Fahrstunde in den Tod (Emsland-Krimi) (German Edition)
auf den Balkon klettern sah, schaltete er den Lautsprecher wieder
an.
»Herr
Lorenz, kommen Sie ans Fenster. Ich möchte mit Ihnen reden. Geben Sie auf, das
hat alles keinen Sinn«, versuchte er den Mann abzulenken.
»Sie
sollen abhauen. Ich kann nicht mehr, ich habe Scheiße gebaut. Aber die Sache
hier ist noch nicht zu Ende«, kam es in einer etwas ruhigeren Tonart zurück.
Anscheinend hatte er die Ausweglosigkeit seiner Aktion verstanden.
»Wie
geht es Ihrer Frau? Kommen Sie mit ihr an das Fenster, ich möchte Sie sehen.
Und werfen Sie die Pistole runter.«
Lorenz
ließ nicht lange auf sich warten. Er erschien mit seiner Frau am Fenster und
hielt ihr die Pistole an den Kopf.
»Die
Schlampe wird gleich … «
Weiter
kam er nicht, denn Eckelhoff hatte ihn von hinten überwältigt und ihm die
Pistole aus der Hand geschlagen. Sie fiel polternd auf den Boden, der
Randalierer und Geiselnehmer gesellte sich dazu. Gisela Lorenz kreischte laut,
als sie von de Boer zur Seite gerissen wurde.
»Ruhig,
Frau Lorenz. Es ist vorbei.«
Kapitel 32
Gegen Mitternacht traf Winkler wieder in Lingen ein, seine
Kinder lagen bereits in den Betten und Marianne hatte ihre Wohnung in Dalum
aufgesucht. Leise ging er ins Wohnzimmer, öffnete das Barfach und gönnte sich
einen Cognac im Stehen.
Die
Geiselnahme hätte auch ganz anders verlaufen können, diesmal unterstützte sie
›Kommissar Zufall‹, denn die offen stehende Balkontür war ihre Rettung, dachte
er und kippte das edle Getränk in einem Zug hinunter. Hatte er seinen jungen
Kollegen zu viel zugemutet? Was hätte alles passieren können? Lorenz war bewaffnet.
Dass
es sich bei der Waffe um eine Schreckschusspistole handelte, stellten sie erst
bei seiner Festnahme fest. Als er die beiden losgeschickt hatte, wusste er
nichts davon. Er würde sich bei ihnen nochmals bedanken. Erik hatte sich sehr
gut entwickelt. Seit erst einem knappen Jahr gehörte er zu seinem Team und mit
de Boer und Petra Vogt waren sie schon eine schlagkräftige Truppe.
Er
schüttete sich den zweiten Cognac über den Knorpel, grübelte noch kurze Zeit
über den Mordfall Schuster nach und legte sich anschließend ins Bett.
»Guten
Morgen«, begrüßte er nach ausgiebiger Morgentoilette den jungen Franzosen, der
artig vor der Badezimmertür wartete, »gut geschlafen?«
»Oui,
Dennis. War ein schöner Abend. Gehen wir am Wochenende cachen?«, fragte er im
Vorbeigehen.
»Ja,
wenn nichts dazwischen kommt am Sonntag. Wir machen eine Runde am
Dortmund-Ems-Kanal«, gab er zurück und ging nach unten, wo bereits durch Katrin
das Frühstück vorbereitet worden war. Er nahm seine Tochter in den Arm und
küsste sie wortlos auf die Stirn. Beide hielten nicht viel von langem Gerede am
Morgen, sie drückte ihren Vater und lächelte. Eine Stunde später saß er bereits
wieder im Büro.
»Ist
Lorenz fertig für die Vernehmung?«, wollte Petra von Eckelhoff wissen, als sie
gutgelaunt in das Büro von Winkler trat.
Erik
hatte Kaffee gekocht und Brötchen besorgt, ihm war klar, dass hier jemand
frühstücken wollte. Petra Vogt hatte die Nacht, ebenso wie Keno de Boer, in
einer freien Zelle verbracht. Das machten sie hin und wieder, wenn es sich
nicht lohnte, für wenige Stunden Schlaf extra nach Hause zu fahren. Keno setzte
sich an den Tisch und nickte Winkler zu, der am Schreibtisch saß und seine
e-Mails bearbeitete.
»Keno
und Petra, ihr kümmert euch um Lorenz. Wenn ihr mit ihm fertig seid, besorgt
den Haftbefehl und steckt ihn in U-Haft. Erik, ich möchte mich bei dir noch
einmal für deinen Einsatz bedanken. War eine stramme Leistung, gut gemacht. Ihr
seid ein tolles Team, ihr alle, und es macht mir Freude, mit euch
zusammenarbeiten zu dürfen.«
»Werd
mal nicht sentimental«, sagte Petra und kaute auf ihrem Brötchen herum, »das
ist unser Job, ich mache ihn gerne und die anderen bestimmt auch.«
Keno
nickte in die Runde und errötete leicht. »Ich freue mich, hier arbeiten zu
dürfen. Ich habe übrigens eine Wohnung«, gab er freudestrahlend von sich, »Frau
Blum hat sie mir besorgt. Hier in Meppen, an der Hafenstraße, nicht weit vom
Dienstgebäude entfernt. Am Wochenende ziehe ich dort ein und Möbel sind
reichlich vorhanden.«
»Schön«,
sagte Winkler, »wenn du Unterstützung beim Umzug brauchst, melde dich.« Er
setzte sich zu den Kollegen und begann in die Runde zu fragen.
»Zurück
zu unserem Fall. Petra, erzähl mal. Was hast du über die finanziellen
Verhältnisse von Schuster
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