Fahrstunde in den Tod (Emsland-Krimi) (German Edition)
wird. Widerstandslos ließ er die Prozedur
über sich ergehen. Dann gönnte er sich den Cognac in einem Zug. Er musste
dreimal schlucken.
»Danke!«,
sagte de Boer und steckte das Stäbchen wieder in den Behälter. »Ich habe sonst
keine Fragen mehr an Sie.«
Völlig
bedröppelt saß der Oberforstrat in seinem schicken Zweisitzer. Der junge
Polizist hatte ihn geschickt an der Nase herumgeführt.
Winkler
erhob sich mühsam und widerwillig aus seinem Sessel, reichte ihm die Hand und
verabschiedete sich. »Auf ein baldiges Wiedersehen, Herr Holtmann. Schöner
Sessel!«
»Sehr
gut gemacht, Keno! Es war schon beeindruckend, wie du ihn vernommen hast. Die
Sache mit dem Darlehen ist sehr interessant und die beiden Investoren finden
wir auch. Wir haben sein Messer als Mordwaffe identifiziert, er hat kein Alibi
und eine Menge Schulden bei Schuster. Könnte ein Motiv für ihn gewesen sein,
ihn aus dem Weg zu räumen.« Er blickte zu Keno hoch, klopfte dem langen
Ostfriesen mehrmals anerkennend auf die Schulter.
Der
junge Kollege sah etwas verlegen auf den Boden. »Ich werde mir mal die Bilanzen
der Fahrschule besorgen und die Konten einsehen«, antwortete er verlegen und
wurde rot um die Nase, »wer weiß, woher das Geld für das Darlehen stammte?«
»Sehr
gut, Keno. Jetzt kannst du die Fotos von der Egge machen«, sagte Winkler und
wies mit einem Nicken in Richtung Schuppen.
»Nee,
lohnt sich nicht. Ist totaler Schrott«, gab er grinsend zurück.
Kapitel 23
Schon seit einigen Minuten fuhren sie genervt wegen des
fürchterlichen Gestanks hinter einem Lkw her, der bis an die Decke mit
Hühnerkäfigen beladen war, und dummerweise machte die schmale Straße ein
Überholen des Transporters unmöglich. Also vergrößerte Erik den Abstand und
stellte die Belüftung des Wagens auf Innenraum. Der scharfe Geruch nach Hühnern
und deren Exkrementen zog trotzdem in ihren Wagen. Petra nestelte an ihrer
Tasche herum und zog ein Taschentuch heraus, das sie schützend vor ihre Nase
hielt. Der Geruch verschwand auch nicht, als sie in einen Zufahrtsweg abgebogen
waren und den Geflügelschlachtbetrieb erreichten.
Auf
dem großen Betriebsgelände warteten noch zwei weitere Geflügeltransporter
darauf, ihre Fracht abzuladen. Der hinter dem Lenkrad sitzende und eine
Zigarette rauchende Fahrer des Lkw, hinter dem sie längere Zeit hergezuckelt
waren, grüßte die beiden Polizisten, als sie an ihm vorbei in Richtung Büro
gingen. Lautes Gegacker überall.
Arme
Viecher, dachte Eckelhoff, als sie an den Lkws vorbeigingen und einen Blick auf
die Ladung warfen. Sie steuerten auf den Eingang des Gebäudetraktes zu, in dem
sie das Büro oder eine Anmeldung vermuteten.
»Guten
Morgen! Eckelhoff, mein Name. Wir sind von der Kripo Meppen, das ist meine
Kollegin Vogt. Wir hätten gerne Herrn Waldemar Stein gesprochen, er arbeitet
hier«, sprach er eine junge Frau an, die hinter einem Tresen stand und in einem
Aktenordner blätterte.
Sie
sah ihn mit großen Augen an. »Moin! Da muss ich erst einmal nachsehen, wo er
arbeitet, der Name sagt mir nichts. Wir haben weit über dreihundert Mitarbeiter
im Betrieb. Ohne Verwaltung«, gab sie zurück und wandte sich ihrem Kollegen zu,
der an einem Schreibtisch hockte und Zeitung las. »Heinz, kennst du einen
Waldemar Stein?«
Der
Mann drehte seinen Kopf wie in Zeitlupe von der Zeitung weg in Richtung des
Tresens. »Müsste ich nachschauen«, antwortete er und drehte den Kopf mit der
gleichen Geschwindigkeit zurück zum Sportteil der Meppener Tagespost.
Erik
trommelte mit den Fingern auf dem Tresen herum und hüstelte, dann lächelte er
den Zeitungsleser an, der sich nochmal umgedreht hatte. Diesmal etwas
schneller, eigentlich sogar recht schnell. Petra schnaubte derweil dreimal laut
in ihr Taschentuch.
»Bitte!«,
sagte Eckelhoff und trommelte weiter auf dem Tresen herum. Es dauerte nur fünf
Minuten und die Kommissare wussten, dass Stein kurzfristig einen Krankenschein
eingereicht hatte.
Während
der eiligen Nachforschungen nach dem Mitarbeiter Stein stolzierten Eckelhoff
und Petra Vogt durch den Vorraum und sahen sich interessiert um. Reichlich
EU-Zertifikate und besondere Auszeichnungen des Schlachtverbandes schmückten
die Wände. Vor einer Tafel, auf der die Abläufe des Hühnerschlachtens vom
Anliefern der armen Tiere bis zum Verpacken als halbe oder ganze Hähnchen
bildlich dargestellt wurden, blieben die beiden stehen. Sie ließen die Bilder
auf sich wirken.
»Die
nächsten zwei Wochen esse
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