Fahrstunde in den Tod (Emsland-Krimi) (German Edition)
sie wohl Spiegel und Sitz richtig eingestellt, dachte der
Kommissar, wunderte sich aber, als Olga schrie: »Ist Prüfer vom letzten Mal,
hau ich lieber ab!«
Winkler,
der hier schon einiges an Insiderwissen über die Fahrschulszene mitbekommen
hatte, schüttelte den Kopf und versuchte den Blick des ebenfalls verdattert
dreinschauenden Fahrlehrers zu erhaschen. »Was ist passiert?«, fragte er
besorgt.
»Olga
hat den Prüfer wiedererkannt, er hat sie vor zwei Wochen durchfallen lassen«,
antwortete er und zeigte zum Fahrschulwagen, »der sitzt hinten rechts, der mit
der blauen Jacke.«
Der
Prüfer grüßte Winkler und Olfens aus dem Auto mit mehrfachem Kopfnicken.
»Das
ist Josef Brinkmann vom TÜV. Kein Thema!« Olfens öffnete dem Mann in der blauen
Jacke die Tür.
»Sie
haben die Prüfung bestanden Frau Becker, herzlichen Glückwunsch!« Der Mann in
der blauen Jacke gab den Führerschein nach vorne und stieg aus.
»Möchten
Sie zu mir?«, fragte er.
»Winkler,
Kripo Meppen. Nein, wir ermitteln im Mordfall Schuster. Ich möchte mich gleich
mit Frau Becker unterhalten, Sie haben sie gerade geprüft. Lassen Sie sich
nicht stören.«
Corinna
Becker, von der Prüfungsfahrt noch ziemlich geschafft, strahlte über das ganze
Gesicht, als sie ausstieg. Eine junge Frau mit langen blonden Haaren, die vorne
rechts gesessen hatte, verließ ebenfalls das Auto und begrüßte den Kommissar.
»Moin,
ich bin Rita Neumann. Ich arbeite hier aushilfsweise. Traurige Sache, das mit
unserem Chef.«
»Können
Sie mit Frau Becker in der Fahrschule auf mich warten? Meine Kollegin Vogt ist
bei Frau Schuster. Melden Sie sich bitte bei ihr, ich komme gleich nach.«
Die
junge Fahrlehrerin nickte und verschwand mit der frischen Führerscheininhaberin
im Gebäude.
»So
wie es aussieht, ist mein nächster Prüfling gerade verschwunden. Frau Stein hat
das Weite gesucht und ich denke, wir haben etwas Zeit«, brachte der Mann vom
TÜV sich wieder ins Gespräch und lächelte, dann trat Olfens auf den Plan.
»Herr
Brinkmann, ich beruhige Frau Stein. Wir starten einen neuen Versuch, sie ist
nun so weit. Heute klappt es, kein Thema!« Olfens verschwand.
»Dann
viel Glück«, rief Winkler hinter ihm her. »Ich muss zu meiner Kollegin. Haben
Sie eine Karte, Herr Brinkmann? Ich würde mich gerne noch mit Ihnen
unterhalten.«
»Hier«,
er reichte ihm seine Visitenkarte, »Sie können mich gerne anrufen, ich bin oft
in Meppen.«
Winkler
musste ihn nicht anrufen; Olga, die mittlerweile wieder im Fahrschulwagen saß
und am Innenspiegel fummelte, sorgte dafür, dass sie sich eine knappe halbe
Stunde später in der Fahrschule treffen konnten.
Kapitel 15
Ines Schuster saß mit überschlagenen Beinen hinter dem
Schreibtisch im Fahrschul-Büro und blätterte in irgendwelchen Unterlagen. Petra
Vogt lehnte an einer mit einer Menge Verkehrszeichen behangenen Wand und
schlürfte genüsslich an einer Tasse Kaffee, als Winkler den Raum betrat und
mitbekam, dass die beiden Frauen sich über Olga Stein unterhielten, die seit
einem halben Jahr in der Fahrschule das Autofahren erlernte. Bisher leider
vergeblich.
Die
von Winkler so bezeichnete ›Schwarze Witwe‹ erzählte, dass ihr Mann nach zwei
vergeblichen Versuchen, die russische Frau erfolgreich durch die
Führerscheinprüfung zu bekommen, das Handtuch geschmissen und Olga an den
zweitbesten Fahrlehrer in ihrer Fahrschule weitergereicht hatte. Den hatte
Winkler bereits vor wenigen Minuten kennengelernt.
»Der
Mann von Olga wollte dem Prüfer und Gerd an den Kragen. Auch er ist bei uns
Fahrschüler, ebenfalls so erfolgreich wie seine Frau.«
Winkler
spitzte seine Ohren, als er das hörte. »Wie kommen Sie da denn drauf?«,
unterbrach er das Gespräch und stellte sich neben seine Kollegin.
Frau
Schuster sah von den Unterlagen hoch und blickte Winkler direkt in die Augen.
»Fragen Sie mal Rainer Olfens, der war dabei, als Waldemar Stein meinem Mann
und dem Prüfer die Morddrohungen an den Kopf geworfen hatte. Stein war auch
durch die Prüfung gefallen, übrigens zum dritten Mal, bei dem Herrn Brinkmann.
Er hat wörtlich gesagt: ›Ich bringe Euch um!‹ und ist wie ein gejagtes Tier vom
Hof des TÜVs gelaufen. Ist nicht lange her, vielleicht vier Wochen?«, erzählte
die Witwe, schüttelte dabei mehrmals ihre Lockenpracht.
»Das
ist ja interessant! Wie lange ist Brinkmann heute noch hier? So, wie es jetzt
aussieht, muss ich ihn gleich doch noch mal sprechen.«
»Den
ganzen Tag«, erwiderte
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