Fahrstunde in den Tod (Emsland-Krimi) (German Edition)
Scharnhorst-Kaserne bis zu zweitausend Soldaten stationiert hatte,
wurden über diese Rampe die Kampfpanzer eines Panzerbataillons auf Züge
verladen. Winkler, der seinen Wehrdienst beim Panzerbataillon 523 geleistet
hatte, wurde es etwas wehmütig ums Herz, als er vor der Rampe stand und die
Familie begeistert über deren frühere Nutzung berichtete.
»Hier
haben wir verladen und sind auf die Schießplätze nach Bergen-Hohne gefahren.
War eine schöne Zeit und ich möchte sie nicht missen«, sagte er mit wehmütigem
Blick auf das graue Betonteil.
»Da
hinten liegt übrigens ein Cache«, er zeigte in Richtung der Rampe, wo eine
kleine Stahltreppe auf sie hinauf führte.
»Was
für ein Ding?«, wollte Svenja wissen und kuschelte sich in den Arm von Michel.
»Ein
Geocache. Noch nie was davon gehört?«
»Ich
bin auch Geocacher«, antwortete Michel in gebrochenem Deutsch und zog sein
Smartphone aus der Jackentasche, »den logge ich sofort.«
Winkler
strahlte. Erst die Überraschung mit den Weinbergen in Frankreich, dann die
Karten für heute Abend und nun ist der Junge auch noch Cacher! Besser geht es
ja kaum, stellte er fest und freute sich.
»Habe
achthundertdrei Tradis, dreiundzwanzig Misteries und achtzehn Trackables«,
grinste Michel und ging zur Rampe. »Hab ihn, war einfach«, rief er nach einer
Minute und zeigte eine schwarze Dose. Während er sich mit seinem Smartphone beschäftigte,
erklärte Winkler dem Rest der Familie, was Geocaching bedeutet und wie es
funktioniert.
»Geocaching
ist ein sehr modernes Spiel, es ähnelt der Schnitzeljagd und wird mit
GPS-Geräten gespielt. Jemand versteckt einen Behälter in dem sich ein Logbuch
befindet. Dann gibt er auf einer Internetseite die Koordinaten bekannt, anhand
denen dann gesucht wird. Findet ein anderer Geocacher den Cache, trägt er sich
in das Logbuch ein und teilt dies auf der Internetseite mit. Es gibt auf der
ganzen Welt mehr als zwei Millionen Verstecke.«
Winkler
blickte in die Runde. Kollektives Schulterzucken sagte ihm, dass sie nicht
verstanden hatten, was er ihnen erzählt hatte. Er nahm sich vor, es ihnen
später nochmal zu erklären.
»Michel,
wir werden am Wochenende zusammen losziehen, Lingen hat sehr viele Cache. Dabei
kannst du gut die Stadt kennenlernen.« Er klopfte dem Jungen auf die Schulter
und Svenja verstand die Welt und ihren Vater sowieso nicht mehr.
Sie
saßen nebeneinander in Reihe zwei. Nachdem mit einem riesigen Feuerball und
gleichzeitigem Knall das Tanzvergnügen eröffnet wurde, klingelte Winklers
Handy. Er stand auf, entschuldigte sich zuerst bei seiner Familie, dann bei den
anderen Zuschauern in der Reihe und zwängte sich an ihnen vorbei zum Ausgang.
»Was
ist los, Petra? Ich bin in der Emslandhalle bei ›Magic of the Dance‹.« Er hatte
den Vorraum mit der Garderobe erreicht und konnte wegen des lauten Spektakels
auf der Bühne erst jetzt verstehen, was sie von ihm wollte.
»Der
Mann von Gisela Lorenz hat seine Frau als Geisel genommen und will sich und sie
umbringen. Ich bin an seiner Wohnung und die Kollegen der Schutzpolizei sind
mit drei Streifenwagen vor Ort«, informierte sie ihn.
»Was
ist los? Geiselnahme der eigenen Frau?«, erwiderte er und ließ sich seine Jacke
von der Garderobenfrau geben. »Ich komme gleich. Wo wohnen die Lorenz?«
»Am
Lerchenweg in Meppen. Eckelhoff und de Boer sind informiert. Der Mann macht
hier ein Riesentheater, die halbe Wohnungseinrichtung liegt bereits auf der
Straße«, gab sie einen Überblick.
»Ich
bin schon unterwegs, versuche den Idioten zu beruhigen«, sagte Winkler, eilte
zurück in die Veranstaltung und flüsterte seiner Marianne ins Ohr, dass sie ein
Taxi nehmen sollten.
Mit
Blaulicht und eingeschalteter Sirene raste er zur Umgehungsstraße. Auf der
B 70 gab er Vollgas und schaffte den Weg nach Meppen in neunzehn Minuten.
So
sollte ich immer zur Arbeit fahren, dachte er, als er zwei Lkws überholt hatte.
Kapitel 31
Nach einem Stuhl flog der Fernsehapparat in hohem Bogen durch
das Fenster und landete auf dem Gehweg. Der Schutzpolizist war erschrocken zur
Seite gesprungen und dem Teil noch rechtzeitig ausgewichen. Er hatte nicht
damit gerechnet, dass das Flachbildgerät, so eins, wie er es sich seit Jahren
gewünscht hatte, sich vor seinen Füßen pulverisierte. Der Mann in der Wohnung
musste wirklich was am Schädel haben, dachte er. Wie kann man so ein Gerät aus
dem Fenster werfen? Mit dem Fuß schob er ein Teil zur Seite. Samsung las er auf
dem
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