Fahrstunde in den Tod (Emsland-Krimi) (German Edition)
verheiratet
und ich noch sehr jung und naiv. Damals ging es uns finanziell recht gut. Neben
den Zulagen, die Gerd zu seinem Gehalt bekam, schickte er mir zusätzlich einmal
im Monat einen größeren Betrag per Feldpost. Er sagte als Ersatz für die
Trennung.«
»Was
heißt größere Beträge?«, unterbrach Winkler sie. Bei ihm läuteten plötzlich die
Alarmglocken.
»Zweitausend
Dollar.«
»Dollar?
Und er hat sie per Post geschickt?«
»Ja.
Ich habe das Geld hier bei abwechselnden Banken getauscht und auf unser Konto
eingezahlt.«
»Er
hat also insgesamt zwölftausend Dollar per Post geschickt? Hat er erzählt,
woher das Geld stammte?«
»Es
waren zehntausend, die er mir geschickt hatte. Er hat mir erzählt, dass er im
Einsatz einige Geschäfte mit der einheimischen Bevölkerung gemacht hätte. Das
meine ich mit Andeutungen.«
Winklers
Alarmglocken läuteten immer noch. Er trank das Glas leer und kratzte sich am
Hinterkopf. »Woher kam das Geld für die Grundstücke?«
»Herr
Winkler, das weiß ich nicht. Er hat es mir nicht erzählt.«
»Ist
es möglich, dass er damals, als er regelmäßig Geld aus dem Ausland schickte,
noch mehr davon hatte und Sie darüber im Unklaren ließ?«
»Keine
Ahnung. Zuzutrauen wäre es ihm auf alle Fälle«, antwortete sie und zuckte mit
den Achseln.
Mit
dem gefundenen Handy in der Tasche und einer Ahnung davon, woher das viele Geld
stammen könnte, verließ er die Frau und fuhr zur Dienststelle.
Kapitel 40
Petra blickte erschrocken auf, als Winkler in ihr Büro trat,
sie aus ihren Gedanken riss und den Beutel mit dem Handy auf den Tisch legte.
»Hier
ist das Handy von Schuster, es wurde bei der Fahrschule abgegeben und es gibt
außerdem neue Hinweise über die Herkunft des Geldes, mit dem er sich unter anderem
an den Grundstücken beteiligt hat.«
Sie
zog den Beutel zu sich und betrachtete das Gerät von allen Seiten. »Der Akku
wird leer sein«, bemerkte sie, als sie das Gerät eingeschaltet hatte, es aber
nicht reagierte. »Es ist zufällig vom gleichen Hersteller wie meins. Soll ich
mal das Netzgerät anschließen?«
Winkler
nickte und setzte sich, während Petra sich Handschuhe überstreifte. Sie nahm
das Handy aus dem Beutel und stöpselte es an ihr Netzgerät an. Es meldete:
»Sim-Karte einlegen«.
»Pech
gehabt, vielleicht finden wir etwas im internen Speicher?« Petra steckte ihre
Sim-Karte ein. Sie durchsuchte den internen Speicher nach Bildern, Ruflisten
und abgespeicherten Adressen.
»Damit
kann ich mich noch den ganzen Tag beschäftigen. Was hast du sonst für Neuigkeiten?«
Sie legte das Handy zur Seite und lehnte sich zurück.
»Schuster
hat größere Dollarbeträge in bar per Post an seine Frau geschickt, als er 1999
im Auslandseinsatz war. Dort muss er eine Geldquelle angezapft haben.
Zehntausend Dollar hat er in sechs Monaten geschickt. Vielleicht findest du
eine Spur in seinem Handy?«
Petra
griff wieder zum Handy und zappte durch das Menü. Sie sah sich zwei Fotos von
Fahrschülern an, die freudestrahlend den Führerschein in der Hand hielten und
in die Kamera lächelten, und legte das Gerät wieder auf den Tisch. »Mach ich
gleich«, erwiderte sie.
»Erik
hat mir gestern erzählt, dass Schuster und Reichert in den Neunzigern beim Bund
waren. Es könnte ja sein, dass sie zusammen im Ausland eingesetzt waren. Die
Frage wird er mir gleich beantworten müssen. Wo ist der überhaupt?«, fragte
Winkler.
»Der
sitzt im Keller in seiner Zelle und wartet auf seine Vernehmung. Wenn du
möchtest, komme ich mit«, bot sie an.
»Nein,
lass mal. Ich nehme Keno mit. Durchsuche das Handy und Erik soll beim
Kreiswehrersatzamt die Akten von Schuster und Reichert besorgen.«
Kettenraucher
Reichert hatte gefrühstückt und vermisste seine Zigaretten. Weil er begonnen
hatte zu randalieren und sich aufführte wie ein Junkie, zeigte de Boer sich
gnädig und ging mit ihm vor die Tür.
»Zwei
Zigaretten, Herr Reichert, dann möchten wir mit Ihnen sprechen«, sagte er und
behielt den in Handschellen rauchenden Mann im Auge.
Reichert
benötigte nur zehn Minuten, um den Nikotinspiegel wieder auszugleichen. De Boer
führte ihn in den Vernehmungsraum und nahm ihm die Handschellen ab. Winkler
ließ nur kurz auf sich warten und setzte sich mit einem begrüßenden Nicken zu
den beiden an den Tisch.
»Herr
Reichert, na, wie war die Nacht?«, begrüßte er den Festgenommenen und lächelte
ihn an.
»Kurz«,
antwortete er und erwiderte sein Lächeln, »wenn ich jetzt noch
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