Fahrstunde in den Tod (Emsland-Krimi) (German Edition)
Katrin
ergriff seine Hand.
»Ach,
war nur eine Frage. Vergiss es!« Er drückte ihre Hand und erhob sich, denn
Eckelhoff hatte mit der Hupe sein Eintreffen angekündigt.
»Sind
die Kollegen in Rheine informiert?«
»Ja,
wir treffen uns in der Nähe der Fahrschule, ich funke sie gleich an«,
beantwortete Erik seine Frage und bog auf die Umgehungsstraße, die an Lingen
vorbeiführte.
Winkler
hing seinen Gedanken nach, Katrin hatte also beschlossen, ihn für zwei Jahre zu
verlassen, um Kindern in Afrika zu helfen. Bereits jetzt fehlte ihm seine
›Große‹, aber bis zur Approbation dauerte es noch mindestens ein Jahr,
beruhigte er sich.
»Schuster
hat sich oft mit Gisela Lorenz per SMS verabredet. Immer zur ›JH‹. Er hat das
gleiche Kürzel verwendet und jetzt haben wir es auch schriftlich, dass sie ein
Verhältnis hatten«, sagte Erik in Winklers Gedanken hinein.
»Der
hat so manchen Meter außer Haus gemacht, wenn du verstehst, was ich meine«, gab
er zurück, als sie die A 31 unterquerten. »Du musst links ab.«
»Ich
weiß, wo ich hin muss. Dreizehn eins kommen! Hier Eckelhoff, Kripo Meppen«,
funkte er die Kollegen an. Er vereinbarte den Treffpunkt und hängte den
Handapparat des Funkgerätes ein.
»Ich
habe noch drei ältere SMS von Reichert an Schuster gelesen. Auch in denen ging
es um Geld und alte Zeiten. Teilweise habe ich nicht verstanden, worum es darin
ging. Aber eins ist sicher: Die beiden müssen in den Neunzigern zusammen beim
Bund gewesen sein. Sie kennen sich also seit über zwanzig Jahren. Leider konnte
ich aus Zeitgründen noch keinen Kontakt mit der Bundeswehr knüpfen, das werde
ich morgen nachholen. Wie gehen wir übrigens vor?«, fragte er nach dem
Funkkontakt und seinen Ausführungen.
»Ich
gehe in die Fahrschule und melde mich. Dann werden wir sehen. Du stellst dich
abseits in Deckung, hältst Kontakt zu den Kollegen und beobachtest mich durch
die Scheiben. Ich gehe davon aus, dass der Fahrschulraum große Fenster hat.
Alles Weitere wird sich ergeben. Der Überraschungseffekt wird ihn
wahrscheinlich umhauen und wir nehmen ihn fest.«
»Hallo!
Wir hatten heute telefoniert, wegen des Motorradscheins, Dulle mein Name«,
sagte Winkler, nachdem er in den verqualmten Raum getreten war und einen
Rundumblick vollzogen hatte. Ziemlich schlecht eingerichtete Bude, dachte er,
alles etwas schmuddelig. Die mit Hieroglyphen oder sonstigen Zeichen
vollgekritzelte Wandtafel passte gut ins Bild. Der Fahrschulleiter legte wohl
kein besonderes Augenmerk auf Ordnung und Sauberkeit, war sein erster
Eindrucck.
Am
Schreibtisch vor der Wandtafel hockte Reichert hinter dem Notebook und rauchte.
»Du bist aber pünktlich«, erwiderte er, warf ihm einen kurzen Blick zu, schaute
dann auf seine Uhr und drückte die Zigarette im überquellenden Aschenbecher
aus. Auf der Tastatur und der Schreibtischunterlage lag reichlich Zigarettenasche.
»Setz
dich doch!«, forderte er Winkler auf, wies auf die erste Reihe von eng
aneinander stehenden Stühlen mit Klappbrettern, die zum Schreiben ausgeklappt
werden konnten, und griff zur Schachtel Marlboro. Nachdem er sich eine neue
Zigarette angesteckt hatte, griff er in eine Schublade des Schreibtisches und
zog ein Formular heraus.
Winkler
quetschte sich in den engen Stuhl und schlug die Beine übereinander. Gespannt
wartete er darauf, wie es weitergehen sollte.
»Hast
du einen Ausweis mit?«, blauer Qualm vernebelte den sowieso schon nebeligen
Raum.
Winkler
hüstelte. »Ja, den hier!« Er hielt die Polizeimarke hoch und ließ ihn noch
einmal an der Zigarette ziehen. »Kripo.«
Kapitel 37
Reichert lehnte sich zurück und blies den Rauch in Winklers Richtung.
Der Kettenraucher im karierten Hemd und Jeans zeigte keinerlei Regung oder sich
in irgendeiner Weise überrascht.
Winkler
sagte erst mal nichts, sondern steckte die Polizeimarke wieder ein. Er musterte
den Mann. Drahtige, sportliche Figur, schlank, etwas ergrautes Haar und kluge
Augen. Diese Augen musterten ihn ebenfalls. Winkler fühlte sich wie ein
Nebenbuhler, der im fremden Revier auf den Platzhirsch gestoßen war, und hielt
seinem Blick stand. Nach fünfzehn Sekunden gegenseitigem Beäugen brach er die
Stille.
»Ich
heiße nicht Dulle, sondern Winkler und komme aus Meppen. Den Führerschein für
das Motorrad habe ich an der Polizeischule gemacht.«
»Dann
ist das ja schon mal geklärt. Was möchten Sie denn von mir? Sie wissen, dass
Sie sich außerhalb Ihres Hoheitsgebietes aufhalten?« Reichert
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