Fahrstunde in den Tod (Emsland-Krimi) (German Edition)
hielt sie nah an
seine Augen, las das Etikett: Chateau LarozeGrand Cru Classe St.Emilion
Bordeaux 1990. Kommt aus der Ecke von Michel, sinnierte er, verließ den Keller
und kehrte zu Katrin zurück.
»Der
ist noch älter, als ich damals war, als ich deine Mutter geheiratet habe. Sie
weiß nichts von dem Wein«, sagte er und legte einen Finger auf die Lippen.
»Papa,
wir sollten den mit Mama trinken.«
»Quatsch.
Ich habe noch zwei davon. Heute ist so ein Tag, da sollten wir den genießen«,
erwiderte er und öffnete die Flasche.
Vater
und Tochter redeten und lachten viel, gegen elf verabschiedeten sie sich und
fielen in ihre Betten.
»Habt
ihr den gestern getrunken?«, fragte Michel seinen zukünftigen Schwiegervater
beim Frühstück, während er mit prüfendem Blick die leere Flasche in den Händen
drehte und das Etikett las. »Der kostet heute unter Freunden locker
hundertzwanzig Euro.«
»Und?«,
fragte Winkler zurück. Das Brötchen blieb ihm fast im Halse stecken, als er den
Preis hörte.
Katrin
zog die Schultern hoch und legte ihre Hand auf die des spendablen Vaters. »Habe
ich geschenkt bekommen«, rettete sie die Situation.
»Danke,
Katrin!«, sagte Winkler, als er mit ihr alleine am Tisch saß und Michel mit
Svenja in Richtung Osnabrück aufgebrochen waren, »ich habe noch zwei Flaschen.
Wenn du das Examen bestanden hast, leeren wir eine weitere.«
Auf
der Fahrt nach Meppen tippte er die Nummer von Ines Schuster in das Autotelefon
und war etwas überrascht darüber, dass sie sich sofort meldete.
»Frau
Schuster, guten Morgen! Schön, dass Sie zu Hause sind. Haben Sie Zeit für ein
paar Fragen? Ich bin in zehn Minuten bei Ihnen.«
»Ja,
kein Problem. Heute ist mein letzter freier Tag, so allmählich kehrt hier
wieder die Normalität ein. Wir haben Prüfung, ich bin in der Fahrschule. Worum
geht es denn?«
»Wir
haben gestern einen Herrn Maximilian Reichert festgenommen. Kennen Sie den
Mann?«
»Ja,
den kenne ich«, antwortete sie nach einer längeren Pause, die ihm verdächtig vorkam.
»Und weshalb fragen Sie?«
»Das
erzähle ich Ihnen gleich. Also, bis später.«
Winkler
musste wegen Rotlichts an der Kreuzung auf der B 70, an der Schuster
gestorben war, warten und verfolgte belustigt seine Lieblingssendung im Radio.
Auf NDR 2 wurde im Frühstücksradio über den plötzlich über die Menschheit
hergefallenen Sommer berichtet. Stefanie und Georg Ahlers teilten den
interessierten Hörern mit, dass jetzt der Kalender durch die Regierung geändert
werden solle. Eine Jahreszeit, nämlich der Frühling, solle für immer gestrichen
werden. Udo hatte auch schnell einen Schuldigen gefunden. Der
Landwirtschaftsminister sei wegen der vielen Ausdünstungen der Kühe
verantwortlich am Klimawandel und den schwarzen Löchern. Opa Gehrke behauptete,
er wäre in der Lage, die Kuhfürze einzufangen und abzufackeln.
Winkler
schmunzelte und bog links ab, dann informierte er Petra Vogt über seinen Besuch
bei der Fahrschule Schuster.
Kapitel 39
Ines Schuster trug keine Trauerkleidung, wozu auch? Das Leben
ging auch ohne Gerd weiter und nach seiner Beerdigung hatte sie mit ihm und
seinem Lebenswandel abgeschlossen. In Jeans und hellem Pullover saß sie im Büro
und besprach mit Olfens, wie es mit den Fahrschulen weitergehen sollte.
»Rainer,
ein halbes Jahr kann ich als Witwe die Fahrschule führen, dann musst du
übernehmen.«
»Kein
Thema!«, gab er zurück.
Sie
rollte mit den Augen und schüttelte den Kopf. »Das Motto hat mich schon lange
genervt. Ab sofort streichen wir aus allen Unterlagen diesen schwachsinnigen
Spruch. Auch von den Autos, verstehen wir uns?«
»Kein
…, äh, geht klar!«, gab er zurück. »Die Kripo kommt«, sagte er weiter, als
Winkler aus dem Wagen ausgestiegen war und ihn durch das Fenster grüßte.
»Frau
Schuster, kann ich Sie alleine sprechen?«
Olfens
hatte verstanden, er erhob sich und verließ das Büro. Draußen steckte er sich
eine Zigarette an, grübelte über einen neuen Leitspruch der Fahrschule nach, da
sprach ihn ein älterer Herr an.
»Sind
Sie von der Fahrschule?«
»Ja.
Möchten Sie sich anmelden?«
Der
ältere Herr lächelte und schüttelte den Kopf. Dann griff er in die Hosentasche.
»Nein.
Ich möchte hier etwas abgeben, ich glaube, es hat jemand von Ihnen verloren.
Die Adresse der Fahrschule steht auf der Rückseite«, erwiderte er und reichte
ihm ein Handy. Olfens erkannte das Gerät sofort, es gehörte seinem Chef. Er
ließ den Mann stehen und trat
Weitere Kostenlose Bücher