Fahrstunde in den Tod (Emsland-Krimi) (German Edition)
die Polizisten traurig an, auch sonst wurde er ruhiger.
»Herr
Stein, wir wissen, dass Sie nach der letzten Prüfung gesagt haben ›Ich bringe
Euch um!‹ und damit meinten Sie nicht nur den Prüfer, sondern auch Ihren
Fahrlehrer.«
Stein
sackte in sich zusammen und nickte. »Ich nur so gesagt«, antwortete er leise.
»Wo
waren Sie am Montag letzter Woche zwischen 22 und 23 Uhr?«, fragte nun Petra
Vogt und suchte direkten Blickkontakt mit ihm, er wich ihrem Blick aus, schaute
wieder zur Garage.
Sie
erkannte in dem Mann eine ehrliche Haut. Der arbeitet schwarz, obwohl er einen
Krankenschein hat, bringt aber keine Leute um. So wie sie ihn jetzt vor ihr mit
traurigem Gesicht stehen sah, wurde ihr klar, dass Stein als Täter ausschied.
Trotzdem hatte sie nach seinem Alibi gefragt.
»Ich
hier ganzen Tag und Abend gearbeitet, an Garage. Olga und Nachbar Sergej von
andere Haus«, er zeigte auf das Nachbargrundstück, »hat auch hier gearbeitet.«
Eckelhoff
sah Petra an, die zog die Schultern hoch. Der Mann hatte mit dem Mord nichts am
Hut und irgendwie bekamen sie Mitleid mit ihm.
»Gut,
Herr Stein. Ist Ihre Frau zu Hause? Sie muss Ihr Alibi bestätigen.« Petra Vogt
hatte genug gehört.
»Olga
hat Fahrschule, muss gleich kommen.«
»Ihre
Frau soll sich bei uns melden, hier ist meine Karte und lassen Sie den Wagen
stehen. Sie dürfen mit Ihrem abgelaufenen Führerschein nicht fahren. Denken Sie
daran, sonst gibt es Ärger«, ermahnte sie ihn und gab Erik ein Zeichen zum
Aufbruch.
Waldemar
Stein nickte den Kommissaren hinterher und steckte die Karte in die
Jackentasche. Als sie vom Hof fuhren, winkte er ihnen nach und bestieg die
wackelige Leiter.
Kapitel 24
Dennis Winkler trat noch etwas näher an den Badezimmerspiegel
heran und betrachtete sein Gesicht von allen Seiten. Er drehte den Kopf von
links nach rechts und wieder zurück. Als er sich mit der Hand durchs Haar fuhr,
rappelte jemand an der Badezimmertür. Er grinste in den Spiegel und dachte:
Alter Schwede! Nee, Franzmann! Heute bin ich Erster.
»Besetzt!«,
rief er laut und vernehmlich, dann wurde aus dem Rappeln ein Trappeln, denn
Michel schritt eilig die Treppe nach unten zum Gäste-WC hinunter. Er hatte wohl
ein dringendes Bedürfnis.
»Geht
doch«, grinste Winkler wieder in den Spiegel, bürstete sein Haar, putzte sich
in aller Ruhe die Zähne – heute mit besonderer
Intensität – und öffnete den Schrank. Nach der
ausgiebigen Rasur griff er sich das teure Rasierwasser, spritzte sich mehr als
sonst ins Gesicht und lächelte. So lang hatte er noch nie für seine
Morgenhygiene gebraucht. Zeit ist wichtig und kostbar, man sollte sie nicht
mehr als irgendwie nötig vor einem Spiegel verplempern, so seine sonstige
Devise. Heute galt die aber nicht. Es musste ein Exempel statuiert werden. Das
Gläschen mit dem Rasierwasser versteckte er hinter der blauen Verpackung mit
den Tampons. Seine Ex hatte ›für alle Fälle‹ immer welche im Haus.
»Guten
Morgen!«, begrüßte er bestens gelaunt die muntere Frühstücksrunde, die sich im
Esszimmer eingefunden hatte, und jeder am Tisch blickte in seine Richtung. Ein
intensiver Duft nach teurem Rasierwasser erfüllte den Raum.
Michel
schnupperte und fühlte sich überführt. Er wurde rot im Gesicht, mampfte dann
munter an einem Brötchen, das er zuvor in den Milch-Kaffee eingetaucht hatte,
und gab dabei schmatzende Geräusche von sich.
»Hallo
Paps!«, rief Katrin, die Medizinstudentin aus Hannover, die spät in der Nacht
angereist war, und sprang auf. Ihr Stuhl kippte polternd nach hinten um.
Winkler
erschrak, dann strahlte er, als er seine Tochter in der Runde entdeckte.
»Schön,
wieder zu Hause zu sein, ich freue mich, dich zu sehen.« Sie nahm ihn in die
Arme und küsste seine parfümierten Wangen. »Übertreibst du jetzt im Alter?«,
lächelte sie, als ihr der intensive Geruch des Rasierwassers in die Nase
gestiegen war, und drückte ihn an sich.
»Erzieherische
Maßnahme, mein Kind. Alles hat seinen Sinn«, erwiderte er mit einem bösen Blick
auf den schmatzenden Franzosen. Er zog sie an sich und nickte in Richtung des
Freundes von Svenja, der genüsslich an seinem Brötchen lutschte.
»Verstehe.
Nimmt er auch gerne, oder?«
»Reichlich.
Aber damit ist jetzt Schluss. Wie geht es dir? Läuft alles mit dem Studium,
Frau Doktor?«
»Bestens.
Ich bin erst spät aus Hannover hier angekommen und wollte dich nicht wecken.
Kann ich mein Zimmer für zwei oder drei Wochen benutzen? Ich will mich in
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