Fahrstunde in den Tod (Emsland-Krimi) (German Edition)
hierbleiben?«
»Kein
Problem, aber beim Klinkenputzen könnte sie mich unterstützen.«
»Soll
ich das übernehmen?«, fragte de Boer.
»Gut.
Bleiben Sie hier und begleiten Hauptmeister Eckelhoff auf seiner Tour.«
»Die
beiden können sich erst mal ein wenig beschnuppern, morgen nehme ich ihn dann
mit«, bemerkte Winkler und stieg mit Petra Vogt ins Auto.
Kapitel 14
Als sie vor dem Haus Schuster anhielten, stand in der Einfahrt
der Fahrschulwagen, in dem er am Morgen die ältere Frau beobachtet hatte – das Kennzeichen fiel Winkler sofort auf – und
hinter dem er längere Zeit hergefahren war. Er parkte den Passat direkt
dahinter und stieg aus. Petra telefonierte noch und blieb sitzen. Die Fahrertür
des Fahrschulwagens öffnete sich und die Frau, die er am Morgen so toll
Autofahren gesehen hatte, trat ihm plötzlich in den Weg.
»Ich
Olga Stein, soll schon anmachen Licht, oder Haube auf? Von Reifen erzählen?«,
fragte sie ihn in gebrochenem Deutsch.
»He?
Was ist los?«, antwortete Winkler verdutzt und zog die Augenbrauen bis zum
Hinterkopf.
»Du
Prüfer?«, lächelte sie ihn an und zeigte eine Reihe von silbernen Zähnen im
Oberkiefer.
»Nee!«,
antwortete er und lächelte zurück. Er war etwas ratlos. »Ich bin von der
Polizei.«
»Du
mich bestrafen wollen? Was ich habe falsch gemacht?«, fragte sie nun böse,
stemmte die Arme in ihre Hüfte und trat sehr nahe an ihn heran. Er roch ihren
Atem: Knoblauch.
Winkler
zuckte mehrmals mit den Achseln und überlegte sich eine passende Antwort, da
stieg der Fahrlehrer aus, der mit den fuchtelnden Händen.
»Ich
bin von der Kripo, kein Schutzpolizist«, sagte er zu der Russin, die ihn nicht
verstand, und wurde vom Fahrlehrer unterbrochen.
»Tach!
Olfens mein Name, Rainer Olfens. Ich bin der Fahrlehrer von Frau Stein. Olga,
du einsteigen«, stellte er sich vor und verwies die Frau mit der silbernen
Zahnreihe im Oberkiefer auf den Fahrersitz, »und stell dir nochmal alles ein.
Spiegel, Sitz und so. Der Prüfer kommt gleich, kein Thema!« Dann wandte er sich
wieder Winkler zu.
»Entschuldigung!
Wir dachten, Sie sind vielleicht ein neuer Prüfer, kommt öfters vor, dass hier
fremde Gesichter vom TÜV auftauchen. Erst letzte Woche war hier einer, den ich
vorher noch nie gesehen hatte. Aber das Ding habe ich geschaukelt, kein Thema!«
Olfens, der Mann mit den nervösen Armen, steckte lässig eine Hand in die
Hosentasche und kniff kumpelig ein Auge zu. Mit der anderen Hand fuchtelte er
wild in der Gegend herum.
Es
muss wohl seine Lehrhand gewesen sein, schoss es Winkler in den Kopf, denn
kürzlich sah er ihn damit irgendwelche Dinge im Auto erklären.
Winkler
musterte den wichtigtuenden Fahrlehrer etwas genauer. Mittelgroße Figur, leicht
untersetzt. Er vermutete, dass der Bauch vom vielen Sitzen herrührte. Capi mit
Ferrari-Aufnäher auf dem Kopf, lange Haare darunter, die zum Zopf hinten mit
einem Gummiband zusammengebunden waren. Hellblaues Hemd mit ›Schuster‹ auf dem
Kragen, darüber eine Jeansweste. Weiter unten ebenfalls eine Jeans, etwas
bollerich und ziemlich verschlissen. Noch weiter unten weiße Socken, wie hier
so üblich steckten die in Birkenstock-Latschen. So hatte sich Winkler immer einen
Fahrlehrer vorgestellt! Kein Thema!
»Aha«,
antwortete er kurz und verarbeitete seine gerade gewonnenen Eindrücke. Er
drehte sich zu Petra um, die telefonierte immer noch. Dann sprach er den
Fahrlehrer mit der Lehrhand wieder an und zeigte ihm seinen Dienstausweis.
»Winkler,
von der Kripo Meppen. Nicht vom TÜV-Nord. Sie arbeiten bei der Fahrschule
Schuster?«
Der
Fahrlehrer trat näher an ihn heran und nahm ihm ungläubig den Ausweis aus der
Hand. Auch er roch stark nach Knoblauch. Bestimmt waren sie zusammen essen,
vermutete Winkler.
»Sorry,
darf ich mal sehen? Echt cool. Kein Thema! Ja, ich arbeite hier seit über zehn
Jahren. Ich bin der neue Fahrschulleiter. Jetzt, wo Gerd … « Er stockte mitten im Satz und sah auf den Boden.
»…
tot ist«, gab Winkler ihm das Stichwort.
»…
muss ja einer das hier alles übernehmen«, beendete er den Satz und machte mit
den Armen ausladende Bewegungen, als wenn ihm alles im Umkreis von einem
Kilometer gehören würde. Dann erzählte der wichtigtuende Fahrlehrer weiter.
»Ich
will nicht prahlen, aber wer sonst sollte das machen. Frau Schuster hat ja
keinen Schein und ich bin Vollfahrlehrer.« Er sah zu Winkler hoch, reichte den
Ausweis rüber und gab sich wieder kumpelhaft und
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