Fahrstunde in den Tod (Emsland-Krimi) (German Edition)
polternd in das Büro. Winkler und Ines Schuster
blickten erschrocken auf.
»Das
Handy von Gerd ist aufgetaucht. Der Mann da draußen hat es gerade abgegeben«,
platzte es aus ihm heraus und er begann, daran herumzufummeln.
»Nichts
machen«, antwortete Winkler schnell, da hatte Olfens bereits versucht, das
Gerät anzuschalten, »vielleicht finden wir noch Spuren.«
»Geht
nicht an«, stellte Olfens mit einem unschuldigen Schulterzucken fest und
reichte das wichtige Beweisstück an Winkler weiter. Der ließ es in einer
Plastiktüte verschwinden.
»Ich
bin gleich zurück«, sagte er an Frau Schuster gewandt und zwängte sich an
Olfens vorbei nach draußen. Der ältere Mann blickte ihn erstaunt an.
»Haben
Sie das Handy gefunden? Ich bin von der Kripo Meppen, Winkler mein Name. Herr
…?«
»Abeln
ist mein Name. Nein«, erwiderte er, »mein Sohn. Allerdings ist er auf Montage,
deswegen hatte er mich gebeten, es hier abzugeben.«
»Wo
und wann wurde es gefunden?«
»Gestern
Abend. Mein Sohn ist mit unserem Hund durch den Wald gelaufen, da hinten«, er
zeigte mit einer Kopfbewegung in die Richtung, in der die Jagdhütte ungefähr
lag, »am Waldrand.«
Winkler
konnte es nicht fassen, dass eine Hundertschaft der Bereitschaftspolizei das
Gebiet abgesucht und nichts gefunden hatte. Das konnte nicht sein, deswegen
hakte er nach.
»Hat
Ihr Sohn Ihnen gesagt, wo er es genau gefunden hat?«
Der
Mann fasste sich ans Kinn und versuchte sich zu erinnern. »Nein, nicht genau.
Der Hund hatte im Boden gewühlt, das macht er immer, wenn er Hasen aufspürt.
Als ihn mein Sohn von einem Hasenbau weggezogen hatte, fanden sie das Telefon.
Und jetzt bin ich hier, um es abzugeben.«
»Danke,
dass Sie es sofort zurückgebracht haben. Herr Abeln, hier ist meine Karte. Ihr
Sohn soll sich bei uns melden, richten Sie ihm das bitte aus«, verabschiedete
er sich und betrat wieder das Büro.
»Frau
Schuster«, nahm er die Unterhaltung wieder auf, »wir haben gestern Maximilian
Reichert festgenommen. Sie sagten mir, dass Sie ihn kennen würden.«
Sie
spielte nachdenklich mit ihrer Halskette, als sie antwortete. »Ja, natürlich.
Ich habe ihn kennengelernt, da war er mit Gerd noch bei der Bundeswehr. Er hat
hier in der Fahrschule ausgeholfen. Und warum haben Sie ihn festgenommen?«
»Wir
haben über eine SMS, die er Ihrem Mann geschickt hatte, von seiner Existenz
erfahren. Das geht auch ohne Handy.«
Sie
zog erstaunt die Augenbrauen hoch. »Und deswegen haben Sie ihn verhaftet?«
»Er
hatte sich mit Ihrem Mann verabredet. Für den Montagabend, als er ermordet
wurde. Um halb zehn an der Jagdhütte. Wir gehen nun davon aus, dass dieses
Treffen auch stattgefunden hat.«
Winkler
setzte sich wieder und schlug die Beine übereinander, die Frau blickte ihn
gespannt an.
»Und
warum soll er Gerd umgebracht haben? Sie waren doch Freunde. Kannten sich seit
langer Zeit und waren gemeinsam beim Bund, das schweißt zusammen. Ich kann mir
das überhaupt nicht vorstellen. Allerdings hatte Gerd Geheimnisse, er hat mir
nicht viel von der gemeinsamen Zeit bei der Bundeswehr erzählt, nur Andeutungen
gemacht«, erzählte sie und erhob sich.
»Möchten
Sie was trinken?« Sie hantierte an der Kaffeemaschine und goss sich eine Tasse
ein.
»Gerne.
Ein Wasser bitte. Was für ein Mensch ist Reichert? Erzählen Sie mir etwas über
ihn.«
»Hm,
er ist nicht schwer zu beschreiben«, sagte sie und öffnete den Kühlschrank.
»Max ist ein Lebemann und mit Geld konnte er nicht umgehen.« Sie nahm eine
Flasche Wasser heraus und stellte sie auf den Tisch. Nachdem sie ein Glas
eingegossen hatte, erzählte sie im Stehen weiter. Winkler trank einen Schluck,
während sie die Flasche zurückstellte und sich wieder ihm gegenüber setzte.
»Er
hat damals in Rheine eine Fahrschule eröffnet. Die lief erst recht gut, dann
blieben ihm die Kunden aus und er ist bei uns gefahren. Ich kam an den
Prüfungstagen mit ihm ins Gespräch«, erinnerte sie sich und nippte an ihrer
Tasse.
Mittlerweile
hatte Winkler Verständnis für die Frau entwickelt, er bezeichnete sie in
Gedanken auch nicht mehr als ›Schwarze Witwe‹. Er ahnte, was sie in den letzten
Jahren mit dem fremdgehenden Mann alles durchgemacht hatte, und zeigte für sie
Verständnis. Freundlich lächelte er sie an, als er weiter fragte.
»Was
waren das für Andeutungen, die Ihr Mann machte? Ich meine, zur Zeit, als er beim
Bund war?«
»Er
war 1999 in Sarajevo. Sechs Monate am Stück. Wir waren vier Jahre
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