezialisten der
Kriminaltechnik zogen sich gerade weiße Overalls über, als Petra Vogt die Halle
betrat. Ein Rechtsmediziner aus Oldenburg stand etwas abseits von den Polizisten
in der Nähe des Fahrschulwagens und betrachtete die Leiche durch die Fahrertür.
Auch er war vorschriftsmäßig gekleidet und steckte in einem Ganzkörperkondom.
Er war ziemlich klein und der Anzug etwas zu groß.
»Guten
Morgen, Kollegen!«, rief sie in die Halle, alle drehten sich zu ihr um. »Mein
Chef ist dienstlich verhindert, also leite ich hier die Ermittlungen. Gibt es
Einwände?«
Die
Leute schüttelten den Kopf oder zuckten mit den Schultern. Es war ihnen egal,
wer sie bei ihrer Arbeit unterstützte. Sie machten ihren Job.
»Kein
Problem, um neun sind wir wieder verschwunden. Den Rest machen wir wie immer«,
erwiderte Hauptkommissar Volkers, dessen Team wegen eines anderen Termines
zufällig in der Nähe von Osnabrück übernachtet hatte und früh angereist war.
Neben Volkers gehörten noch zwei weitere Spurensicherer zur Gruppe. Er warf
einen Blick in die Runde, dann auf seine Armbanduhr. Es war kurz nach halb
sieben. Seine Kollegen nickten ihm zu. Für das eingespielte Team war dieser
Einsatz einer von vielen Routinefällen. Da die Leiche sich in einem relativ
guten Zustand befand und nicht wie in anderen Fällen voller Maden steckte oder
von sonstigem Ungeziefer befallen war, konnten sie davon ausgehen, dass es mit
der Bergung des Toten aus dem Fahrzeug zügig voranging. Die Spuren im Auto
würden sie ebenfalls schnell sichten können.
»Franz,
installiere den 3D-Scanner und mach deine Aufnahmen. Wir treten so lange zur
Seite. Gibt es hier Kaffee?« Volkers warf Petra Vogt einen Blick zu.
Sie
zuckte mit den Schultern, sollte wohl heißen: Was weiß ich? Dann zog sie sich
den weißen Overall über und entdeckte eine Kaffeemaschine, die in einer Ecke
auf der Werkbank stand. Die Mechaniker sind gut ausgerüstet, dachte sie, als
sie in einem Schrank suchte und drei Kaffeepäckchen fand.
»In
fünf Minuten«, erwiderte sie.
Franz
öffnete die Fahrzeugtüren, positionierte den Scanner schräg links vom Fahrzeug
und machte eine 3D-Aufnahme des Wagens samt Leiche auf dem Fahrersitz. Eine
Rekonstruktion über die Lage des Getöteten war damit innerhalb von wenigen
Minuten im Kasten.
Petra
beobachtete ihn bei seiner Arbeit, die Sache mit dem Scanner fand sie sehr
interessant. Währenddessen blubberte die Kaffeemaschine vor sich hin. Mit einem
lauten Zischen beendete sie nach fünf Minuten ihr Werk.
»Wenn
er mit den Bildern fertig ist, können wir die Leiche markieren und aus dem Auto
ziehen«, legte Volkers den weiteren Ablauf fest und nippte an seinem
Kaffeebecher, den Petra Vogt ihm gereicht hatte. Er verzog das Gesicht und
schüttelte sich nach dem ersten Schluck. »Ist Zucker da?«, fragte er sie
barsch.
Petra
zuckte mit den Achseln. »Ist das hier ein Kaffeekränzchen?«, gab sie
schnippisch mit bösen Blicken zurück, öffnete dann eine Schranktür und schaute
hinein.
»Sorry«,
entschuldigte sich Volkers, »wir hatten heute Morgen kaum Zeit zu frühstücken.
Könnte ich bitte etwas Zucker bekommen? Die Brühe hier gibt mir den Rest.
Vielleicht
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