Fahrstunde in den Tod (Emsland-Krimi) (German Edition)
sich mit der tätowierten Hand, die war nicht so
professionell gemacht, durchs Haar und starrte nun an beiden vorbei in den
großen Wandspiegel.
»Sie
haben gestern Ihre Frau als Geisel genommen und damit gedroht, sie zu
erschießen. Warum haben Sie das getan?« Der junge Kommissar legte beide Hände
vor sich auf den Tisch und saß kerzengerade auf dem Stuhl.
Wegen
seiner Körpergröße musste Lorenz zu ihm hochschauen, als er antwortete. »Sie
hat mir beim Abendbrot gestanden, dass sie mit dem Fahrlehrer gevögelt hat.
Deswegen.«
Petra
sah de Boer an und zog ihre Augenbrauen hoch, dann warf sie ihrem Gegenüber
einen giftigen, missachtenden Blick zu. Sie mochte diese Type nicht. Männer,
die ihre Frauen schlagen, hasste sie abgrundtief. Am liebsten wäre sie
aufgestanden und hätte ihm in die Fresse gehauen.
»Und
da haben Sie beschlossen, Ihre Frau zu verprügeln und ihr einen Zahn
auszuschlagen?«
»Selbst
schuld. Ich kann mit meiner Frau machen, was ich will. Sie hat mit dem Schuster
gefickt und das einige Monate lang. Also, selbst schuld.«
In
Petra begann es langsam zu brodeln, sie legte nun ebenfalls ihre Hände auf den
Tisch und befahl ihnen dort zu bleiben, sonst hätten sie sich wie von selbst um
den Hals des Ekelpaketes vor ihr gelegt. Sie blickte auf seine langen
Fingernägel , die für die Verletzungen seiner Frau mitverantwortlich gewesen
waren, und zwang sich zur Selbstbeherrschung.
»Was
halten Sie davon, wenn Sie sich etwas gewählter ausdrücken würden. Wir sind
zivilisierte Menschen und keine Tiere. Haben Sie mich verstanden, Herr
Lorenz?«, zischte sie leise.
De
Boer streckte seinen Oberkörper und überragte Lorenz mindestens um zwei
Kopfgrößen, das machte Eindruck.
»Geht
klar. Trotzdem sehe ich die Sache so wie gerade gesagt. Ich habe nichts
zurückzunehmen.«
»Sie
wussten erst seit gestern von dem Verhältnis Ihrer Frau?«, führte de Boer die
Vernehmung weiter und behielt die Ruhe. Er hatte bemerkt, dass Petra Vogt
schwer an sich halten musste.
»Wieso
ist das so wichtig?«
De
Boer beantwortete seine Frage nicht, er hatte eine andere Strategie geplant.
Wenn er ihm gesagt hätte, dass er sich dann wegen des Mordes an Schuster
verdächtig machen würde, hätte er bestimmt mit ja geantwortet. »Beantworten Sie
meine Frage, Herr Lorenz, ich stelle die Fragen, Sie antworten.«
»Ich
muss hier eigentlich überhaupt nichts sagen. Ich meine ohne Rechtsbeistand, und
weil ich mir keinen leisten kann, müssten Sie mir einen Pflichtverteidiger zur
Seite stellen. So sieht das aus!« Lorenz grinste ihn an.
Petra
hüstelte und schob ihr Handy zu ihm über den Tisch. »Hier, Sie können Ihren
Anwalt anrufen.«
Lorenz
sah durch sie hindurch. Er hasste Frauen, die sich ihm in den Weg stellten und
so dominant auftraten. Das war er von seiner Gisela nicht gewohnt, die kuschte
und fertig. »Ich komme hier auch alleine klar«, erwiderte er und schob das
Handy über den Tisch zurück.
»Blöde
Kuh, welchen Anwalt soll ich anrufen? Ich könnte ja mal mit dir vor die Tür
gehen.« Petra ließ sich nicht provozieren.
»Beherrschen
Sie sich! Seit wann wussten Sie von dem Verhältnis Ihrer Frau?«, riss de Boer
ihn aus seinen Gedanken.
»Seit
gestern. Das ist die Wahrheit.«
»Hat
sie Ihnen erzählt, wo sie sich getroffen haben?«
»Ja,
sie haben es in der Jagdhütte getrieben, wie die Karnickel.«
»Wissen
Sie, wo die Hütte liegt?«
»Nein,
keine Ahnung. Ist mir auch scheißegal. Kann ich einen Kaffee haben?«
»Kaffee
gibt es nebenan, beim Bäcker«, konterte Petra. »Sie sind also am Sonntagabend
mit Ihrem Laster auf Tour gefahren und Ihre Frau hat sich mit Schuster
getroffen. Wo waren Sie eigentlich am Montagabend in der letzten Woche. So um
zweiundzwanzig Uhr?«
»In
München, da bin ich immer montags, ich fahre meistens die gleiche Tour«, gab er
grinsend zurück und starrte sie mit gierigen Augen an.
Petra
hielt seinem Blick stand und zog die Augenbrauen etwas nach unten, das
verfinsterte ihren Blick. »Gibt es Zeugen?«, fragte sie.
»Ne
ganze Menge. Ich übernachte am Abladeplatz, mit weiteren Fernfahrern. Fragen
Sie in meiner Firma nach, die geben Ihnen die Namen der Kollegen.« Er starrte
sie weiter an und fuhr sich mit der Zunge über die Lippen.
Sie
ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Dem Kerl möchte ich einmal im Dunkeln
alleine begegnen, wünschte sie sich in Gedanken, dem würde ich so was von in
die Eier treten, dass er nie wieder in seinem Leben Frauen
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