Fahrstunde in den Tod (Emsland-Krimi) (German Edition)
Versuche, dich zu erinnern.« Winkler wurde
persönlich.
»Was
weiß ich? Was man sich halt so erzählt, bei der Fahrstunde. Das Übliche eben.«
»Und
was ist das? Ich habe meinen Führerschein vor knapp dreißig Jahren gemacht und
kann mich nicht mehr so genau erinnern, worüber sich üblicherweise unterhalten
wird. Also versuchen Sie sich zu erinnern.«
»Wir
haben über die Prüfung gesprochen und dass es bei mir bestimmt klappen würde.
Darüber bräuchte ich mir keine Sorgen machen. Solche Sachen halt.« Sie
verdrehte die Augen, der Mann nervte sie.
»Wo
seid ihr denn gewesen, ich meine wo seid ihr gefahren? Hier in Meppen?«
»Könnten
Sie sich mal entscheiden, ob Sie mich weiter duzen oder bleiben wir beim
›Sie‹?«, gab sie zickig zurück. »Zuerst in Meppen, dann waren wir außerhalb.
Ich kenne die Orte aber nicht, später sind wir dann in Haselünne angekommen.
Meine Mutter steht draußen, sie will mich abholen. Ist sonst noch was?«
Sie
schnappte sich das auf dem Tisch liegende Handy, kurz bevor sie Entzugsprobleme
bekam.
Selbstbewusstsein
fehlt ihr nicht, dachte Winkler wegen ihres Einwandes, wie er sie ansprechen
soll.
In
Windeseile hatte sie das Gerät wieder eingeschaltet, welches sich sofort mit
mehrmaligem Piepen und Summen dafür bedankte. Willkommen im Web!
»Gut.
Sie können gleich gehen. Ein paar Fragen habe ich noch. Hatte Gerd Schuster
sein Handy dabei? Hat er telefoniert? Was haben Sie mit Ihrer Hand gemacht,
verletzt?« Er zeigte auf das Pflaster auf dem Rücken der rechten Hand.
»Meine
Katze hat mich gekratzt, das alte Vieh.« Sie kratzte mit den Fingern darüber,
während sie wieder seinem Blick auswich.
»Ja.
Gerd hatte ein paar SMS geschrieben und auch welche bekommen. Bei der einen,
wir fuhren da in Meppen am Bahnhof herum, fluchte er. Jetzt kann ich mich
erinnern, er sagte zweimal sehr laut ›Scheiße‹.«
»Wissen
Sie warum?«
»Nein,
er hat nicht mit mir darüber gesprochen.«
»Sie
sind fünfundzwanzig. Weshalb haben Sie jetzt erst Ihren Führerschein gemacht?
Den machen die meisten jungen Leute doch bereits mit siebzehn oder achtzehn.«
Sie
zuckte mit den Achseln. »Ich bin halt ein Spätzünder. Und?«
»Hm.
Tja, war auch nur so ein Gedanke von mir. Danke für die Unterhaltung. Wir
werden uns bestimmt noch einmal wiedersehen. Könnte ich Ihre Nummer bekommen?«
Erstaunt
sah sie auf. »Nein, wozu? Ich gebe meine Handynummer nur ungerne weiter,
verstehen Sie? Und der Polizei sowieso nicht«
Er
nickte und sie verließ eilig den Raum.
Kapitel 16
Winkler sah sie in den Wagen ihrer Mutter von der Fahrerseite
her einsteigen. Die traut sich was, dachte er. Gerade erst den Schein in der
Tasche und schon ein fremdes Auto fahren. Ob sie auch weiß, dass sie während
der Fahrt nicht telefonieren darf? Winkler beobachtete sie, und nachdem sie
ohne Probleme den Hof verlassen hatte, ging er zu Petra Vogt, die sich angeregt
mit dem Prüfer unterhielt. Frau Schuster, die trauerlose ›Schwarze Witwe‹, und
Rita, die Fahrlehrerin, lachten laut auf, als Brinkmann von den Eindrücken der
Prüfungsfahrt mit Olga Stein erzählte.
»Nachdem
sie dann fast eine Radfahrerin beim Abbiegen vom Fahrrad geholt hatte, war es
dann Herrn Olfens doch zu viel. Er griff ihr ins Lenkrad und bremste«, bemerkte
er süffisant, »kein Thema!, war sein Kommentar.«
»Herr
Brinkmann, wie war das mit ihrem Mann, ich meine den von Frau Stein. Hat der
nicht gedroht, Sie umzubringen?«
Das
Lächeln wich dem Prüfer aus dem Gesicht, als der Hauptkommissar zur illustren
Runde trat und ihn ansprach. »Das ist mir schon einige Male passiert«, sagte er
ernst, »dass Fahrschüler, die nicht bestanden hatten, mir Schläge angedroht
haben. Ich könnte Ihnen Sachen erzählen, na ja. Der Mann von Frau Stein,
Waldemar heißt der, glaube ich, gehörte auch zu denen. Ja, er hatte gedroht,
uns umzubringen, den Herrn Schuster und mich.«
»Wann
war das?«, fragte Petra.
»Vor
etwa drei Wochen. Das kann ich gleich mal genau nachsehen. Wir endeten beim
TÜV, und als ich ihm eröffnete, dass es wieder nicht geklappt hätte, verließ er
den Wagen, knallte die Fahrertür zu und rief: ›Ich bringe euch um!‹, dann
verschwand er zu Fuß Richtung Baumarkt.«
»Er
hätte zwar ein Motiv gehabt, Ihnen etwas anzutun. Es wurde aber Gerd Schuster
erstochen, nicht Sie«, kommentierte Winkler und der Prüfer nickte.
»Das
ist auch besser so«, erwiderte er, »oh, so habe ich das nicht gemeint. Es tut
mir leid um Gerd
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