Fahrstunde in den Tod (Emsland-Krimi) (German Edition)
Schuster. Er war ein guter Fahrlehrer.«
»Herr
Brinkmann, ist Ihnen an dem Tag sonst noch irgendetwas Ungewöhnliches
aufgefallen, das uns bei den Ermittlungen weiterhelfen könnte?«
Der
Prüfer zog Winkler in eine Ecke, denn was er zu erzählen gedachte, mussten Frau
Schuster und ihre Fahrlehrerin nicht unbedingt mitbekommen.
»Dass
die Fahrschulen sich in einem Preiskrieg befinden und sich gegenseitig die
Preise kaputtmachen, ist nicht jedem bekannt«, sagte der Prüfer und sprach
recht leise, Winkler verstand ihn kaum. Er erzählte weiter, wieder mit leiser
Stimme.
»Teilweise
fahren sie am Limit, würden sie sich einigen, käme das allen zugute. Man hört
so einiges bei den Prüfungsfahrten, die Fahrlehrer reden sich manchmal um Kopf
und Kragen. Nur um zu reden. Sie müssen wissen, dass es für sie sehr schwierig
ist, während der Prüfung stillzusitzen. Sie dürfen ja keine Hinweise zur Fahrt
geben, erleben aber life, was sich ihre Fahrschüler so zusammenfahren. Also
versuchen sie, ihre Nervosität durch Gerede zu kompensieren und reden einfach
drauflos. Gerüchte gibt es eine Menge. Wer mit wem welches Verhältnis
unterhielt oder ob jemand aus der Fahrlehrerschaft mit einer Fahrschülerin eine
Affäre hatte. Meistens ist es nur Geschwätz, aber Schuster soll angeblich auch
nicht immer seine Hände unter Kontrolle gehabt haben. Verstehen Sie, was ich
meine?«
Winkler
nickte und verstand. »Können Sie konkreter werden?« Er passte sich seiner
Lautstärke an und sprach ebenfalls leise.
»Fragen
Sie Rainer Olfens, der wird Ihnen sicherlich Auskünfte geben. Er redet sich
auch ständig alle Sorgen, Kummer und Nöte von der Seele. Ein Prüfer ist
gleichzeitig auch ein halber Seelsorger, so kommt es mir jedenfalls vor«, gab
er wieder mit süffisantem Grinsen von sich.
Winkler
reichte dem Mann die Hand. »Vielen Dank, Herr Brinkmann, wir wollen Sie nicht
weiter von Ihrer Arbeit abhalten. Und danke für Ihre zahlreichen Informationen
über die Situation der Fahrlehrer bei den Prüfungsfahrten. Ich sehe da einige
Dinge jetzt klarer und in einem anderen Licht.«
Kapitel 17
Sie hatten die Fahrschule verlassen und befanden sich wieder
auf dem Weg zur Jagdhütte. Winkler hatte seine Eindrücke vom Fahrschulwesen
noch nicht verarbeitet, die Erzählungen des Prüfers schwirrten in seinem Kopf
herum.
»Es
ist kaum zu glauben, was man so alles über die Fahrlehrerschaft erfährt. Sehr
interessant, ich denke, über diese Spezies erfahren wir noch mehr. Schuster
soll auch schon mal seine Fahrschülerinnen befingert haben. Gerüchteweise. So
hat Brinkmann sich geäußert. Ich hätte Corinna Becker danach befragen sollen.
Das holen wir später nach. Auch Olfens knöpfen wir uns nochmal vor. Kein
Thema!, um mal seinen Spruch zu benutzen. Die Labertasche weiß bestimmt etwas
über Schuster, was uns weiterhelfen könnte. Was hast du von der blonden Fahrlehrerin
erfahren?«
»Nicht
viel, sie arbeitet aushilfsweise bei Schuster, meistens nur an den Wochenenden.
Hauptberuflich ist sie bei unseren Kollegen von der Justiz in Lingen. Sie ist
Beamtin. Ihre Nebentätigkeit sei begrenzt, hat sie gesagt. Mehr als acht
Stunden in der Woche lässt ihr Dienstherr nicht zu.«
»Hübsches
Mädchen, von der würde ich mich auch gerne einschließen lassen. Hat sie etwas
über ihren Chef und seinen Fingerspielchen erzählt?«
»Was
für Fingerspielchen?« Petra sah aus dem Fenster, die Jagdhütte lag vor ihnen
und einige Mannschaftswagen standen abseits an der Straße. Die Kollegen suchten
also noch.
»Dass
er seine Hände nicht im Schoß ruhen ließ, wenn er jungen Frauen Fahrausbildung
erteilt hat. Das meine ich«, erwiderte er.
Sie
schüttelte den Kopf. »Nein, davon hat sie nichts erzählt. Sie erwähnte, dass er
anzügliche Bemerkungen machte, wenn er etwas getrunken hatte. Zum Beispiel bei
der letzten Weihnachtsfeier der Fahrschule. Sie wehrte seine Versuche aber
erfolgreich ab und erteilte ihm eine klare Absage.«
Winkler
lenkte den Passat auf den Weg zur Jagdhütte und hielt an. »Hast du sie nach
möglichen Motiven für den Mord an ihrem Chef gefragt?«
»Ja,
sie könnte es sich aber nicht vorstellen, wer ihn umgebracht hat. Das war es,
mehr hat sie mir nicht erzählt.«
Erik
Eckelhoff wedelte ihnen schon von Weitem ungeduldig mit einem Gegenstand in der
Hand zu. Er kam ihnen entgegen und strahlte sie an. »Hier ist das mögliche
Tatwerkzeug.« Mit seiner Hand hielt er eine Plastiktüte wie eine Trophäe hoch
in die Luft,
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